Die Inflation in der Eurozone steigt weiter – und lag zuletzt sogar leicht über dem Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Verbraucherpreise erhöhten sich im Mai gegenüber dem Vorjahresmonat um 2,0 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat am Dienstag in Luxemburg mitteilte. So hoch hatte die Inflationsrate zuletzt im November 2018 gelegen. Experten hatten im Schnitt nur mit einer Rate von 1,9 Prozent gerechnet. Im Vormonat hatte die Rate noch 1,6 Prozent betragen.
Besonders deutlich verteuerte sich abermals Energie, die gegenüber dem Vorjahresmonat 13,1 Prozent teurer war. Alle anderen Produktkategorien verteuerten sich unterdurchschnittlich. Die Preise von Dienstleistungen erhöhten sich auf Jahressicht um 1,1 Prozent. Die Preise von Lebens- und Genussmittel sowie von industriell gefertigten Gütern stiegen jeweils um weniger als ein Prozent. Die Kerninflation ohne Energie und Lebensmittel stieg von 0,7 auf 0,9 Prozent.
Zentralbank sieht keinen Grund zur Besorgnis
Volkswirte sehen aber keinen anhaltenden Inflationsdruck. »Den globalen Anstieg der Rohstoffpreise bekommen die Verbraucher im Euroraum derzeit vor allem in Form steigender Energiepreise zu spüren«, sagte Commerzbank-Volkswirt Christoph Weil. Der unterliegende Preisauftrieb sei aber weiterhin schwach. Die Kerninflation dürfte laut Weil zwar in der zweiten Jahreshälfte steigen. Dies sei aber auf die vorübergehende Senkung der Mehrwertsteuersätze in Deutschland im zweiten Halbjahr 2020 zurückzuführen.
Die EZB strebt mittelfristig eine Inflationsrate von knapp zwei Prozent an. Obwohl der Wert nun leicht überschritten wird und ein weiterer Anstieg erwartet wird, hat die Notenbank bereits erklärt, geldpolitisch nicht tätig zu werden. Sie betrachtet den Anstieg als zeitweilig, da er eine Folge des Preiseinbruchs in der ersten Coronawelle vor einem Jahr sei. Auch die derzeitigen Engpässe im Welthandel, die viele Rohstoffe und Vorprodukte verteuern, erachtet die EZB bisher als temporär.
Eurozone: Inflation steigt über Zielmarke der Europäischen Zentralbank - DER SPIEGEL
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