Der Immobilienkonzern Vonovia treibt seine Pläne zur Übernahme des Konkurrenten Deutsche Wohnen voran. Vonovia hat nun die Pläne für den Erwerb des Berliner Konzerns beim Bundeskartellamt zur Prüfung angemeldet, wie das Amt auf seiner Internetseite mitteilte. Die Wettbewerbshüter hatten im Jahr 2015 bereits einen ersten Versuch Vonovias, den kleineren Konkurrenten zu schlucken, geprüft und ohne Auflagen freigegeben.
Eine marktbeherrschende Stellung von Vonovia oder eine Beeinträchtigung des Wettbewerbs im Sinne des Kartellrechts sei durch die Übernahme nicht zu erwarten, hatten die Wettbewerbshüter damals entschieden, der Übernahmeversuch scheiterte aber. Nun nimmt Vonovia einen neuen Anlauf, den Vorstand und Aufsichtsrat der Deutschen Wohnen unterstützen.
Ökonom Fratzscher: Fusion durchaus problematisch
Der Ökonom Marcel Fratzscher sieht diesen erneuten Übernahmeversuch dagegen sehr kritisch. »Eine Fusion der beiden größten privaten Immobilienkonzerne Deutschlands ist problematisch, da es dadurch weniger Wettbewerb geben dürfte und die Marktmacht des neuen Konzerns noch stärker wird«, sagte der Chef des in Berlin ansässigen Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in der vergangenen Woche.
Bereits jetzt hätten beide Konzerne in vielen Regionen einen erheblichen Einfluss auf den Wohnungsmarkt, sowohl auf Mietpreise als auch auf Kaufpreise. Er sagte: »Ich vermute, dass das Kartellamt dies ähnlich kritisch sehen wird und daher die Chancen für eine Fusion nicht sehr hoch sind.«
Vonovia bietet für die Nummer zwei auf dem deutschen Wohnungsmarkt mehr als 18 Milliarden Euro. Je Aktie will das Unternehmen 52 Euro zahlen. Einschließlich der Dividende für das Jahr 2020 winken den Anteilseignern des vor allem in Berlin vertretenen Unternehmens 53,03 Euro. Zusammen kommen die beiden einzigen Immobilienkonzerne im Leitindex Dax auf einen Börsenwert von rund 48 Milliarden Euro und auf mehr als 550.000 Wohnungen im Wert rund 80 Milliarden Euro.
Deutsche-Wohnen-Chef Michael Zahn wirbt unterdessen bei den eigenen Aktionären für eine Annahme des Kaufangebots. Es gehe darum, »Antworten zu finden im Hinblick auf die fortlaufende Regulierung, die wir auch in Zukunft erwarten dürfen«, sagte Zahn. Er nannte als Beispiel die Umlage der CO₂-Steuer, die künftig auch von Vermietern mitgetragen werden könnte.
Mit dem Berliner Senat haben sich beide Konzerne auf den Verkauf von rund 20.000 Wohneinheiten an das Land geeinigt. Zudem wollen sie in den nächsten drei Jahren die jährlichen Mietsteigerungen auf höchstens ein Prozent im Jahr begrenzen. Die Deutsche Wohnen ist Berlins größer Privatvermieter und vermietet in der Hauptstadt bislang rund 114.000 Wohnungen. Bundesweit sind es insgesamt 155.000.
Vonovia schluckt Deutsche Wohnen: Kartellamt nimmt Großfusion am Berliner Wohnungsmarkt unter die Lupe - DER SPIEGEL
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