Stand: 10.07.2021 12:38 Uhr
Um Kapital zu bekommen, sind viele chinesische Start-ups in den USA an die Börse gegangen. Nun hat China Regeln erlassen, die Börsengänge im Ausland deutlich erschweren. Die größten Volkswirtschaften entkoppeln sich damit weiter.
Von Steffen Wurzel, ARD-Studio Shanghai
In China können Konzerne aus der boomenden Tech- und Online-Industrie künftig nicht mehr ohne Weiteres im Ausland an die Börse gehen. Das hat die Internetbehörde der chinesischen Staats- und Parteiführung am Vormittag angekündigt. Betroffen sind Unternehmen, die Daten von mehr als einer Million Nutzerinnen und Nutzern speichern.
Offizielle Begründung: Datensicherheit
In der Volksrepublik sind mehr als eine Milliarde Menschen regelmäßig online, viele App-Anbieter und Tech-Start-ups kommen deswegen schnell auf eine Million User und mehr. Insofern betreffen die neuen Regeln fast alle wichtigen Tech-Unternehmen des Landes. Sie müssen künftig eine staatliche Daten-Sicherheitsüberprüfung bestehen, bevor sie etwa in New York an die Börse gehen dürfen.
Offiziell geht es den Behörden der Volksrepublik um Datensicherheit. Die meisten internationalen Analysten rechnen damit, dass unter den neuen Regeln der Staats- und Parteiführung kaum noch chinesische Unternehmen in den USA an die Börse gehen werden.
Ausländisches Kapital für Start-ups
Die Entkopplung der beiden größten Volkswirtschaften der Welt schreitet damit weiter voran. In den vergangenen Jahren sind zahlreiche chinesische Start-ups in den USA an die Börse gegangen, um internationale Investoren und ausländisches Kapital anzulocken. So sind zum Beispiel mit Alibaba, Tencent und JD die größten Online- und Shoppingkonzerne Chinas an der New Yorker Börse gelistet, außerdem der Elektroautohersteller Nio und seit zehn Tagen auch die Fahrdienst-Plattform Didi.
Druck auf Privatfirmen, Stärkung von Staatskonzernen
Nur kurz nach dem milliardenschweren Börsendebut von Didi gaben die Behörden in China allerdings bekannt, dass sie gegen das Unternehmen ermitteln. Als Grund wurden Verstöße gegen Datenschutzregeln genannt.
Schon seit mehreren Monaten geht die in China regierende Kommunistische Partei vehement vor gegen die großen privaten Internet-Konzerne des Landes; konkret beschränkt sie deren wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Einfluss. So wurde der Börsengang des größten Finanztech-Konzerns der Welt Ant Group abgesagt.
Firmengründer Ma Yun alias Jack Ma wurde de facto gezwungen, sich aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen. Gleichzeitig hat die chinesische Führung die Rolle der staatlichen Konzerne gestärkt.
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Regeln für einheimische Firmen: China erschwert Börsengänge im Ausland | tagesschau.de - tagesschau.de
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