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Das im DAX notierte Vorzugspapier lag am Mittag im XETRA-Handel zeitweise 0,4 Prozent im Plus bei 204,65 Euro. Nach dem starken Anstieg des Kurses in den ersten Jahresmonaten bis auf 252,20 Euro Mitte März hatte das Papier wieder den Schwung verloren. Ein erneuter Anstieg bis auf gut 245 Euro Anfang Juni war nicht nachhaltig.
Stifel-Analyst Daniel Schwarz wertete die erhöhte Margenprognose als positives Zeichen. Er verwies aber auf deutlich niedrigere Ergebnisbeiträge der chinesischen Gemeinschaftsunternehmen im zweiten Quartal. Die Margen der Marke Volkswagen seien weiter schwach, erklärte zudem Philippe Houchois von der Investmentbank Jefferies. Immerhin sehe die Bilanz mit einer Nettoliquidität von 35 Milliarden Euro nun vollständig repariert aus, schrieb der Experte.
"Besonders das Premiumgeschäft lief mit zweistelligen Renditen sehr gut, die Financial Services ebenfalls", sagte VW-Chef Herbert Diess zu den Zahlen aus den ersten sechs Monaten, zu denen der Konzern bereits Eckdaten geliefert hatte. Die Premiummarken Audi und Porsche erreichten in den ersten sechs Monaten zweistellige operative Margen, die Finanzdienstleistungen steigerten den operativen Gewinn auf mehr als das Doppelte.
Bei der Marke VW Pkw sah es in den ersten sechs Monaten mit 4,4 Prozent aber weniger rosig aus. Diess sagte in einer Telefonkonferenz, es werde nicht leicht, die Zielmarge von 6 Prozent zu erreichen - dennoch sei er zuversichtlich. Das Geschäft werde derzeit noch von Anlaufkosten der vollelektrischen ID-Reihe in Zwickau belastet.
Konzernweit sollen 2021 vom Umsatz 6,0 bis 7,5 Prozent als Ergebnis vor Zinsen und Steuern hängen bleiben. Zuletzt hatten Diess und sein Finanzchef Arno Antlitz 5,5 bis 7 Prozent operative Marge in Aussicht gestellt. Auch bei dem für Anleger wichtigen Zufluss finanzieller Mittel im Automobilgeschäft (Netto Cashflow) wird der Konzern optimistischer.
Grund der Zuversicht: Der Konzern hat in der ersten Jahreshälfte im laufenden Geschäft so viel verdient wie noch nie in diesem Zeitraum. Das Betriebsergebnis erreichte einen Rekord von knapp 11,4 Milliarden Euro - "trotz weiterhin herausfordernder Rahmenbedingungen" und nach einem Verlust von etwa 1,5 Milliarden ein Jahr zuvor. Die operative Rendite betrug damit 8,8 Prozent - was das Management veranlasste, die Jahresprognose in diesem Bereich erneut anzuheben, wie es schon nach dem ersten Quartal der Fall gewesen war.
Europas größte Autogruppe konnte die Folgen der zeitweiligen Corona-Verkaufseinbrüche sowie der Werksschließungen im Frühjahr 2020 damit weiter abstreifen. Der operative Ertrag ist jetzt bereits höher als im vorigen Gesamtjahr. Die weltweiten Auslieferungen waren im ersten Halbjahr um mehr als ein Viertel auf 5,0 Millionen Fahrzeuge gestiegen.
Nach Steuern blieben den Wolfsburgern von Januar bis Juni rund 8,4 Milliarden Euro. Im ersten Halbjahr 2020 hatten sie hier noch mit mehr als einer Milliarde Euro in den roten Zahlen gelegen. Der Umsatz wuchs um über ein Drittel auf knapp 130 Milliarden Euro.
Insbesondere im zweiten Quartal hatte VW auf seinem mit Abstand wichtigsten Einzelmarkt China nicht gut ausgesehen und Marktanteile verloren. Der Chipmangel bremste vor allem die Kernmarke, die dort Marktführer ist. Auch von dem Verkauf von Autos der batterieelektrischen ID-Familie hatten sich Experten mehr versprochen. Die chinesischen Gemeinschaftsunternehmen lieferten einen anteiligen operativen Gewinn von 1,27 Milliarden Euro - nach 1,4 Milliarden ein Jahr zuvor, das coronabedingt schwach ausgefallen war. Die Gewinne in China werden bei VW erst im Finanzergebnis ausgewiesen und noch nicht im Betriebsergebnis.
Generell zieht die Nachfrage bei vielen Autoherstellern aber wieder deutlich an, auch der Konkurrent Daimler hatte jüngst starke Zahlen gemeldet. Der ebenso auf die Pandemie zurückzuführende Teilemangel bei elektronischen Halbleitern hat die Branche aber noch nicht gänzlich im Griff.
Diess sagte den Nachrichtenagenturen dpa und dpa-AFX mit Blick auf die Versorgungskrise und langen Wartezeiten für Kunden: "Ich gehe davon aus, dass wir das im vierten Quartal aufholen können." Wegen der Chip-Engpässe rechnet der Konzern 2021 nicht mehr mit einem ganz so großen Zuwachs der Auslieferungen wie bisher. Dennoch sollen sie weiter spürbar über dem Vorjahr liegen.
Am Vorabend einigte VW sich im Konsortium mit dem Vermögensverwalter Attestor und dem niederländischen Mischkonzern Pon Holdings auf die Übernahme des französischen Autovermieters Europcar. Europcar will das Angebot von insgesamt rund 2,5 Milliarden Euro annehmen.
Volkswagen will den geplanten Rückkauf von Europcar nutzen, um die französische Firma vom reinen Autovermieter zum Service-Netz für die eigenen Angebote umzubauen. Diess sagte, Europcar sei für VW der beste Ausgangspunkt für eine künftige Mobilitätsplattform: "Sie bringen viele grundlegende Fähigkeiten und Kenntnisse mit." Es gehe ihm jedoch nicht so sehr darum, das klassische Vermietgeschäft zu erweitern - sondern um die Schaffung eines integrierten Dienstleistungsangebots rund ums Auto. Auch womöglich erzielbare Synergien seien nicht der Grund für den Zukauf.
Die eigenen Flottendienste und das Carsharing sollen mit Europcar zusammengebracht werden, meinte der VW-Konzernchef. Bis zum Jahresende erhoffe man sich einen Abschluss des Deals. Diesem müssten Kartellbehörden noch zustimmen. Das weit verzweigte Netz der Europcar-Standorte dürfte nach Einschätzung von Branchenbeobachtern für VW auch im Rahmen des Ausbaus der Ladeinfrastruktur für Elektroautos interessant sein.
Volkswagen plant mit 10 Prozent Absatzplus für 2021
Der VW-Konzern will trotz Produktionsausfällen wegen des akuten Mangels bei Halbleitern in diesem Jahr etwa 10 Prozent mehr Autos an die Kunden ausliefern. Finanzvorstand Arno Antlitz konkretisierte in einer Telefonpressekonferenz die zuvor geänderte Prognose. Am Morgen hatte VW die Absatzerwartungen etwas gedämpft. Die Fahrzeugverkäufe dürften in diesem "spürbar" über Vorjahr liegen und nicht wie bislang angekündigt "deutlich", hieß es bei Vorlage der Halbjahreszahlen. In den ersten sechs Monaten lieferte der größter Autobauer Europas knapp 5 Millionen Fahrzeuge aus, rund 28 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, in dem allerdings wegen des ersten Lockdowns in der Corona-Krise massiv weniger Autos verkauft worden waren.(dpa-AFX / Dow Jones Newswires)
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