»Energiepreiskrise«: Ölpreise erreichen erneut Höchststände - DER SPIEGEL
Rohöl aus der Nordsee kostet so viel wie zuletzt vor drei, US-Öl sogar so viel wie vor sieben Jahren. Experten sprechen bereits von einer »Energiepreiskrise«. Wladimir Putin will die Gaslieferungen nach Europa nun erhöhen.
Die Ölpreise verharren weiter nahe mehrjährigen Höchstständen. So kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent über 82 US-Dollar und damit 33 Cent weniger als am Dienstag. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 37 Cent auf knapp 79 Dollar.
Auftrieb erhalten die Rohölpreise durch eine Mischung aus konjunkturbedingt hoher Nachfrage und knappem Angebot. Obwohl von einigen Fachleuten erwartet, weitet der Ölverbund Opec+ nach einer Entscheidung vom Montag seine Förderung nicht stärker aus. Das hatte den Ölpreisen zusätzlichen Schub verliehen.
Die Commerzbank spricht in einem Kommentar von einer »Energiepreiskrise«, die ausgehend vom Gasmarkt auf den Erdölmarkt überzugreifen drohe. Denn aufgrund der Preisexplosion bei Erdgas würden Diesel und Heizöl als Ersatz für die Stromerzeugung beziehungsweise zu Heizzwecken zunehmend interessant.
Russland will nun mehr Gas nach Europa liefern
Russlands Präsident Wladimir Putin kündigte indes an, die Gaslieferungen nach Europa zu erhöhen. Dazu nutze man auch verstärkt Pipelines in der Ukraine, so Putin. Die Gaslieferungen nach Europa könnten in diesem Jahr auf einen Rekordwert steigen. Russland sei bereit, zur Stabilisierung der Lage der weltweiten Gasmärkte beizutragen, und für Europa und Asien ein zuverlässiger Lieferant. Kunden in Europa hätten mit der Hinwendung zu den Spotmärkten Fehler gemacht.
Angebotsdefizit trotz Produktionsausweitung durch die Opec+
Die Opec+ kündigte indes für November eine Produktionsausweitung um 400.000 Barrel pro Tag an, was jedoch bei Weitem nicht ausreiche, um den Ölmarkt im Gleichgewicht zu halten, sagte der Rohstoff-Fachmann der Commerzbank Carsten Fritsch. Zumal die Nachfrage wegen der Gasknappheit steige. »Dem Ölmarkt droht nun kurzfristig ein beträchtliches Angebotsdefizit.«
Die Gaspreise sind in den vergangenen Monaten explodiert – und ein Ende ist nicht in Sicht. Der Brennstoff ist knapp und die Speicher sind nicht so stark gefüllt wie im vergangenen Jahr. Die Nachfrage ist nach dem Höhepunkt der Coronakrise und der weltweiten Konjunkturerholung deutlich gestiegen. Zudem gehen viele Lieferungen nach Asien, wo die Gaslieferanten noch höhere Preise als in Europa erzielen können.
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