Marktbericht
Stand: 02.12.2021 22:17 Uhr
Die US-Börsen zeigten sich heute erneut sehr volatil. Nach den Verlusten des Vortages gab es heute eine kräftige Gegenbewegung. Die Corona-Mutation Omikron bleibt aber im Fokus.
Die US-Börsen haben am Donnerstag einen neuen Erholungsversuch gewagt. Auf die kräftigen Verluste der vergangenen zwei Handelstage folgten nun wieder deutliche Gewinne. Der schwankungsreiche Handel setzt sich damit fort.
Der Leitindex Dow Jones legte in einer kräftigen Gegenbewegung am Ende um 1,82 Prozent zu auf 34.639 Punkte. Nicht ganz so kräftig fielen die Gewinne an der Technologiebörse Nasdaq aus, auch weil Indexschwergewicht Apple heute schwächelte. Der Composite-Index gewann am Ende 0,83 Prozent auf 15.381 Zähler und auch der Auswahlindex Nasdaq 100 stieg um 0,71 Prozent auf 15.990 Punkte.
Der marktbreite S&P-500-Index, in dem sowohl Technologie- als auch Standardwerte enthalten sind, gewann 1,42 Prozent auf 4577 Zähler. Die großen US-Indizes machten damit einen Teil der teilweise panikartigen Verluste des Vortrages wieder wett. Die Börse war nach dem ersten in den USA nachgewiesenen Omikron-Fall am Vortag wie ein Stein abgesackt.
Omikron bleibt ein Rätsel
"Die Investoren tun sich schwer mit einer Einschätzung der wirtschaftlichen Folgen von Omikron, weil die Datenlage nicht ausreicht", schrieb UBS-Chefstratege Mark Haefele. Anleger erwarteten offenbar weitere Turbulenzen an den Börsen.
JPMorgan-Analyst Marko Kolanovic argumentierte indes: Ersten Berichten zufolge könnte die Omikron-Variante weniger tödlich sein als ihre Vorgänger. Das würde sich mit Erkenntnissen aus der Entwicklung von Viren in der Vergangenheit decken. Ein Ende der Pandemie könnte dadurch in Sicht kommen und risikoreiche Anlagen wie Aktien davon profitieren.
Die Fed immer im Blick
Die US-Märkte haben derzeit aber nicht nur die neue Coronavirus-Variante zu verkraften, sondern müssen sich auch auf eine schneller als bisher erwartete Verschärfung der Geldpolitik der Notenbank Federal Reserve (Fed) einstellen. In Anbetracht hoher Inflationszahlen hatte Bankchef Jerome Powell zuletzt gewarnt. Am Markt wird derzeit davon ausgegangen, dass die Fed ihre Anleihenkäufe schneller drosselt. Nach Abschluss der Rückkäufe rechnen die meisten Beobachter mit mindestens zwei bis drei Zinserhöhungen im kommenden Jahr.
Apple drückt auf die Euphoriebremse
Unter den Einzelwerten stand Apple im Fokus. Der Kultkonzern kämpft bei den iPhone-Verkäufen offenbar nicht nur mit Produktionsproblemen wegen fehlender Teile. Apple habe seine Zulieferer über eine sich abschwächende Nachfrage nach dem iPhone13 informiert, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg heute unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.
Da das Angebot an neuen iPhones wegen der Probleme in der Lieferkette derzeit knapp sei, hätten sich offenbar manche Konsumenten gegen einen Kauf des eigentlich begehrten Geräts entschieden. Apple-Aktien, die zuletzt gut gelaufen waren, gaben 0,61 Prozent auf 163,76 Dollar nach.
Der DAX kommt nicht auf die Beine
Seit die neue Corona-Mutation Omikron die Schlagzeilen beherrscht, ist auch an der heimischen Börse nichts mehr, wie es war. Der DAX blieb volatil und gab heute 1,35 Prozent und damit einen Großteil der gestrigen Erholung wieder ab. Der Schlussstand lag bei 15.263 Punkten.
Nach wie vor herrscht sowohl bezüglich des Krankheitsverlaufs bei Omikron als auch bezüglich der Wirksamkeit der jetzigen Impfstoffe und möglicher neuer Einschränkungen für Unternehmen große Unsicherheit. Und bekanntermaßen fürchtet die Börse nichts mehr als Unsicherheit.
"So lange noch vieles rund um Omikron unbekannt ist, wird es weiterhin einen Tag aufwärts und den nächsten wieder abwärts gehen", prognostizierte Analyst David Madden vom Brokerhaus Equiti Capital.
Droht eine Rezession?
Unsicherheit herrscht bei den Anlegern insbesondere darüber, ob die bereist fest einkalkulierte große Wirtschaftserholung "nach der Krise" auch wirklich in dieser Form kommt. Die heutigen Beschlüssen von Bund und Ländern zur Corona-Krise zeigen, dass es noch ein schwieriger Weg sein dürfte, bis die Krise überwunden ist. Die verschärften Maßnahmen von Bund und Ländern im Kampf gegen die Corona-Krise machen Ökonomen zufolge sogar eine Rezession in Deutschland wahrscheinlicher.
"Ich erwarte mehr denn je, dass die deutsche Wirtschaft im Winterhalbjahr schrumpfen wird", sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Deshalb sei für das gesamte Jahr 2022 nur ein Wachstum von drei Prozent wahrscheinlich, obwohl sich die Wirtschaft nach dem Abklingen von Corona ab dem Frühsommer rasch erholen dürfte.
Inflationsängste erhalten neue Nahrung
Auch die am Vormittag veröffentlichten Erzeugerpreise wurden mit viel Skepsis begleitet, denn sie schürten Inflationsängste. Die Herstellerpreise sind in der Eurozone im Oktober im Vergleich zum Vorjahresmonat um 21,9 Prozent nach oben geschnellt. Das ist die höchste Steigerungsrate seit Beginn der Währungsunion im Jahr 1999. Analysten hatten im Mittel mit einem Anstieg um 19,0 Prozent gerechnet. Besonders deutlich verteuerte sich abermals Energie mit einem Plus von 62,5 Prozent. Die Erzeugerpreise gelten als wichtiger Vorlaufindikator für die Verbraucherpreise.
Ölpreise deulich im holen Verluste auf - OPEC+ im Fokus
Die Ölpreise haben am Donnerstag mit einer wilden Berg- und Talfahrt auf eine zusätzliche Förderausweitung großer Fördernationen reagiert. Nach zeitweise deutlichen Abschlägen stiegen die Preise bis zum frühen Abend wieder an.
Zwischenzeitlich waren die Notierungen um rund drei Dollar eingebrochen. Auslöser war, das der mächtige Ölverbund Opec+ seine Förderung trotz anderslautender Erwartungen im Januar um weitere 400.000 Barrel erhöhen will. Am Markt war eher mit einem Stillhalten gerechnet worden, da große Verbrauchsländer wie die USA zusätzliche Öl aus ihren Notreserven freigeben. Hintergrund ist das derzeit hohe Preisniveau am Ölmarkt.
Dass die Rohölpreise letztlich doch zulegten, führten Marktbeobachter auf ein Hintertürchen zurück, das sich die Förderländer offen ließen: Sollten sich neue Corona-Ängste bewahrheiten und die erst kürzlich entdeckte Corona-Omikron-Variante Auswirkungen auf den Ölmarkt haben, will man nachjustieren. Die Erhöhung per Januar ist also nicht in Stein gemeißelt.
Euro bei 1,13 Dollar
Am Devisenmarkt wird der Euro im US-Handel nur knapp oberhalb von 1,13 Dollar gehandelt, eine Marke, um die er sich schon seit Tagen bewegt. Auf neue Konjunkturdaten reagierte der Markt heute kaum. Morgen werden mit Spannung die monatlichen Daten vom US-Arbeitsmarkt erwartet, die neue Impulse bringen könnten. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1339 (Mittwoch: 1,1314) Dollar fest.
Gold wurde seinem Ruf als "sicherer Hafen" derweil wieder einmal nicht gerecht. Der Preis für die Feinunze Gold gab 0,8 Prozent nach auf 1767 Dollar. Seit dem Auftauchen der Omikron-Variante hat das gelbe Edelmetall rund 100 Dollar eingebüßt.
Lira-Krise: Erdogan tauscht Finanzminister aus
Am Devisenmarkt stand die Lira weiter unter Druck. Die türkische Devise war gestern auf ein neues Rekordtief gefallen. Inmitten der schweren Währungskrise tauscht der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan den Finanzminister aus. Das Amt soll künftig der bisherige stellvertretende Finanzminister Nureddin Nebati bekleiden.
US-Erstanträge etwas besser als erwartet
In den USA sind die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe derweil gestiegen. Die Zahl der Hilfsanträge legte in der vergangenen Woche um 28.000 auf 222.000 Anträge zu, wie das Arbeitsministerium heute in Washington mitteilte. Erwartet war mit rund 240.000 aber eine etwas höhere Zahl.
Die Zahl der Erstanträge liegt damit weiter auf einem Niveau, das zuletzt vor dem Ausbruch der Corona-Krise im Frühjahr 2020 vorherrschte. In der Woche vor der aktuellen Berichtswoche war mit revidiert 194.000 Anträgen sogar der niedrigste Wert seit 1969 verzeichnet worden. Nicht zuletzt die deutliche Erholung am Arbeitsmarkt spricht dafür, dass die Fed eher früher als später die geldpolitischen Zügel anziehen wird.
Allianz will künftig jedes Jahr die Dividende erhöhen
Der Versicherer Allianz will seine Ausschüttungen an die Aktionäre künftig jedes Jahr steigern. Es werde eine Dividende angestrebt, die mindestens fünf Prozent über dem Vorjahreswert liege, teilte der DAX-Konzern am Abend nach Börsenschluss mit. Das gelte bereits für die Ausschüttung für 2021.
Nach einer Dividende von 9,60 Euro je Aktie in den letzten beiden Jahren dürfen sich die Anteilseigner also auf mindestens 10,08 Euro freuen. Auch Aktienrückkäufe blieben ein Thema, sollte es überschüssiges Kapital geben. Die Allianz hat ihre Dividende zwischen 2013 und 2019 jährlich gesteigert, teilweise im prozentual zweistelligen Bereich. Für das Corona-Jahr 2020 wurde die Ausschüttung stabil gehalten.
Infineon-Aktie im Apple-Sog
Ein Bericht über eine offenbar nachlassende Nachfrage nach dem neuen iPhone von Apple belastete Papiere von Halbleiterunternehmen und Apple-Zulieferern. Im DAX gehörte die Infineon-Aktie zu den größten Verlierern. Einem Medienbericht zufolge teilte Apple seinen Teilelieferanten mit, dass sich die Nachfrage nach dem iPhone 13 verlangsamt habe.
Mercedes geht in die Vollen
Der Autohersteller Mercedes-Benz will bis 2026 mehr als 60 Milliarden Euro investieren. Forschungs- und Entwicklungsausgaben zum Elektrifizieren und Digitalisieren von Fahrzeugen bleiben damit auf hohem Niveau, wie das Unternehmen am Donnerstag in Stuttgart mitteilte. Der Aufsichtsrat der Dachgesellschaft Daimler habe einen entsprechenden Geschäftsplan gebilligt.
Bei Mercedes-Benz wird das Auto- und Van-Geschäft gebündelt. Daimler-Chef Ola Källenius hat sich vorgenommen, Mercedes-Benz als Luxusmarke zu profilieren. Daimler hatte das Lkw-Geschäft von Daimler Truck abgespalten und zu einem selbstständigen Unternehmen gemacht. Das Mercedes-Benz-Geschäft soll grundsätzlich auf elektrisches Fahren ausgerichtet werden. In vier Jahren wollen die Schwaben 50 Prozent ihrer Neuverkäufe mit vollelektrischen oder Plug-in-Autos erzielen. Bis zum Ende des Jahrzehnts will man vollelektrisch werden - überall dort, wo es "die Marktbedingungen zulassen".
Teamviewer fliegt aus Stoxx Europe 600
Drei deutsche Unternehmen müssen den breit gefassten Stoxx Europe 600 verlassen: das Software-Unternehmen Teamviewer, die Immobiliengesellschaft Grand City Properties sowie der Online-Händler für Haustierbedarf Zooplus. Sie werden vom 20. Dezember an nicht mehr in dem Index notiert sein. Der Abstieg von Teamviewer folgt auf den starken Kursverfall der vergangenen Monate.
Airbus-Beschäftigte protestieren gegen Umbaupläne
Zum Auftakt einer neuen Warnstreikwelle bei Airbus haben nach Gewerkschaftsangaben rund 300 Beschäftigte vor dem Tor des Hamburger Airbus-Werkes gegen die Umbaupläne des Konzerns demonstriert. Mit ganztägigen Warnstreiks bei Airbus will die IG Metall von morgen an die Fertigung an allen deutschen Standorten des Flugzeugbauers lahmlegen.
ThyssenKrupp will zulegen
Der Industrie- und Stahlkonzern ThyssenKrupp will den Schwung aus dem aktuellen Geschäft in die kommenden Jahre mitnehmen. "Wir arbeiten nun auch an der nächsten Phase unserer Transformation, in der wir uns zunehmend wieder den Wachstumschancen in den Geschäften widmen werden", sagte Vorstandschefin Martina Merz heute anlässlich einer Investorenveranstaltung in Essen. Nach Jahren des Umbaus mit schmerzhaften Einschnitten hatten sich bereits im abgelaufenen Geschäftsjahr erste Erfolge beim MDAX -Konzern gezeigt - das will die Managerin nun nutzen. Finanziell soll es weiter aufwärts gehen.
Wirkt GlaxoSmithKline-Antikörpercocktail gegen Omikron?
Die Covid-19-Antikörpertherapie des britischen Herstellers GlaxoSmithKline könnte womöglich auch gegen die neue Omikron-Variante wirksam sein. Labortests der in der Variante gefundenen Mutationen zeigen dem Unternehmen zufolge, dass das Medikament Sotrovimab immer noch gegen das Virus aktiv ist.
Moderna: Omikron-Booster nicht vor März
Der US-Pharmakonzern Moderna könnte nach eigenen Angaben eine gezielte Auffrischungsimpfung für Omikron ab März entwickelt und für einen Zulassungsantrag in den USA bereit haben. "Die Omikron-spezifischen Booster kommen realistischerweise nicht vor März und vielleicht eher im zweiten Quartal", sagte Moderna-Präsident Stephen Hoge.
GM schraubt Prognose nach oben
Der US-Autobauer General Motors erhöht seine Prognose für das Gesamtgeschäftsjahr 2021. Der Gewinn dürfte nun etwa 14 Milliarden Dollar betragen, sagte Finanzchef Paul Jacobson bei einer Präsentation. GM hatte bislang eine Spanne beim Vorsteuergewinn von 11,5 bis 13,5 Milliarden Dollar vorhergesagt.
Boeing im China-Aufwind
Boeing-Modelle der Reihe 737 Max könnten nach einer fast drei Jahre langen Zwangspause in China bald wieder abheben. Die Zivile Luftfahrtbehörde des Landes habe am Donnerstag ein letztes sicherheitsrelevantes Kriterium geklärt und neue Anforderungen an den Flugzeugbauer gestellt, damit die Baureihe wieder fliegen dürfe, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg mit Bezug auf Behördendokumente. Ein Firmensprecher sprach von einem "wichtigen Meilenstein". China war das erste Land, das der 737 Max im März 2019 nach zwei tödlichen Abstürzen die Flugerlaubnis entzogen hatte. Die Boeing-Aktien legte im Dow Hones deutloich zu.
Gegenwind für Nvidia
Die US-Handelsbehörde FTC will die Übernahme des britischen Chip-Designers Arm verhindern. Die Übernahme würde einem der größten Chip-Anbieter Kontrolle über Rechentechnologie und Designs geben, die konkurrierende Unternehmen benötigten, um eigene Computerchips zu entwickeln, teilte die FTC heute mit. Nvidia könnte die Mittel und den Anreiz haben, innovative Technologien - etwa zum Betrieb von Datenzentren oder für Fahrer-Assistenzsysteme in Autos - zu unterdrücken. Die Nvidia-Aktien reagierten kaum auch die Nachricht.
Nvidia hatte den 40-Milliarden-Dollar-Deal im September 2020 angekündigt. Die Bedeutung von Arm für die Halbleiterbranche ist immens. Von dem derzeit zum japanischen Konglomerat Softbank gehörenden Unternehmen stammt die Grund-Architektur der Chips, die in praktisch allen Smartphones und den meisten Tablet-Computern verwendet werden.
Gewinne auf breiter Front: US-Börsen auf Erholungskurs | tagesschau.de - tagesschau.de
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