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Sunday, April 17, 2022

Die Fabrik in Grünheide und die deutsche Autoindustrie: Der Tesla-Schock - DER SPIEGEL

Jahrelang verspotteten Deutschlands Autobosse Elon Musk als Scharlatan. Nun müssen sie erkennen: Den E-Auto-Pionier einzuholen, wird unglaublich schwierig. Ist das Rennen sogar schon verloren?
Elon Musk: »Wir sind Tesla, wir verändern die Welt« (aus dem Anti-Handbuch-Handbuch)

Elon Musk: »Wir sind Tesla, wir verändern die Welt« (aus dem Anti-Handbuch-Handbuch)

Foto: Patrick Pleul / dpa

Es ist dieser eine Satz, der vielen Zuhörern von Elon Musks Auftritt im Gedächtnis bleibt: »Glaubt an die Zukunft.« Er fällt Ende März, als der Tesla-Chef seine nagelneue E-Auto-Fabrik im brandenburgischen Grünheide einweiht. Und er verdeutlicht, was Musk von vielen Automanagern in Deutschland unterscheidet: Er sieht im Technologiewandel vor allem Chancen.

Während etwa BMW-Boss Oliver Zipse unlängst davor warnte, sich mit E-Autos abhängig von Rohstoffen zu machen, die nicht in Europa erhältlich seien, scheint Musk immer gleich die passende Lösung parat zu haben: Der Tesla-Chef bemüht sich schon seit Jahren um einen eigenen Direktzugang zu Rohstoffminen. Und während die deutsche Autoindustrie unablässig über die schlechte Ladeinfrastruktur für E-Autos jammert, baut Musk sein eigenes Netzwerk europaweit im Turbotempo aus. Hinzu kommt: Anders als die deutsche Autoindustrie verzichtet Tesla praktisch komplett auf Werbung. Dafür baut sich Musk mit Twitter jetzt sein eigenes Medienimperium zurecht.

Welch massive Auswirkungen Teslas geballte Macht auf die hiesige Branche haben wird, lässt sich bislang nur erahnen. Schon jetzt dominieren die Kalifornier den E-Auto-Markt in Deutschland deutlich – und das, obwohl sie in Europa bislang gar nicht produziert haben, sondern ihre Autos teuer importieren mussten. Auf der Hitliste der Neuzulassungen liegt Teslas Model 3 im März mit Abstand auf Platz eins, mit gut 5500 Fahrzeugen – gefolgt vom eigenen Model Y (mehr als 2500 Autos). Das einzige deutsche E-Auto in den Top 5 ist der BMW i3, dessen Produktion im Sommer auslaufen soll (knapp 1800 Autos). Fast scheint es, als sei der Elektrovorreiter nicht mehr einzuholen.

VW-Konzernchef Herbert Diess warnt seine Belegschaft deshalb unablässig vor Teslas Siegeszug: »Wir dürfen uns unseren Standort, unsere Konzernzentrale, nicht von Tesla in Grünheide kaputt machen lassen!« Der Hauptkonkurrent lerne schnell dazu. Die Qualität werde immer besser, die Produktivität liege deutlich höher – alles Kernkompetenzen, die jahrzehntelang als Wettbewerbsvorteil von Volkswagen, BMW und Mercedes-Benz galten.

Ist der Wettlauf um die Mobilität der Zukunft also schon entschieden? Wird Tesla mit seinen E-Fahrzeugen künftig auch das Land dominieren, in dem das Auto einst erfunden wurde? Oder haben die Deutschen doch noch eine Chance, die forschen Kalifornier in ihre Schranken zu weisen?

Die Bereitschaft, ihre Fahrzeuge und Geschäftsmodelle ernsthaft infrage zu stellen, tendierte jahrelang gegen null. Über diese Behäbigkeit in den Chefetagen, die im Dieselbetrug gipfelte, hat der SPIEGEL jahrelang sehr kritisch berichtet. Diese Grundhaltung unseres Hauses dürfte uns aus Teslas Sicht dazu qualifiziert haben, im Herbst 2017 zum mächtigen E-Auto-Boss vorgelassen zu werden. Nach einem SPIEGEL-Interview im Jahr 2014 müssen wir uns diesmal allerdings damit begnügen, Musk live bei einem Auftritt zu begleiten – immerhin als einziges deutsches Medium. Ein persönliches Interview wird uns hingegen nicht gestattet. Das gewähre der Tesla-Chef nur äußert selten, heißt es. Diese und spätere Reisen nach Kalifornien nutzen wir dennoch, um uns ein Bild von diesem umstrittenen Unternehmer und seiner Elektroautofirma zu machen.

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