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Sunday, August 14, 2022

Energica Experia Testfahrt: Elektro-Tourer für die Langstrecke - DER SPIEGEL

Energica Experia mit Gepäckset (112 Liter Stauraum), Tempomat, Griffheizung und vier USB-Anschlüssen. Preis in Deutschland: 30.452 Euro. Das Basismodell soll später 28.203 Euro kosten.

Energica Experia mit Gepäckset (112 Liter Stauraum), Tempomat, Griffheizung und vier USB-Anschlüssen. Preis in Deutschland: 30.452 Euro. Das Basismodell soll später 28.203 Euro kosten.

Foto: Energica

Der erste Eindruck: Die kenne ich doch? Die neue Energica erinnert optisch stark an einen Mix aus Ducati Multistrada V4 und BMW S 1000 XR. Kurzer Frontschnabel, zackige Verkleidung, tief ausgeschnittene Reisesitzbank – das sind klassische Adventure-Tourer-Zutaten. Nur der Auspuff fehlt. Aber fehlt er wirklich?

Das sagt der Hersteller: Energica bezeichnet die Experia als »Green Tourer«. Das erste abgasfreie Motorrad für Fernweh-geplagte Biker mit grünem Gewissen. »Wir haben Hightech-Elektromobilität mit der Reiselust des Motorradfahrers verbunden. Die Absicht war, das erste Elektromotorrad speziell für Liebhaber von Langstreckenmotorrädern zu entwickeln«, sagt Giampiero Testoni, Chefentwickler (CTO) der Energica Motor Company.

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Energica Experia: Elektrisches Abenteuer

Foto: Energica

Bis zu 420 Kilometer Reichweite versprechen die Italiener, wobei ein gehöriger Anteil mit Citytempo eingerechnet ist. Laut WMTC-Zyklus – das Motorrad-Gegenstück zur WLTP-Angabe bei Autos – schafft die Experia mit einer Stromladung offiziell 222 Kilometer. Energica gibt im technischen Datenblatt kombiniert 256 Kilometer an und 208 km außerorts. Wie wirklichkeitsnah diese Zahlen sind, hängt natürlich von Topografie, Temperatur und Fahrverhalten ab.

Wo genau der reale Wert liegt, ließ sich auf der ersten Testfahrt leider nicht erschöpfend erforschen: Energica lud zur Spitzkehrenhatz in die Dolomiten. Die rund 60 Kilometer lange Testroute führte selten mehr als 200 Meter geradeaus. Immerhin zeigte das Berg-und-Tal-Spektakel, wie effizient die Bremsenergierückgewinnung der Experia arbeitet.

Vier Rekuperationsstufen – stark, mittel, leicht, aus – haben die Ingenieure programmiert. Auf der höchsten (B3) erübrigt sich der Griff zur Bremse: Dreht man den Stromgriff zu, verzögert die Experia augenblicklich geradezu rabiat. Schrittweise nimmt die Wirkung dann über die beiden anderen Einstellungen ab. Bei ausgeschalteter Rekuperation verzögert ausschließlich die (ausgezeichnet dosierbare) Brembo-Bremsanlage die 17-Zoll-Aluräder spürbar.

Technische Daten Energica Experia

Hersteller:

Energica Motor Company

Typ:

Experia

Karosserie:

Motorrad

Motor:

Permanentmagnet-Synchron

Getriebe:

Automatikgetriebe

max. Leistung:

75 kW /102 PS bei 7500 U/min

Drehmoment:

115 Nm

Akkukapazität:

22,5 kWh (nominal 19,6 kWh)

Nenndauerleistung:

60 kW / 85 PS bei 7000 U/min

Gewicht:

260 kg

Reichweite laut WMTC:

222 km

Beschleunigung 0-100 km/h:

3,5 sec.

Höchstgeschwindigkeit:

180 km/h

CO2-Emissionen:

0 g/km

Preis:

ab 30.452 Euro

Das ist uns aufgefallen: Die Experia ist im Vergleich zu ihren Energica-Geschwistern ein handzahmes Motorrad. Aufrechte Sitzposition, entspannter Kniewinkel, easy Handling – das kennt man von den extrem sportlichen E-Modellen Ego+, Eva Ribelle und Esseesse9+ so nicht. Bis zu 240 km/h Topspeed, bis zu 215 Nm, 3,0 bis 2,8 Sekunden auf Tempo 100 – Energica stand bislang für E-Superbikes und kompromisslose Rennmaschinen mit Akku. Seit 2018 stellen die Italiener den Fuhrpark für die MotoE, das rein elektrische Gegenstück zur MotoGP, der Formel-1 für Motorräder. Ab 2023 übernimmt Ducati als Alleinausrüster. Energica konzentriert sich auf den Absatz seiner Maschinen an die Kundschaft. Klare Ansage dabei: Zugpferd soll der hochbeinige Tourer werden.

Größter Markt der Highspeed-E-Schmiede ist traditionell Amerika, gefolgt von Großbritannien. Deutschland rangiert auf Platz fünf. »Bis Ende 2022 soll die Zahl der weltweiten Händler und Vertriebspunkte von 95 auf 115 steigen, Ende 2023 sollen es 140 sein«, sagt Marketing-Direktor Giacomo Leone. Dazu kommen die US-Dealer. Derzeit sind es elf, 25 sollen es werden in den kommenden zwei Jahren.

Der Hoffnungsträger leistet maximal 102 PS (75 kW) und entwickelt gut kontrollierbare 115 Nm Drehmoment. Die Höchstgeschwindigkeit wird bei 180 km/h elektronisch abgeregelt, um nicht Akkupower und Reichweite zu verpulvern. Der Sprint auf Tempo 100 gelingt gleichwohl in 3,5 Sekunden. Das ist standesgemäß für ein hochpreisiges Reisebike. 25.590 Euro plus Mehrwertsteuer kostet die Launch-Edition. Das macht in Deutschland 30.452 Euro. Viel Geld für ein Motorrad.

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    Technisch fährt die Experia auf der Höhe der Zeit. Das Kurven-ABS von Bosch ist mit einer sechsstufigen Traktionskontrolle gekoppelt. Dazu gibt es insgesamt sieben Fahrprogramme. Vier davon sind voreingestellt, drei frei konfigurierbar. Sie regeln, wie der Elektromotor anspricht und wie feinfühlig die Assistenzsysteme agieren. So zügeln die Fahrmodi das Temperament bei Regen, steigern den elektrischen Schub im Sportbetrieb oder vergrößern die Reichweite im Ökomodus – ähnlich wie bei konventionellen Reisemotorrädern.

    Das sollte man wissen: Mit maximal 22,5 kWh (nominal 19,6 kWh) hat die Experia den leistungsstärksten Akku aller derzeit angebotenen Elektromotorräder an Bord. Wie der Permanent-Magnet-Synchronmotor ist die Antriebsbatterie komplett neu und »Made in Modena«. Geladen werden kann die neue Akkugeneration erstmals bei Energica über alle drei gängigen Ladesteckersysteme inklusive CHAdeMO für den asiatischen Markt (ab Ende 2022). Am DC-Schnelllader (Level 3 Mode 4) zieht der Akku 6,7 km Reichweite pro Minute, macht rekordverdächtige 400 km City-Reichweite in einer Stunde. An der Steckdose (Level 2 Mode 2 oder 3) sinkt das Ladetempo auf 63,5 km in der Stunde. Zum Vergleich: Die von Harley-Davidson entwickelte LiveWire (15,5 kWh) lädt dort 21 km Reichweite pro Stunde beziehungsweise 309 km am Schnelllader.

    Bei unserer Testfahrt reichte der Strom am Ende für (hochgerechnet) gut 300 Kilometer. Weiter kommen die meisten Reisemaschinen auch nicht ohne Tankstopp. Wobei der dann doch deutlich schneller vollzogen ist als eine Ladesession.

    Das werden wir nicht vergessen: Die Begegnungen mit angestrengt strampelnden Fahrradfahrerinnen und -fahrern in den Bergen. Diese sind oft sichtlich genervt vom Lärm und Mief der Benzin-verbrennenden Feuerstühle. Gleiten Elektromotorräder wie die Experia an ihnen vorbei, gibt es den Daumen hoch.

    Ralf Bielefeldt ist freier Autor und wurde bei seiner Recherche von Energica unterstützt. Die Berichterstattung erfolgt davon unabhängig.

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