München – Photovoltaik auf dem Dach, Kraftwerke auf dem Balkon. Die Sonnenenergie-Branche brummt wie nie zuvor.
Ziel der Bundesregierung: Bis 2026 soll sich die Menge des Sonnenstroms verdreifachen! Ende vergangenen Jahres waren es bereits 65.000 Jobs, der Bundesverband Solarwirtschaft geht davon aus, dass bald 165.000 Beschäftigte gebraucht werden.
Täglich kommen neue Produkte, die Sonnenlicht zu Strom umwandeln, hinzu. 2.450 Aussteller aus aller Welt zeigen jetzt bei der Intersolar in München, der führenden Messe für die Solarbranche, was wir uns vor einigen Jahren noch nicht vorstellen konnten.
BILD hat sich auf der Messe umgesehen.
Ramona hat Solar-Power am Fenster
Eine der pfiffigsten Neuheiten sind Jalousien, die mit Solarzellen bestückt sind. Ramona Eibl (39) ist Gesellschafterin einer Firma aus Pinneberg (Schleswig-Holstein), die solche Hightech-Lamellen herstellt. „Die Technik funktioniert nicht nur als Verdunklung“, sagt Ramona. „Sie kann auch an Hausfassaden angebracht werden. Durch den verstellbaren Neigungswinkel kann man sie optimal zur Sonne ausrichten.“
Tüftler Andreas Rahn (52) hat sie seit Jahren entwickelt, jetzt stehen sie kurz vor der Marktreife. „Die Lamellen sind aus Carbon“, sagt er. „Sie sind so stabil, die halten ewig, Und wenn neue, leistungsfähigere Solarzellen auf den Markt kommen, können die Oberflächen ausgetauscht werden.“
Noch produziert eine solche Jalousie bei guter Sonneneinstrahlung etwas über 100 Watt. Und dafür ist sie nicht ganz billig: Mit 3.000 Euro muss man derzeit rechnen.
Eine Sonnenblume für 35.500 Euro
Auf den 18 Quadratmetern dieser vollautomatischen Sonnenblume einer Firma bei Stuttgart (hergestellt in Österreich) lassen sich im Jahr 4.000 bis 6.500 Kilowattstunden Strom (je nach Lage) gewinnen. Die „Smartflower“ kann sich automatisch zusammenfalten, wenn der Wind zu stark bläst.
„Eine Software richtet die Blütenblätter nach dem astronomischen Sonnenstand aus“, erklärt Qualitätsmanager Johannes Löwinger (44). „Andere Systeme drehen sich nur nach der Sonne, wenn die aber etwa hinter Wolken verschwindet, ist dort nicht immer die höchste Lichtausbeute zu gewinnen.“
710 Kilogramm wiegt die Solar-Blume. Preis: 35.500 Euro plus Steuern und Transport. „Die Martflower ist ein Statement, aber sicherlich nicht die günstigste Art, Sonnenstrom zu produzieren.“
Putzroboter fürs Solar-Dach
Im Laufe der Zeit verlieren Solarzellen auf dem Dach durch Blätter, Staub oder Vogel-Kot Wirkungskraft. Auch für dieses Problem gibt es auf der Intersolar Lösungen, wie diesen Putzroboter eines chinesischen Herstellers.
Der „Solarwalker“ putzt etwa 650 Quadratmeter in der Stunde, zieht einen Schlauch mit Wasser hinter sich her.
„Eine KI sorgt dafür, dass das Dach gleichmäßig gereinigt wird“, sagt Elaine Wang (33, Sales Managerin). Der Roboter, der vor allem für riesige Solarparks gedacht ist, kostet derzeit etwa 8.000 Dollar.
„Ich denke aber, dass wir in einigen Jahren auch einen Putzroboter für Privat-Dächer auf den Markt bringen“, sagt sie. „Ich vermute, der wird dann bei vielleicht 3.000 Dollar liegen, da könnte sich dann die Nachbarschaft zusammentun.“
Eine Markise, die den Kühlschrank antreibt
Interessant auch das Produkt des israelischen Herstellers Apollo: Eine flexible Photovoltaik-Folie, die, je nach Einsatz, nur 1,5 bis zwei Millimeter dick ist. Diese Terrassenmarkise hat ausgefahren etwa eine Fläche von 6 Quadratmetern, produziert 480 Watt Strom, genug für einen Kühlschrank.
„Wir haben die Folie auch auf Autos geklebt“, erzählt Firmenchef Oded Rozenberg. „Dann lädt der Wagen seine Batterien beim Parken im Freien.“
Als BILD den Stand besuchte, standen gerade Mitarbeiter des Münchner Startups Sono Motors neugierig um den Testwagen. Mit ihrer eigenen Idee eines Solarautos, das Solarfolie in die Karrosserie einlaminiert haben sollte, schlitterten die Tüftler vor kurzem in die Insolvenz.
Oded Rozenberg: „Der Unterschied bei uns ist, dass wir die Folie auf jedes E-Auto aufbringen können. Wir müssen keine Autobauer sein“
Nur noch 1 Werkzeug, das vom Dach fallen kann
Selina Jeworski (30), Mitarbeiterin eines Werkzeugs-Herstellers aus Dorsten (NRW), zeigt BILD eine geniale Zange in der Hand einer Predator-Figur.
Das Beispiel zeigt: Der Solar-Markt besteht aus viel mehr als nur PV-Zellen und Strom-Speichern! „Der Elektriker auf dem Solardach braucht nur noch diese eine Zange, mit der er alle Kabelverbindungen quetschen kann“, sagt sie. Praktisch: Dann kann auch nur noch ein Werkzeug vom Dach fallen...
Ein Quad, das elektrisch saust
Und auch der Spaß mit dem gewonnenen Strom darf auf einer Solarmesse nicht zu kurz kommen. Clemens Berger (46), Mitarbeiter des Zero-Centers in Radolfzell am Bodensee, fährt ein cooles E-Quad. Der Spaß wird in Indien produziert, schafft Tempo 0 auf 60 in 4 Sekunden.
„Der Autoführerschein reicht dafür aus“, sagt Berger. Spitze um die Tempo 110, in 6 Stunden ist der Akku voll und reicht dann für 90 Kilometer.
.
Neuheiten von der Messe Intersolar: 1. Jalousie, die Strom produziert! - BILD
Read More
No comments:
Post a Comment