Mit BYD läuft ein chinesischer Autobauer Platzhirsch Volkswagen im ersten Quartal den Spitzenrang im E-Auto-Segment ab. Mercedes versteht den Führungswechsel als Warnung. Um mithalten zu können, müssen die westlichen Autohersteller ihren eigenen chinesischen Entwicklern vor Ort mehr Verantwortung übertragen.
Der Elektroautomarkt in China ist Mercedes-Technikchef Markus Schäfer zufolge derzeit im Volumensegment knallhart umkämpft. "Der Preiskampf läuft in China besonders im Volumensegment dramatisch", sagte Schäfer bei einer Online-Diskussionsrunde der Unternehmensberatung PwC. Selbst die staatlichen chinesischen Traditionshersteller BAIC und SAIC, Joint-Venture-Partner von Mercedes-Benz und Volkswagen, hätten zu kämpfen an dem Markt, der zurzeit von BYD geführt werde.
Mercedes-Benz selbst sei aber auf das Premium- und Luxussegment fokussiert. "Wir sind weiterhin erfolgreich in China", ergänzte Schäfer. Allerdings sei der Marktanteil der Marke mit dem Stern am stark wachsenden chinesischen E-Automarkt "verschwindend gering", räumte er ein. Einschließlich Verbrennermodellen kämen die Schwaben in ihrem Segment auf zehn bis zwölf Prozent Anteil. Die Diskussionsrunde drehte sich um die Chancen der deutschen Autobauer, auf Dauer im Konkurrenzkampf auf ihrem wichtigsten Einzelmarkt bestehen zu können.
Bei der Automesse in Schanghai im Frühjahr hatten die vielen chinesischen E-Automarken den westlichen Herstellern die Schau gestohlen. Dass BYD die Marke Volkswagen nach Jahrzehnten im ersten Quartal von Platz eins verdrängte, sorgte für Aufsehen. Den Markt erstmals nach drei Jahren Unterbrechung aufgrund der Corona-Pandemie wieder selbst auf der Messe in Augenschein nehmen zu können, war nach Worten Schäfers "ein Aha-Erlebnis". "Es war ein notwendiger Aufruf an die gesamte Branche, mit welcher Geschwindigkeit man unterwegs sein kann." Der Markt bilde sich gerade komplett neu. "Der Ausgang ist ungewiss", ergänzte Schäfer. Um mithalten zu können, müssten die westlichen Autohersteller ihren eigenen chinesischen Entwicklern vor Ort mehr Verantwortung geben.
PwC-Autoexperte Felix Kuhnert erklärte mit Blick auf Volkswagen, es seien erhebliche Anstrengungen notwendig, damit der Volumenbereich nicht kampflos der Konkurrenz aus China übergeben werde. PwC erwartet, dass die chinesischen Hersteller bei E-Autos auch als Importeure nach Europa erfolgreich sein werden. Aber auch auf Mercedes-Benz oder BMW und Audi kommen nach langer Dominanz in China härtere Zeiten zu, warnte er. "Wir erwarten, dass auch im Premiumsegment ein ähnlicher Kampf entstehen wird." In diesem Markt seien bereits fünf chinesische Hersteller unter den ersten zehn. Stefan Bratzel, Chef des Center of Automotive Management, riet den deutschen Autobauern zu Angreifermentalität: "Sie haben die Kraft, aber sie bringen die nicht so auf die Straße wie die anderen."
Stark wachsender E-Automarkt: Mercedes sieht "dramatischen" Preiskampf in China - n-tv.de - n-tv NACHRICHTEN
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