Stand: 27.04.2021 12:35 Uhr
Zum siebten Mal in Folge erreicht der Elektroautobauer Tesla die Gewinnzone. Ohne den Verkauf von Abgaszertifikaten und Bitcoin-Spekulation sähe das Ergebnis allerdings nicht so beeindruckend aus.
Von Thomas Spinnler, tagesschau.de
Die Tesla-Wachstumsstory sieht auf den ersten Blick vollkommen intakt aus. Im ersten Quartal stieg der Umsatz um 74 Prozent auf 10,4 Milliarden Euro. Unter dem Strich verdiente der Konzern 438 Millionen Dollar, was 362 Millionen Euro entspricht. Im ersten Quartal 2020 hatte Tesla lediglich einen Gewinn von 16 Millionen Dollar erwirtschaftet.
Operativ verdiente Tesla von Januar bis März knapp 600 Millionen Dollar. Der US-Konzern lieferte 184.877 Elektroautos aus - ein neuer Rekord und mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr.
Lukrative Nebengeschäfte
Das Ergebnis profitierte jedoch wieder einmal insbesondere vom Handel mit Abgaszertifikaten. Im ersten Quartal setzte Tesla damit 518 Millionen Dollar um. Das sind 46 Prozent mehr als vor einem Jahr.
Auch der Handel mit der Kryptowährung Bitcoin wirkte sich positiv auf das Ergebnis aus. Tesla hatte für 1,5 Milliarden Dollar Bitcoins erworben. 300 Millionen hatte der Konzern wieder verkauft und dabei Kursgewinne von mehr als 100 Millionen eingestrichen.
Nebengeschäft für Tesla
Um die Autoindustrie dazu zu zwingen, klimafreundlichere Autos zu bauen, haben viele US-Staaten und die EU strafbewehrte Klimaschutz-Vorgaben erlassen. Hersteller, die über den Grenzwerten liegen, können bei Wettbewerbern, die diese Emissionsvorgaben erreichen, Abgaszertifikate kaufen, um ihre Emissionsbilanz aufzubessern.
Da Tesla ausschließlich Elektrofahrzeuge herstellt, ist die Ökobilanz der Flotte so gut, dass der kalifornische Konzern hier über einen beachtlichen Spielraum verfügt und mit den lukrativen Zertifikaten handeln kann.
"Ein Stück weit undurchsichtiger"
"Die Gewinne im Handel mit Abgaszertifikaten und mit Bitcoin-Spekulationen muss man vom operativen Ergebnis abziehen", erklärt der Nord LB-Ökonom Frank Schwope gegenüber tagesschau.de. "Im Grunde verdient Tesla mit dem Verkauf von Autos immer noch kein Geld." Insbesondere der Bitcoin-Handel mache das Tesla-Geschäftsmodell noch ein Stück weit undurchsichtiger, so der Experte.
Tesla-Chef Elon Musk gilt als großer Bitcoin-Befürworter, der sich zuletzt wiederholt positiv via Twitter über die Kryptowährung geäußert hat. Damit dürfte er der Kursentwicklung - zu seinem eigenen Nutzen und zum Nutzen von Tesla - nicht geschadet haben. Mittlerweile können Kunden ihr Tesla-Modell auch mit Bitcoin bezahlen.
"Höhere Einnahmen durch Abgaszertifikate, niedrigere Steuern und Bitcoin-Verkäufe treiben das Ergebnis an", kommentiert Craig Irwin, Analyst bei Roth Capital Partners. Würde man diese Faktoren ausklammern, wären die Zahlen eine Enttäuschung, so der Experte.
Anleger unzufrieden
Das erklärt auch die negative Reaktion der Anleger. Trotz des Rekordgewinns büßt das Tesla-Papier heute mehr als zwei Prozent ein. Denn den Investoren ist natürlich bewusst, dass die durch Bitcoins und Abgaszertifikate erzielten Gewinne nicht nachhaltig sind.
Schließlich holt die Konkurrenz bei der Elektromobilität spürbar auf. Und je elektrolastiger und damit klimaschonender die Flotten der Konkurrenz werden, desto weniger Geld wird Tesla mittels Zertifikaten einnehmen können. Hinzu kommt, dass es ungewiss ist, in welche Richtung sich der Bitcoin-Kurs künftig entwickeln wird, vor allem angesichts der anhaltenden Diskussionen über eine mögliche Regulierung.
"Qualität geht vor Schnelligkeit"
Ungewiss ist auch der Produktionsbeginn der neuen Tesla-Fabrik in Grünheide. Noch immer steht die abschließende umweltrechtliche Genehmigung aus. "Es rollt dann das erste Auto vom Band, wenn die endgültige Genehmigung vorliegt und das Werk fertig gebaut ist", erklärte Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) heute. Wann das Genehmigungsverfahren abgeschlossen sein werde, dazu könne er kein konkretes Datum nennen. Es gelte der Grundsatz Qualität vor Schnelligkeit.
Bislang war der Produktionsstart Mitte dieses Jahres erwartet worden. Den Angaben des Geschäftsberichts zufolge soll die Produktion im späten Jahresverlauf 2021 beginnen.
Rekordergebnis: Nebengeschäfte pumpen Tesla-Gewinn auf | tagesschau.de - tagesschau.de
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