Geht dem deutschen Leitindex so langsam die Luft aus? Am Dienstag schienen sich viele Anleger eine alte Börsenweisheit zu Herzen zu nehmen. Gemäß des Spruchs "Sell in May and go away" traten sie den Rückzug an.
Steigende Zinsen an den Anleihemärkten haben die Anleger am deutschen Aktienmarkt am Dienstag vorsichtig gestimmt. Vor allem die stark gelaufenen Aktien von Pandemie-Gewinnern gerieten teils deutlich unter Druck. Der Dax fiel erstmals seit Ende März unter der Marke von 15.000 Punkten und schloss mit einem Minus von 2,5 Prozent bei 14.856,48 Punkten.
Die Verluste erstreckten sich auf den breiten Aktienmarkt in Deutschland und Europa. Der MDax mit den mittelgroßen deutschen Werten sackte um 2,7 Prozent auf 32.042,37 Punkte ab, während der Eurozonen-Index EuroStoxx 1,4 Prozent verlor. Der New Yorker Dow Jones Industrial steuerte derweil auch auf Verluste zu.
Die Quartalsberichte zahlreicher Unternehmen gingen in dem allgemeinen Kursrutsch meist unter. Die Aktien von Infineon etwa sackten als einer der größten Dax-Verlierer um 5,7 Prozent ab und konnten so nicht von leicht angehobenen Jahresprognosen profitieren. Dies und die Zahlen des Chipkonzerns seien "vermutlich nicht gut genug, um in dem aktuellen Umfeld noch zu begeistern", hieß es von Börsianern.
Tech-Aktien besonders schwer unter Druck
Infineon zählt zur Tech-Branche, einem Gewinner der noch schnelleren Digitalisierung in der Corona-Krise. Solche Aktien kamen am Dienstag besonders schwer unter Druck. Am Markt hieß es, hier machten sich die insgesamt steigenden Marktzinsen und die vermehrte Hoffnung auf baldige Lockerungen der Pandemie-Maßnahmen bemerkbar. Die Landesbank Helaba verwies in ihrem Morgenkommentar auf eine sinkende Inzidenzzahl in Deutschland.
Unter diesen Umständen litten auch andere mit Infineon vergleichbare Aktien unter Gewinnmitnahmen, im Dax galt dies für den Essenslieferdienst Delivery Hero mit einem Minus von 3,3 Prozent. Gefragt waren dagegen die Aktien der Lufthansa . Die Papiere des Corona-Verlierers stiegen um 0,9 Prozent. Hier lockte die Aussicht auf einen anziehenden Reiseverkehr.
Mai traditionell ein Monat der Verkäufe
Auch charttechnisch scheint der Dax mittlerweile angeschlagen. Dem Leitindex sei es am Montag erneut nicht gelungen, die kurzfristig relevante 21-Tage-Durchschnittslinie nachhaltig zu überwinden, hieß es hier von Seiten der Helaba. Die Experten der Landesbank verwiesen auch auf die Saisonalität: Gemäß der Börsenweisheit "Sell in May and go away" soll der Mai ein guter Monat sein für einen vorübergehenden Rückzug.
Besonders deutlich zeigte sich der Kursrutsch im MDax mit Verlusten unter anderem bei Teamviewer sowie Hellofresh . Gute oder zumindest in der Tendenz ordentliche Quartalszahlen konnten den beiden in der Corona-Zeit gefragten Aktien keinen Rückenwind geben, die Kurse sackten um 12,77 respektive 6,4 Prozent ab.
Der Euro fiel am Dienstag in Richtung der Marke von 1,20 US-Dollar. Die Gemeinschaftswährung kostete zuletzt 1,2025 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,2044 US-Dollar festgesetzt.
Dax rauscht unter 15.000 Punkte – wegen alter Börsenweisheit? - t-online.de
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