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Sunday, November 12, 2023

News über René Benko: So verlor er seine Milliarden - fr.de

Bisher immer gern gesehen auf roten Teppichen: René Benko und seine Frau Nathalie im Januar beim Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel.

René Benko, der Mann, der die halbe Münchner Innenstadt besaß, steht vor dem Aus. Sein Immobilienimperium bröckelt und die Frage ist: Wie konnte es so weit kommen?

Der junge René Benko schmiss in Innsbruck die Schule und machte keine Matura, wie das Abitur in Österreich heißt. Stattdessen war er begeistert von einem Freund, der in der Immobilienbranche tätig war. Das wollte Benko auch. Er begann damit, verfallende Dachböden in Luxuswohnungen umzubauen und zu verkaufen. Mit 20 Jahren soll er seine erste Million verdient haben – in österreichischen Schilling, aber immerhin. Aus René Benko wurde einer der größten Immobilienentwickler, wie man das nennt. Der heute 46-Jährige baute sich mit seiner Firma Signa ein riesiges, weit verzweigtes Reich auf. Wie groß sein Vermögen heute ist, weiß niemand so genau: Mal wird er als zweitreichster Österreicher genannt, mal auf Platz fünf gelistet. Schätzungen zufolge soll er mehr als fünf Milliarden Euro besitzen.

Das ist René Benko

Geburtsdatum 20. Mai 1977
Gegründete Organisation Signa Holding
Vermögen 5,9 Milliarden US-Dollar (Quelle: Forbes)
Beteiligungen in Deutschland Galeria Kaufhof, Karstadt und weitere

Seit Freitag nun scheint das alles aus zu sein. Nachdem Signa finanziell mehr und mehr ins Schwanken geraten ist und auf den Baustellen nicht mehr gearbeitet wird, haben die Investoren Benko entmachtet, also rausgeworfen. Und Signa liegt nun vorerst in Trümmern.

Wann immer es in guten städtischen Lagen Grund oder Immobilien zu kaufen gab, war René Benko da. Er begann in Innsbruck, weitete das Geschäft auf Österreich aus, dann kamen der ungleich größere deutsche Markt sowie Italien hinzu. Und er übernahm den dauerkrisengeplagten Kaufhauskonzern Galeria-Karstadt-Kaufhof.

René Benko: Vorbildlicher Selfmade-Milliardär oder windiger Geschäftsmann?

In den letzten Wochen waren Benkos Finanznöte nicht zu übersehen. Am Hamburger Elbtower, ein riesiges Vorzeigeprojekt in der Hafencity, wurde nicht mehr gebaut. 65 Stockwerke soll der vom britischen Architektenstar David Chipperfield entworfene Wolkenkratzer haben und 240 Meter hoch sein. Bisher sind rund 20 Stockwerke gebaut, doch die Kräne stehen still. Der nächste Fall wurde in der Stuttgarter Flaniermeile Königstraße bekannt. Dort plante Signa ein Millionenprojekt für Handel und Büros. Das alte Haus wurde abgerissen, doch von Arbeiten am neuen ist nichts zu sehen. Stattdessen wurde dem planenden Münchner Büro Steidle Architekten die Unterbrechung mitgeteilt.

„Dieses Imperium erscheint wie ein Kartenhaus“, sagt der Wirtschaftsprofessor Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein im Gespräch mit der FR. „Vieles an Signa wirkt nicht seriös.“ Er vermisst „Sicherungsmechanismen“ und meint, Benko habe gegenüber den Geldgebern „potenter gewirkt, als er es war“.

In Österreich und anderswo wurde Benko entweder als vorbildlicher Selfmade-Mann gesehen, der es ganz klassisch vom Tellerwäscher zum Millionär geschafft hatte, oder man hielt ihn für einen windigen und nicht sehr seriösen Geschäftsmann. Heinemann sagt: „Die jetzige Lage überrascht mich nicht.“ Man nannte Benko auch den „Wunderwuzzi“.

Medien und Geschäftspartner beschreiben das Konstrukt der Signa-Gruppe als undurchsichtig

Benkos Firmenimperium Signa konnte boomen, weil die Zinsen sehr lange sehr niedrig waren und er mit billigem Geld seine Projekte finanzieren konnte. Zugleich stiegen die Werte von Immobilien stetig – das war fast schon eine Art Naturgesetz. Inzwischen hat sich die Lage aber grundlegend verändert: Darlehen sind teuer, Immobilienwerte sinken oder stagnieren zumindest, und die Baukosten sind in die Höhe geschossen.

Einst hatte man den Eindruck, dass René Benko die halbe Münchner Innenstadt gehört – Sportartikelhäuser, teure Bekleidungsgeschäfte oder die Alte Akademie – ein Filetstück, das früher ein Jesuitenkloster war. Doch viele der Objekte hat er auch wieder verkauft. Medien und Geschäftspartner beschreiben das Konstrukt der Signa-Gruppe als undurchsichtig. Zwölf Büros hat das Unternehmen laut eigener Darstellung – in Deutschland, Österreich, aber auch in Italien, der Schweiz und Luxemburg.

„Es gibt in Österreich eine wahnsinnige Nähe von Wirtschaft und Politik“, sagt ein SPÖ-Parlamentarier

Einerseits ist René Benko ein Mann, der öffentlich fast nie auftritt. Andererseits steckt er tief im österreichischen „Freunderlsumpf“, wie man im kleinen Nachbarland sagt. Er war bestens bekannt vor allem mit Politikern aus der Regierungszeit des einstigen ÖVP-Kanzlers und Aufsteigers Sebastian Kurz. Jeder dort weiß, wo sich etwa der frühere FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Strache an dem Vormittag aufgehalten hatte, als er direkt im Anschluss in die Falle des Ibiza-Videos getappt war: auf der Jacht von René Benko. „Es gibt in Österreich eine wahnsinnige Nähe von Wirtschaft und Politik“, sagt Jan Krainer, Parlamentsabgeordneter der sozialdemokratischen SPÖ, der FR. Benko sei in den Ministerien „ein- und ausgegangen, als sei er der Minister selbst“. Einmal wurde er in einem Korruptionsprozess zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr verurteilt. Wie der gefallene Mogul als Mensch ist, wie er tickt, lässt sich kaum sagen. Denn dazu hat er immer geschwiegen.

Eine Ahnung bekommt man aber vielleicht, wenn man sich das von ihm gebaute Luxusanwesen „Chalet N“ im Promi-Skiort Lech am Arlberg vor Ort anschaut. 38 Millionen Euro soll das „Hideaway“ in den Alpen gekostet haben. Der mit dunklem Holz verkleidete Klotz ist seiner zweiten Ehefrau Nathalie gewidmet. Einmieten kann man sich ins „Chalet N“ zumindest gemäß der Homepage auch – laut einem Internetvermittler liegt der Mietpreis allerdings etwa um Weihnachten bei 510 000 Euro. Pro Woche.

Die Galeria-Kaufhäuser scheinen von dem Beben bei Signa erst einmal nicht direkt betroffen zu sein. Allerdings hatte Benko weit höhere Gewinnerwartungen an die Warenhauskette, doch der Einzelhandel stagniert oder geht zurück. Branchenfachleute halten es deshalb für denkbar, dass Galeria erneut in eine Insolvenz rutschen könnte.

René Benko: Ähnliche Geschichte wie der Frankfurter Immobilienmogul Jürgen Schneider?

Aber wie konnte es zu all dem kommen? Wirtschaftsexperte Heinemann sagt: „Vielleicht erinnert sich noch jemand an Jürgen Schneider. Der besaß auch einst ein Imperium.“ 1994 legte der Immobilienunternehmer eine riesige Pleite hin und wurde wegen Betrugs und Urkundenfälschung zu fast sieben Jahren Haft verurteilt. Inzwischen ist er 89 Jahre alt.

Benko hatte Signa völlig auf sich ausgerichtet. Um ihm zu glauben, dazu hätten laut Heinemann „eine gehörige Portion Hoffnung und eine rosarote Brille“ gehört. Zum Prestigeprojekt in Stuttgart, wo Signa mitgeteilt hatte, dass es keinen Baustopp, sondern nur wegen hohen Interesses eine Umplanung gebe, meint er: „Da ist man womöglich in einem Hoffnungsdelirium.“

Was aus Benkos Imperium wird, ist derzeit völlig unklar. Als gesichert gilt, dass Benko sich auf Druck der Investoren zurückzieht – das hat der österreichische Bauunternehmer Hans Peter Haselsteiger dem ORF-Radio bestätigt. Als wichtiger Mann im Hintergrund wird der bekannte Insolvenzverwalter und Unternehmenssanierer Arndt Geiwitz aus Neu-Ulm gesehen, der noch von Benko selbst geholt worden war, um bei Signa Ordnung zu schaffen. Berichte, dass Benko sein Stimmrechte an Geiwitz übertragen habe, bestätigt dieser auf Anfrage nicht.

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