Stand: 23.04.2021 11:34 Uhr
Der langjährige VW-Konzern-Betriebsratsvorsitzende Bernd Osterloh wechselt die Seiten. Der 64-Jährige verlässt die Konzernzentrale und wird Personalvorstand der Lkw-Tochter Traton.
VW bestätigte am Vormittag entsprechende Informationen des NDR in Niedersachsen. Demnach soll der Wechsel bereits zum 1. Mai vollzogen werden. Es habe ein entsprechendes Angebot gegeben, das Osterloh nun "rechtzeitig" vor der Vorbereitung der nächsten Wahlen für die Belegschaftsvertreter im obersten Kontrollgremium sowie im Betriebsrat des Autobauers annehmen wolle, teilte der Konzern mit. Beide Wahlen stehen 2022 an - daher werde jetzt ein "Generationswechsel" eingeleitet. Zuvor hatte es geheißen, dass Osterloh bei den Betriebsratswahlen 2022 noch einmal antreten wolle. "Ich habe in den vergangenen Wochen intensiv nachgedacht, denn nach all den Jahren fällt mir dieser endgültige Schritt natürlich nicht leicht", sagte der 64-Jährige.
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Nachfolgerin auch für Aufsichtsrat vorgesehen
Nachfolgen auf Osterloh soll seine bisherige Stellvertreterin Daniela Cavallo. Die 46-Jährige soll auch Osterlohs Platz im VW-Aufsichtsrat einnehmen - ein Schlüsselposten für die Arbeitnehmerseite. "Nötige Schritte für ihre Bestellung über das Registergericht sind bereits eingeleitet", teilte VW mit. Das Kontrollgremium wird von dem früheren VW-Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch geführt, Stellvertreter ist IG-Metall-Chef Jörg Hofmann.
Steiler Aufstieg von einstiger Bürokauffrau Cavallo
Cavallo gilt als durchsetzungsstark, aber deutlich leiser und zurückhaltender als der selbstbewusste Osterloh, der die Arbeitnehmervertretung fast 16 Jahre leitete. Die Tochter eines italienischen Gastarbeiters begann bei Volkswagen als Bürokauffrau und qualifizierte sich später unter anderem zur Betriebswirtin weiter. Seit 2002 sitzt sie im Betriebsrat, Anfang 2019 wurde sie Osterlohs Stellvertreterin. Für Volkswagen und seinen einflussreichen Betriebsrat bedeutet der Wechsel an der Spitze einen radikalen Kulturwandel. In keinem anderen Autokonzern steht eine Frau an der Spitze der Arbeitnehmer.
Lob und Dank von Weil
Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), der für das Land Niedersachsen im Aufsichtsrat von VW sitzt, dankte Osterloh für seine Tätigkeit. "Er hat die Belegschaft durch schwierige Zeiten mit großem Engagement und einem klaren Kompass begleitet und immer wieder viel für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter herausverhandelt und erstritten", teilte Weil mit. "Bernd Osterloh war ein guter Betriebsratsvorsitzender." Jetzt freue er sich auf die Zusammenarbeit mit Cavallo, die er sehr gut kenne, so der Ministerpräsident. Bei ihr sei die Belegschaft von Volkswagen in den besten Händen.
IG Metall spricht von "Generationenwechsel"
Auch IG-Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger würdigte den langjährigen Einsatz von Osterloh. "Die Entscheidung, den Weg an der Spitze der Arbeitnehmervertretung bei Volkswagen frei zu machen, ermöglicht frühzeitig und mit Weitsicht die Nachfolge im Betriebsrat zu organisieren", sagte Gröger. Mit Daniela Cavallo könne eine erfahrene und vielfach geschätzte Kollegin den Generationenwechsel einläuten. Bereits in der Vergangenheit habe sie sich mit Sachkompetenz, Durchsetzungsstärke und Verhandlungsgeschick für die Belange der VW-Belegschaft eingesetzt.
Streit mit VW-Konzernchef Diess
Osterloh ist seit 44 Jahren bei Volkswagen tätig. Er wurde oft als mächtigster Betriebsrat Deutschlands betitelt, immer wieder hatte er auch öffentlich erbittert mit VW-Konzernchef Herbert Diess gestritten. So lieferten sich beide in den vergangenen Jahren harte Auseinandersetzungen um das Umbau- und Sparprogramm "Zukunftspakt" oder um die Arbeitsbedingungen beim teils stockenden Anlauf wichtiger Modelle wie dem Golf 8 oder ID.3. Diess ließ erklären, Osterloh habe "maßgeblich zum nachhaltigen Wandel von Volkswagen zur E-Mobilität und zum softwaregetriebenen Mobilitätskonzern beigetragen".
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VW-Betriebsratschef Osterloh wechselt zur Lkw-Tochter Traton - NDR.de
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