Rechercher dans ce blog

Wednesday, April 14, 2021

Wie Dax-Konzerne gegen Corona impfen und testen - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung

In deutschen Konzernen laufen die Vorbereitungen für Impfungen der Mitarbeiter gegen das Coronavirus auf Hochtouren. Viele große Unternehmen können mit Hilfe ihrer Betriebsärzte die Impfkampagne von Bund und Ländern unterstützen, sobald genügend Impfstoff geliefert werden kann. Der Chemiekonzern BASF will sogar schon an diesem Mittwoch an seinem Standort Ludwigshafen erste Mitarbeiter impfen, wie die F.A.Z. durch eine Umfrage bei den 30 Dax-Unternehmen erfuhr. Auch der Versicherungsriese Allianz will demnach ab der zweiten Aprilhälfte eigene Impfstraßen an seinen größeren Betriebsstätten eröffnen, und das Chemie- und Pharmaunternehmen Bayer hofft, im zweiten Quartal starten zu können.

Zudem stellen die Großunternehmen dem anwesenden Teil ihrer Mitarbeiter kostenlose Selbsttests zur Verfügung – sofern die Betroffenen sich nicht ins Homeoffice zurückziehen können. Recht unterschiedlich gehen die Arbeitgeber mit der Frage um, ob sie von Mitarbeitern und Kunden Informationen über deren Testergebnisse oder Impfstatus erheben wollen. Das ergibt eine aktuelle Umfrage durch die F.A.Z.-Redaktion bei den 30 Unternehmen, die dem Leitindex des deutschen Aktienmarkts angehören.

Bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe hat die F.A.Z. Antworten von 27 der 30 Dax-Konzerne erhalten. Demnach bieten 24 Dax-Unternehmen solchen Mitarbeitern Tests an, die physischen Kontakt mit Kunden haben oder zwingend vor Ort im Betrieb arbeiten müssen – etwa in der Produktion. Damit erfüllen sie weitgehend die vom Bundeskabinett am Dienstag beschlossene Pflicht, Mitarbeitern Tests zur Verfügung zu stellen, die nicht im Homeoffice arbeiten können. Drei weitere der 30 Dax-Unternehmen versorgen darüber hinaus auch Mitarbeiter im Homeoffice mit Schnelltests. Bei diesen handelt es sich um Bayer, BMW und Covestro.

Viele bleiben im Homeoffice

Trotz weitreichender Tests und der Vorbereitung auf eigene Impfungen sollen Hygienemaßnahmen in den Unternehmen bestehen bleiben, also Abstand, Desinfektion und Lüften. Der überwiegende Teil der Büromitarbeiter unter den Dax-Belegschaften arbeitet aktuell ohnehin im Homeoffice, was die ultimative Form des Abstands von Kollegen, Kunden und Geschäftspartnern darstellt. Für Mitarbeiter dagegen, deren Anwesenheit im Büro oder in Filialen zwingend erforderlich ist, stellen die Dax-Arbeitgeber in der Regel einen kostenlosen Selbsttest pro Woche zur Verfügung. Das gilt etwa für die Deutsche Bank, den Energieriesen Eon, den Autozulieferer Continental oder die Münchener Rückversicherungsgesellschaft.

Die Deutsche Telekom ermöglicht Mitarbeitern mit Kundenkontakt wöchentlich sogar zwei Selbsttests und hat 3 Millionen Euro allein dafür investiert, die Tests bereitzustellen – neben den Kosten für Beschaffung, Lagerung und Versand. Bisher wurden 250.000 Testkits von Telekom-Mitarbeitern abgerufen, wobei 80 Prozent im Homeoffice arbeiten und daher nicht zu den Test-Adressaten gehören.

Der Autohersteller BMW bietet die Selbsttests unabhängig davon an, ob Mitarbeiter vor Ort in der Produktion arbeiten oder im Homeoffice. Bei dem Unternehmen seien bisher über eine halbe Million Selbsttests eingetroffen. BMW ermuntert seine Mitarbeiter zudem zur Impfung und will die Betriebsärzte, unterstützt von medizinischem Personal, starten lassen, sobald Impfstoff zur Verfügung steht.

Auch das Chemieunternehmen Bayer bezieht die im Homeoffice tätigen Mitarbeiter in seine Testangebote mit ein. Bayer bietet an seinen Standorten freiwillige, aber professionell durchgeführte Antigen-Schnelltests an, hat aber auch jedem Mitarbeiter jeweils ein Set mit fünf Selbsttests an die Privatadresse geschickt. Bayer-Mitarbeiter können diese Tests einmal pro Woche freiwillig und selbständig durchführen. Der Werkstoffspezialist Covestro, eine ehemalige Bayer-Sparte, wird ab April 5 Tests an jeden seiner Mitarbeiter per Post verschicken.

Der Wohnungsriese Vonovia bietet seinen 10.000 Mitarbeitern regelmäßige Tests unabhängig davon ab, ob diese in zentralen Bereichen oder vor Ort bei den Kunden etwa in den vermieteten Objekten arbeiten. An der Vonovia-Teststraße in der Zentrale haben sich bisher 1000 Mitarbeiter testen lassen. Darüber hinaus hat der Bochumer Immobilienkonzern 65.000 Selbsttests an alle seine deutschen Standorte versendet.

BASF eröffnet betriebseigenes Impfzentrum

Vorreiter mit Blick auf Impfungen ist der Chemieriese BASF. Wie die F.A.Z. am Dienstag erfuhr, hat das Unternehmen an seinem Hauptsitz in Ludwigshafen ein eigenes Impfzentrum eingerichtet, das von der Landesregierung Rheinland-Pfalz als offizielles Corona-Impfzentrum im Rahmen eines Modellprojektes für Betriebsarztimpfungen anerkannt wurde. Dort sollen vom heutigen Mittwoch an erste Mitarbeiter geimpft werden. Dazu sagt Michael Heinz, BASF-Vorstandsmitglied und Standortleiter Ludwigshafen: „Ich bin stolz, dass wir nun helfen können, die Impfgeschwindigkeit zu erhöhen, das Gesundheitssystem zu entlasten und so einen weiteren Beitrag in der Pandemiebekämpfung zu leisten.“ Dabei stehe fest, dass Bund und Länder die Regeln für dieses Projekt setzen. Das BASF-Impfzentrum unterliegt den gesetzlichen Regeln, wie sie für alle Impfzentren in Deutschland gelten. Das bedeutet, das Unternehmen erhält den Impfstoff vom Gesundheitsministerium Rheinland-Pfalz und muss sich an die vom Land festgelegte Impfreihenfolge halten.

BASF-Mitarbeiter können seit Ende vergangener Woche über ein betriebsinternes Online-Verfahren Impftermine beantragen. Das Chemieunternehmen will prüfen, ob künftig auch Angehörige von Mitarbeitern und Mitarbeiter von Partnerfirmen im unternehmenseigenen Impfzentrum geimpft werden können. Mit dem Projekt will BASF zur Entlastung des Gesundheitssystems beitragen, weil sich so nicht jeder einzeln einen Impftermin suchen oder zum Hausarzt gehen muss. BASF hat nach eigenen Angaben in der Vergangenheit schon Erfahrungen mit anderen Impfaktionen gemacht – etwa für den Schutz gegen Grippe. Über die Grippeschutzimpfung hinaus führt BASF jährlich 10.000 weitere Impfungen durch, etwa Reiseimpfungen. Von den Mitarbeitern in den Helios-Krankenhäusern des Gesundheitskonzerns Fresenius ist die Mehrheit schon geimpft.

Der Impfstoff bildet den Engpass

Der fehlende Impfstoff ist allerdings ein Engpass für Impfungen durch Unternehmen. So hat der Dax-Neuling Siemens Energy zwar schon Impfstoff bestellt, um Impfungen im Rahmen der ab 1. April geltenden Verordnung durchführen zu können, bisher aber noch keine Lieferungen erhalten. Auch der Flugzeugturbinenhersteller MTU Aero Engines hat Impfstoffbedarf angemeldet. Der Automobilkonzern Volkswagen will keine eigenen Impfdosen ankaufen, solange es am Markt nicht genug Impfstoff gibt.

F.A.Z. Frühdenker – Der Newsletter für Deutschland
F.A.Z. Frühdenker –
Der Newsletter für Deutschland

Jeden Morgen sorgfältig ausgewählt und kompetent eingeordnet. Die bedeutenden Ereignisse und Entwicklungen in Deutschland und der Welt.

Jetzt anmelden

Dagegen sind Personal und Infrastruktur für Impfungen – anders als der Impfstoff selbst – offenbar bei den meisten Dax-Unternehmen vorhanden: Die Telekom etwa könnte an 18 deutschen Standorten Impfungen anbieten und wäre in der Lage, innerhalb von acht Wochen 80 Prozent ihrer Mitarbeiter in Deutschland zu impfen. Beim Versicherungskonzern Allianz sollen von der zweiten Aprilhälfte an 27 Impfstraßen an 15 großen Betriebsstätten einsatzbereit sein. Die Betriebsärzte von Continental könnten täglich 1000 deutsche Mitarbeiter impfen, wobei eine Sprecherin betont, dass das Unternehmen weiter auf die bewährten Hygienemaßnahmen Wert legt. Entscheidend ist laut Continental ein Bündel von Verhaltensregeln zur Verhinderung von Ansteckungen, nicht allein Tests oder Impfungen.

Nur wenige Dax-Unternehmen wollen ihre Mitarbeiter, Kunden oder Geschäftspartner nach deren Impfstatus oder Testergebnissen fragen. Dem stehe der Datenschutz entgegen, heißt es etwa von Heidelberg-Cement oder von Volkswagen. Siemens Energy will allerdings anonymisiert und auf freiwilliger Basis erfassen, welche Mitarbeiter durch Betriebsärzte oder durch andere Ärzte geimpft werden oder wurden. Der Chiphersteller Infineon will den Impfstatus seiner Mitarbeiter erst erfassen, wenn das zur Vereinfachung von Betriebsabläufen beitragen kann. Bis dahin gelten für alle Mitarbeiter die gleichen Verhaltensregeln, unabhängig davon, ob sie geimpft seien. Wie kürzlich eine Umfrage durch die Wirtschaftsprüfung KPMG unter 500 großen internationalen Unternehmen – davon 50 deutsche – ergab, wollen viele Arbeitgeber über den Impfstatus ihrer Mitarbeiter informiert werden. Das dürfte mit Blick auf den deutschen Datenschutz kein einfaches Unterfangen sein.

Versicherung und Datenschutz sind knifflig

Für Test- und Impfstrategien der Dax-Konzerne spielen zuweilen auch Geschäftspartner und Kunden eine wichtige Rolle. Das gilt insbesondere für Unternehmen mit Kundenkontakten in Filialen oder für solche, deren Mitarbeiter etwa auf Baustellen häufig eng mit Personal von Partnerfirmen zu tun haben. Bei der Allianz richten sich die Regeln für den Kundenkontakt in den Agenturen nach den jeweiligen gesetzlichen Vorschriften vor Ort. Covestro etwa arbeitet in seinen Chemieparks eng mit den dortigen Partnern zusammen und führt bei Bedarf in Abstimmung mit diesen Schnelltests durch. Das Energieunternehmen Eon verpflichtet seine Dienstleister, das im Haus eingesetzte Personal zu testen. Und Siemens Energy testet auf Baustellen auch die Mitarbeiter anderer Unternehmen.

Tests von Geschäftspartnern oder Kunden sind dabei ein Thema für sich, auch versicherungstechnisch. Denn Unternehmen, die nicht nur Mitarbeiter testen, sondern auch Kunden oder externe Dienstleister, gehen ein größeres Risiko ein, falls bei den Tests etwas passiert. Die Versicherung R+V etwa bietet eine Absicherung für Tests betriebsfremder Personen laut einer Pressemitteilung vom Montag nur gegen einen Beitragsaufschlag an. Sollte sich dagegen ein Mitarbeiter durch den Test etwa im Mund- und Rachenraum verletzen, springt die Betriebshaftpflichtversicherung der R+V aber auch schon ohne Aufschlag ein, sofern das Testpersonal vorher entsprechend geschult wurde. Getestet werden dürfen laut R+V übrigens nur Personen ohne Symptome.

Let's block ads! (Why?)


Wie Dax-Konzerne gegen Corona impfen und testen - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung
Read More

No comments:

Post a Comment

adidas-Aktie nachbörslich deutlich tiefer: adidas übertrifft eigene Prognose - Yeezy-Verkäufe sorgen für schwarze Zahlen - finanzen.net

Der Sportartikelkonzern adidas hat im vergangenen Jahr besser abgeschnitten als von ihm zuletzt prognostiziert. Der Nike -Rivale kündigte...