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Monday, May 31, 2021

Inflationsrate in Deutschland steigt auf 2,5 Prozent - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung

Verbraucher müssen deutlich mehr für die Lebenshaltung zahlen – hier zeichnet sich offenbar auch schon die Aussicht auf ein Ende der Pandemie ab. Die Inflationsrate in Deutschland ist im Mai auf 2,5 Prozent gestiegen. Das teilte das Statistische Bundesamt am Montag nach einer ersten Schätzung mit. Noch im vorigen Jahr waren die Inflationsraten in Deutschland negativ gewesen, die Preise waren im Durchschnitt gesunken. In diesem Jahr stieg die Inflationsrate auf 1 Prozent im Januar, 1,3 Prozent im Februar, 1,7 Prozent im März und 2,0 Prozent im April.

Haupttreiber für die höheren Lebenshaltungskosten waren die Energiepreise. Öl, Heizöl und Benzin waren im vorigen Jahr um diese Zeit wegen des ersten Lockdowns extrem billig gewesen. Es hatte damals wenig Nachfrage gegeben, der Autoverkehr war gering und auch weite Teile der Industrie waren runtergefahren. Seither ist der Ölpreis in kurzer Zeit außergewöhnlich stark gestiegen. Dazu trugen die Hoffnungen auf eine Überwindung der Pandemie ebenso bei wie die künstliche Verknappung der Ölförderung durch das Ölkartells Opec und seine Verbündeten. In Deutschland hat zudem der neue CO2-Preis für den Klimaschutz Benzin und Heizöl um etwa 7 bis 8 Cent je Liter verteuert. Insgesamt stieg der Preis für Benzin auf Jahressicht um mehr als ein Viertel auf zuletzt knapp 1,50 Euro je Liter.

Nahrungsmittel verteuerten sich im Schnitt um 1,5 Prozent. Aus Hessen wurden dazu vom Statistischen Landesamt detailliertere Zahlen veröffentlicht. Teurer als im Vorjahresmonat waren insbesondere Gemüse (plus 2,2 Prozent) sowie Speisefette und -öle (plus 1,5 Prozent), unter anderem stiegen die Preise für Butter um 0,9 Prozent. Brot und Getreideerzeugnisse sowie Molkereiprodukte und Eier kosteten im Durchschnitt jeweils 0,5 Prozent mehr als im Mai 2020. Obst hingegen war rund 0,7 Prozent günstiger als im Vorjahresmonat.

Die Löhne sind kaum gestiegen

International sind zuletzt viele Rohstoffe auffällig im Preis gestiegen, neben Öl beispielsweise auch Eisenerz oder Kupfer. Manche Analysten sprechen schon von einem neuen „Superzyklus“ bei Rohstoffen. Auch viele Preise rund um das Bauen haben spürbar zugelegt: Bauunternehmen berichten beispielsweise zum Teil von einer Verdoppelung des Preises für Bauholz. Die Rede ist von „Bauflation“.

Hingegen sind die Löhne in Deutschland wegen der Pandemie in letzter Zeit nicht besonders stark gestiegen, das begrenzt die Inflation. Laut Statistischem Bundesamt stiegen die Tarifverdienste im Schnitt im ersten Quartal 2021 um 1,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Es bleibt spannend, ob die Gewerkschaften bei den nächsten Tarifverhandlungen die höhere Inflation für höhere Lohnforderungen nutzen – und sich damit durchsetzen können.

„Die großen Treiber der Inflation sind die Ölpreise und andere Sondereffekte“, sagte Holger Schmieding, der Chefvolkswirt des Bankhauses Berenberg. Die detaillierteren Daten für Nordrhein-Westfalen zeigten einen Anstieg der Heizölpreise um 16,2 Prozent gegenüber Vorjahr im Mai, nach 8 Prozent im April. Bei Kraftstoffen habe sich die Inflationsrate von 23,9 auf 28,4 Prozent beschleunigt. „Auch bei Pauschalreisen sehen wir einen kräftigen Anstieg des Preisauftriebs auf 7,4 Prozent im Mai nach minus 3,1 Prozent im April und minus 1,9 Prozent im März“. Teilweise seien das wohl Saisoneffekte. „Aber vor allem zeigt sich, dass Urlaub wieder möglich wird – wie erwartet, ziehen die Preise dabei an.“ Das sei aber ein einmaliger Effekt des Wiederöffnens. 

Höhere Rohstoffpreise haben Folgen für Verbraucher

Die Zahlen deuteten aber auch darauf hin, dass die höheren Rohstoff- und Transportkosten an Verbraucher überwälzt werden könnten, sagte Ökonom Schmieding. Bei langlebigen Gebrauchsgütern habe sich der Preisauftrieb in Nordrhein-Westfalen von 1,5 Prozent im März und 1,2 Prozent im April auf 2,1 Prozent im Mai beschleunigt.

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F.A.Z.-Serie Schneller Schlau : So funktioniert Inflation Bild: F.A.Z.

Im weiteren Jahresverlauf wird mit noch höheren Inflationsraten gerechnet. Die Bundesbank geht davon aus, dass die Inflation in Deutschland monatsweise 4 Prozent erreichen könnte. Jörg Krämer, der Chefvolkswirt der Commerzbank, ist da etwas vorsichtiger: „Im zweiten Halbjahr könnte die Inflationsrate in einem Monat aber durchaus auf dreieinhalb Prozent steigen“, meint der Ökonom. Ein echtes Inflationsproblem sieht Krämer für 2021 und 2022 aber noch nicht.

Auch in anderen Ländern der Eurozone steigt die Inflation mittlerweile. So meldete Spanien am Montag einen Anstieg von 2 auf 2,4 Prozent. In Italien legte die Inflationsrate von 1 auf 1,3 Prozent zu, den höchsten Wert immerhin seit November 2018. Wie hoch die Inflationsrate für die Eurozone insgesamt ausfällt, will die europäische Statistikbehörde Eurostat am Dienstag mitteilen. Im April gab es immerhin noch zwei Länder in der Eurozone mit einer negativen Inflationsrate, nämlich Griechenland und Portugal, die den Durchschnitt nach unten zogen. Deutschland lag zuletzt hinsichtlich der Inflation in der oberen Gruppe in der Eurozone, aber nicht ganz an der Spitze, dort stand Luxemburg.  

Nächste Woche tagt der EZB-Rat

Die Europäische Zentralbank rechnet für das nächste Jahr wieder mit deutlich niedrigen Inflationsraten und ist deshalb bislang sehr zurückhaltend mit geldpolitischen Reaktionen auf die höhere Inflation. Sie verfolgt ein mittelfristiges Inflationsziel von „unter, aber nahe 2 Prozent“. Monatsweise dürfte das jetzt überschritten werden, aber die Notenbank hat bislang angekündigt, durch vorübergehende Schwankungen der Inflationsrate im Zusammenhang mit der Pandemie „hindurchschauen“ zu wollen. Je stärker die Inflationsrate ansteigt, desto stärker könnte dieses Strategie aber auf die Probe gestellt werden. Schon in der kommenden Woche könnte es spannend werden: Dann trifft sich am Donnerstag der EZB-Rat zur geldpolitischen Sitzung. Die Zinsen dürften zwar so schnell nicht angehoben werden – allerdings über das weitere Tempo der Anleihekäufe dürfte im EZB-Rat durchaus gerungen werden.

Die Geldmenge in der Eurozone ist unterdessen weiter gestiegen. Die Geldmenge M3 nahm im April um 9,2 Prozent zu. Volkswirte hatten mit einem Anstieg von 9,5 Prozent gerechnet. Eugen Keller vom Bankhaus Metzler fühlt sich durch die hohen Steigerungsraten der letzten Zeit gleichwohl schon an die 70er Jahre erinnert. Zu M3 gehören unter anderem Bargeld, auf Girokonten und Geldmarktpapiere. Allerdings hat das Wachstum bei den Unternehmenskrediten im April an Schwung verloren. Banken vergaben 3,2 Prozent mehr Darlehen an Unternehmen als im Vorjahr, wie die EZB mitteilte. Im März hatte der Zuwachs noch bei 5,3 Prozent gelegen. Bei den Zahlen muss wie schon bei der Meldung zum März berücksichtigt werden, dass die Vergleichsbasis den Pandemiebeginn im Europa im Frühjahr 2020 enthält, als die Nachfrage nach Krediten besonders hoch war. Die Geldhäuser reichten an die Privathaushalte im April 3,8 Prozent mehr Darlehen aus als ein Jahr zuvor. Im März hatte der Zuwachs 3,3 Prozent betragen.

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