Stand: 31.05.2021 12:45 Uhr
Am deutschen Aktienmarkt herrscht bislang Flaute. Ohne den feiertagsbedingt pausierenden US-Handel geht es an der Börse so ruhig zu wie an einem Ferientag. Das könnte sich am frühen Nachmittag schnell ändern.
Der DAX klebt bei einem Minus von rund 0,3 Prozent seit Handelsstart unter der Marke von 15.500 Punkten fest. Bereits in den vergangenen Tagen hatte sich gezeigt, dass diese Ziffer für die Investoren von einiger Bedeutung zu sein scheint. Oberhalb der runden Marke fehlte es zuletzt an Anschlusskäufen, sodass der deutsche Leitindex regelmäßig wieder hinter diesen Stand zurückfiel.
Die Fachleute von HSBC sprechen von einer "Schlüsselmarke" bei 15.500 Punkten. Der DAX habe sich an dieser Marke festgebissen, kommentierte ein Marktbeobachter. Gelinge dem DAX ein nachhaltiger Durchbruch über den Widerstand bei 15.550/15.600 Punkten, wäre mit einem weiteren Hochlauf zu rechnen, so die Charttechniker von ING.
Pause in den USA
Allerdings wären Impulse oder Kaufanreize erforderlich, um die Anleger wieder vermehrt dazu zu bewegen, sich intensiver am Aktienmarkt zu engagieren; daran fehlt es heute bislang. An der Wall Street wird wegen des Feiertags "Memorial Day" nicht gehandelt. In der Regel orientieren sich die Anleger besonders am Handel in den USA.
Und da viele Marktakteure wegen des US-Feiertags nicht vor ihren Rechnern sitzen, bleibt das Handelsvolumen niedrig. Auch in London findet kein Börsenhandel statt. An solchen Tagen ist ein besonders ruhiger Handel nichts Ungewöhnliches. "Der DAX übt schon mal die Sommerpause", sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets.
Wichtige Inflationsdaten stehen an
Aber verlassen sollten sich die Investoren darauf keineswegs, denn die um 14 Uhr publizierten Inflationsdaten könnten den Markt in Bewegung versetzen. "Die heute anstehenden Verbraucherpreise in Spanien, Italien und Deutschland werden den Inflationsschub nochmal ins Bewusstsein der Marktteilnehmer rücken", heißt es von den Fachleuten der Helaba.
Steigt die Inflation deutlich stärker als Fachleute prognostizieren, könnte die Furcht der Marktteilnehmer vor weniger geldpolitischer Lockerung zu sinkenden Kursen führen. Experten erwarten für Mai einen Anstieg der Teuerungsrate auf 2,3 von zwei Prozent im Jahresvergleich.
Sollte die Inflation hingegen schwächer ausfallen, wäre es nicht ausgeschlossen, dass die Marktteilnehmer beherzter zugreifen. Und da das Handelsvolumen heute nicht besonders hoch ist, könnten selbst geringere Kauforder den Markt stark bewegen.
Starkes Quartal für die Türkei
Die Wirtschaft in der Türkei hat zu Beginn des Jahres trotz anhaltender Corona-Krise insgesamt merklich zulegen können. Wie das nationale Statistikamt mitteilte, stieg die Wirtschaftsleistung des Landes (BIP) im ersten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 1,7 Prozent. Im Vergleich zum Niveau des ersten Jahresviertels 2020 betrug das Wirtschaftswachstum 7,0 Prozent. Die Entwicklung war zuletzt besser als von vielen Experten erwartet.
Besonders deutlich wuchsen zum Jahresstart der Konsum der privaten Haushalte und die Investitionen. Die Staatsausgaben stiegen ebenso. Auch der Außenhandel trug zum Wachstum der türkischen Volkswirtschaft bei, da die eigenen Exporte zunahmen, während die Einfuhren sanken. Erkauft wird das Wirtschaftswachstum aber durch eine hohe Inflation und die weiterhin schwache Landeswährung Lira.
Sorgen bei der Deutschen Bank
Das "Wall Street Journal" und die Nachrichtenagentur Bloomberg hatten am Wochenende berichtet, dass die Federal Reserve (Fed) bei ihrer jährlichen Bewertung festgestellt hat, dass die Deutsche Bank in Sachen Risikomanagement und Compliance weiterhin Mängel habe. Möglich seien Sanktionen, einschließlich hoher Geldstrafen. Die Deutsche Bank wollte sich zu den Berichten nicht äußern.
Grenke-Gewinn sinkt
Der mit Kritik an seiner Bilanzierung kämpfende Leasingspezialist Grenke spürt die Folgen der Corona-Krise. Das Neugeschäft bei Leasing und Factoring brach im ersten Quartal um 39 Prozent auf 536 Millionen Euro ein. Der Gewinn sackte um 18 Prozent auf 14 Millionen Euro ab. Grenke hatte Mitte Mai für den Konzernabschluss 2020 das uneingeschränkte Testat durch die Prüfungsgesellschaft KPMG erhalten und damit wieder etwas Vertrauen zurückgewonnen.
Grenke geht davon aus, dass die noch laufende Sonderprüfung der Finanzaufsicht BaFin bald abgeschlossen ist. Der Konzern wurde im vergangenen Jahr von dem Leerverkäufer Fraser Perring mit Vorwürfen der Bilanzfälschung, Geldwäsche und des Betrugs konfrontiert. Grenke hat eigene Prüfungen eingeleitet, außerdem schaut sich die BaFin den Vorfall an.
Autoindustrie über Vorkrisenniveau
Die weltweite Autoindustrie hat im ersten Quartal einer Studie zufolge schon wieder mehr umgesetzt und operativ auch mehr Geld verdient als vor der Corona-Krise. Der Gewinn der größten Autohersteller vor dem Abzug von Zinsen und Steuern stieg der Branchenerhebung des Beratungsunternehmens EY zufolge im Zehn-Jahres-Vergleich sogar auf den höchsten überhaupt in einem Startquartal gemessenen Wert.
Bei den Verkaufszahlen erreichte die Autobranche das Vorkrisenniveau aber noch nicht. Der weltweite Pkw-Absatz legte laut Studie im Jahresvergleich zwar um 15 Prozent zu, lag mit 16,9 Millionen Fahrzeugen aber immer noch neun Prozent niedriger als im ersten Quartal 2019.
Intel-Chef warnt vor jahrelangen Chip-Engpässen
Die Lieferengpässe bei Halbleitern könnten nach Einschätzung von Intel-Chef Pat Gelsinger noch lange andauern. Zwar habe die Industrie inzwischen die kurzfristigen Beschränkungen adressiert, jedoch könne es mehrere Jahre in Anspruch nehmen, um Antworten auf Knappheiten bei der Auftragsfertigung, einzelnen Komponenten und Schichtträgern zu finden, sagte Gelsinger. Die fehlende Verfügbarkeit von Chips hat jüngst bereits mehrere Autohersteller gezwungen, Bänder anzuhalten, und wirkt sich auch auf die Produktion von Elektronik aus.
Investoren legen Pause ein: Erst Stillstand, dann Rückschritt? | tagesschau.de - tagesschau.de
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