Die Verkäufe haben begonnen. Der Reisekonzern TUI trennt sich zu Sanierung seiner Bilanz von einer Beteiligung an 21 Hotel-Immobilien – 19 bestehende Herbergen der Marke Riu und zwei Neubauten. Wenige Tage zuvor hatte der staatlich gestützte größte Reiseveranstalter Europas schon die Trennung von seinem aufwändig für den Tourismus renovierten Toskana-Dorf Castelfalfi bekannt gegeben.
Während für den Castelfalfi-Abschied der Erlös ungenannt blieb, sollen dem Konzern durch die Abgabe seiner 49-Prozent-Beteiligung an dem Riu-Hotelpaket bis zu 670 Millionen Euro zufließen. Mindestens 540 Millionen Euro soll TUI direkt nach Abschluss der Transaktion erhalten, weitere 130 Millionen Euro können abhängig vom Geschäftsverlauf der nächsten beiden Jahren folgen.
Da die Hotel-Beteiligung zuletzt mit 433 Millionen Euro bewertet war, ergibt sich ein Buchgewinn. Noch müssen Wettbewerbsbehörden zustimmen, TUI rechnet mit einem Abschluss im späten Sommer. „Der Erlös soll für den Abbau der Corona-Schulden des Konzerns genutzt werden“, teilte TUI mit.
„Geschäftsmodell im Stadthotel-Sektor erfolgreich“
Gleichzeitig erklärt der Konzern, dass die Verkäufe nicht bloß der Pandemie geschuldet seien, sondern Teil einer Langfriststrategie seien. „Wir trennen Hotel-Management und Urlaubserlebnis vom Immobilienbesitz, wie wir es Ende 2019 angekündigt haben“, wird der zuständige TUI-Strategievorstand Peter Krüger zitiert. Für Urlauber bleiben die Hotels weiter im TUI-Programm buchbar, am Grundstück und den Steinen der Häuser ist der Konzern künftig aber nicht mehr beteiligt. „Das ist ein Geschäftsmodell, das sich im internationalen Stadthotel-Sektor als erfolgreich erwiesen hat“, erklärt Krüger.
Für die Trennung von den 21 Hotels hat TUI mit dem spanischen Hotelunternehmen Riu einen Partner im direkten Konzernumfeld gefunden. Das Toskana-Dorf geht an einen niederländischen Käufer aus dem Imperium einer indischen Unternehmerfamilie, die Hotelanteile gehen an jene spanischen Hoteliers, die seit langem Herbergen zusammen mit TUI betreiben.
Riu ist mit rund 100 Häusern die größte Marke im TUI-Programm. Zudem ist die Riu-Familie mit 3,6 Prozent am Reisekonzern beteiligt sind. „Die Partnerschaft zwischen TUI und der Familie Riu besteht seit vielen Jahrzehnten und wird durch die nun vereinbarte Transaktion weiter gestärkt“, sagt Krüger.
Strategie 2019 vorgestellt
Schon 2019 hatte der Vorstandsvorsitzende Fritz Joussen eine sogenannte „Asset Right“-Strategie für die Konzernzukunft vorgestellt. Demnach soll der Konzern nur noch für das Geschäft essentielle Immobilien und Werte halten, sich ansonsten aber auf das Management und den Betrieb von Unterkünften konzentrieren. So sollte die Fortentwicklung von TUI hin zu einem „Plattform-Unternehmen“, einem seitdem von Joussen vielfach bemühten Begriff für einen Touristiker mit wachsendem Fokus auf die Online-Vermarktung dienen.
„Der Umbau geht weiter. Die zweite Stufe zum Digitalunternehmen wird das Unternehmen deutlich verändern, stärker als die letzten fünf Jahre vom traditionellen Reiseveranstalter zum hochprofitablen Hotel- und Kreuzfahrtkonzern“, hatte Joussen noch zur Vorlage der Jahresbilanz für das Vor-Corona-Jahr 2019 verkündet. Nun werden die Corona-Folgen auf die Konzernbilanz gemildert.
Im vor der Pandemie hochprofitablen Kreuzfahrtsegment war TUI mit der „Mein Schiff“-Flotte schon nicht Alleineigner. Die Schiffe fahren mit TUI-Logo am Schornstein, dahinter steckt aber ein Gemeinschaftsunternehmen des Konzerns aus Hannover mit dem zweitgrößten Kreuzfahrtreeder der Welt Royal Caribbean. Zuletzt hat TUI auch die Luxus- und Expeditionsschiffe von Hapag-Lloyd-Kreuzfahrten dort eingebracht. Für die britische Kreuzfahrtmarke Marella ist Ähnliches angedacht.
In der Reisebranche gilt nicht als ausgeschlossen, dass weitere Hotelverkäufe folgen. TUI hat in der Pandemie Bemühungen verstärkt, Immobilien loszuwerden. 42 Prozent der mehr als 400 Domizile aus dem TUI-Markenportfolio waren bislang im Eigentum der jeweiligen Hotelgesellschaften, die dem Konzern ganz oder teilweise gehören.
TUI beginnt mit Verkauf von Hotels - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung
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