Das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank ist längst erfüllt, doch der Preisauftrieb für Waren und Dienstleistungen in Deutschland hat sich im Mai weiter beschleunigt. Die Inflationsrate lag bei 2,5 Prozent, wie das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Daten mitteilte. Im April hatte die Rate noch bei 2,0 Prozent gelegen, im März bei 1,7 Prozent.
Deutschland verzeichnet damit den stärksten Anstieg der Verbraucherpreise seit gut neuneinhalb Jahren. Die Inflationsrate liegt auf dem höchsten Stand seit September 2011, Ökonomen hatten nur einen Anstieg auf 2,3 Prozent erwartet. Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt für die Währungsunion mittelfristig einen Wert von knapp unter zwei Prozent an.
Experten gehen davon aus, dass die Teuerungsrate in den kommenden Monaten weiter steigen wird. Sie könnte in der zweiten Jahreshälfte »an die vier Prozent« heranreichen, erwartet der Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Holger Schmieding. Nicht zuletzt deshalb, weil die Preise in der zweiten Jahreshälfte 2020 von der zeitweise gesenkten Mehrwertsteuer gedrückt wurden und sich dieser Effekt dann umkehrt.
CO2-Preis macht Brennstoffe teurer
Preistreiber Nummer eins blieb im Mai Energie: So kosteten Kraftstoffe wie Benzin etwa in Nordrhein-Westfalen 28,4 Prozent mehr als im Mai 2020. »Die großen Treiber der Inflation sind die Ölpreise«, sagte Schmieding.
»Das liegt vor allem daran, dass vor einem Jahr die Ölpreise kurzfristig stärker in den Keller gerutscht waren als je zuvor.« Damals steckte die Weltwirtschaft wegen der Coronapandemie in einer Rezession. Hinzu kommt, dass klimaschädliche fossile Brennstoffe hierzulande seit Jahresbeginn mit 25 Euro pro Tonne CO₂ belegt werden, was sie an der Tankstelle ebenfalls um mehrere Cent teurer macht.
Auch die Aussicht auf eine bessere Weltkonjunktur nach der Coronarezession dürfte sich preistreibend ausgewirkt haben. Hinzu kommt: Aufgrund der vorübergehenden Senkung der Mehrwertsteuer Ende 2020 war die Inflationsrate im Dezember sogar negativ. Seit dem Auslaufen sind die Verbraucherpreise nun jedoch den fünften Monat in Folge gestiegen.
Für einen weiteren Anstieg der Inflationsrate spricht, dass viele Menschen in der Coronakrise für viele Dinge wie Reisen, Restaurants oder Veranstaltungen weniger ausgaben. Dies könnte zumindest teilweise nachgeholt werden.
Verbraucherpreise: Inflation in Deutschland steigt auf höchsten Stand seit September 2011 - DER SPIEGEL
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