Die Stahl-Aktien dürften erneut auf einen schwierigen Tag zusteuern. Nachdem Salzgitter eine Prognoseerhöhung am Dienstag nicht zu einem Gewinn verholfen hatte, dürfte auch heute kein leichter Tag für Papiere aus der Branche werden. Diesmal kommt der Gegenwind aus dem Reich der Mitte.
Die chinesische Regierung stemmt sich weiter gegen eine drohende stärkere Inflation im Sog des Rohstoffpreisbooms der vergangenen Monate. Die Regierung werde bald staatliche Kupfer-, Zink und Aluminium-Bestände an Metallproduzenten verkaufen, wie die dafür zuständige Behörde am Mittwoch in Peking mitteilte. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtete, sollen staatliche chinesische Unternehmen zudem auf Anordnung der Regierung ihre Abhängigkeit von ausländischen Rohstoffmärkten verringern.
Preise für Metalle wie Kupfer gerieten daraufhin etwas unter Druck, nachdem sie bereits zuletzt ein Stück weit zurückgesetzt hatten. Allerdings kosten sie immer noch deutlich mehr als noch zu Jahresbeginn.
Der Rohstoffboom ist der Regierung Chinas schon länger ein Dorn im Auge. Sie befürchtet, dass die steigenden Preise auf der Unternehmensseite früher oder später auch auf die Konsumentenpreise stärker durchschlagen und damit die Inflation anheizen könnten. Auch daher war sie schon jüngst gegen die Spekulationen auf dem Rohstoffmarkt vorgegangen.
Hintergrund der Rohstoffpreisrally ist die anziehende Weltkonjunktur mit den beiden Schwergewichten USA und China voran. Nach Berechnungen des Hamburger Forschungsinstitutes HWWI waren die Preise für Industrierohstoffe allein von April bis Mai um durchschnittlich rund 14 Prozent gestiegen.
Der großen Nachfrage steht ein teilweise immer noch knappes Angebot gegenüber. Denn gerade zu Beginn der Corona-Pandemie hatten viele Bergbaukonzerne ihre Produktion zurückgefahren und auch Investitionen in Förderkapazitäten gescheut. Bis das aufgeholt ist, dauert es in der Regel eine Weile.
Dax: Leichter Anstieg vor Zins-Entscheid der FED
Vor den geldpolitischen Entscheidungen der US-Notenbank (Fed) haben die Anleger am deutschen Aktienmarkt keine großen Sprünge gewagt. Der Leitindex Dax rückte am Mittwoch um 0,13 Prozent auf 15 750,49 Punkte vor und bewegte sich damit in der Nähe seines zu Wochenbeginn erreichten Rekordhochs von rund 15 803 Zählern.
Der MDax der mittelgroßen Werte legte um 0,10 Prozent auf 34 167,00 Punkte zu. Er hatte am Dienstag eine Bestmarke erreicht. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone gewann 0,2 Prozent.
Die US-Notenbank wird nach ihrer Zinssitzung am Abend nach Einschätzung der meisten Analysten trotz eines zuletzt starken Anstiegs der Inflation an ihrer extrem lockeren Geldpolitik festhalten. An den Finanzmärkten wird auch nicht damit gerechnet, dass die Währungshüter eine Rückführung der milliardenschweren Anleihekäufe zur Stützung der Wirtschaft in der Corona-Krise signalisieren werden.
Deutsche Bank: Eine Milliarden Dollar mit nur einem Zock
Das Investment Banking stand bei der Frankfurter Bank lange Zeit in der Kritik. In den vergangenen Quartalen hat die Abteilung aber immer wieder für gute Gewinne bei der Deutschen Bank gesorgt und somit Christian Sewing den Weg aus der Krise erleichtert. Jetzt könnte das Investment Banking der Vogel im positiven Sinne abgeschossen haben und eine der lukrativsten Wetten seit der globalen Finanzkrise platziert haben, wie Bloomberg spekuliert. Demnach soll die Deutsche Bank aus einem Investment in Israel unter 100 Millionen Dollar rund eine Milliarde Dollar gemacht haben.
Das Engagement der Frankfurter in Anleihen und Bankkredite der israelischen Reederei Zim habe in den vergangenen Monaten sprunghaft an Wert zugelegt, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Dienstag unter Berufung auf Insider. Die Deutsche Bank lehnte eine Stellungnahme ab. Die ehemals in Schwierigkeiten steckende Reederei erholte sich in den vergangenen Jahren und ging Ende Januar an die Börse. Laut Daten von Refinitiv hielt die Deutsche Bank an Zim zuletzt einen Anteil von 13,7 Prozent im Wert von 923 Millionen Dollar. Seit der zweiten Jahreshälfte 2020 steigen die Preise für den Container-Transport wieder, wovon Zim profitiert. Die Deutsche Bank versilberte Anfang Juni bereits einen Teil ihrer Beteiligung.
SAP: Oracle einfach besser unterwegs
Während die Walldorfer wieder mit ihren Zahlen zu kämpfen haben, sprudeln bei Oracle Umsatz und Gewinn weiter in die Höhe. Das starke Cloud-Geschäft mit IT-Anwendungen und Speicherplatz im Internet beschert dem SAP-Rivalen weiter deutliche Umsatzzuwächse. In den drei Monaten bis Ende Mai legten die Erlöse im Jahresvergleich um acht Prozent auf 11,2 Milliarden Dollar (9,2 Mrd Euro) zu, wie das Unternehmen am Dienstag nach US-Börsenschluss mitteilte. Unter dem Strich verdiente Oracle 4,0 Milliarden Dollar und damit rund 29 Prozent mehr als vor einem Jahr. Neben den Cloud-Diensten lief auch das Geschäft mit Software-Lizenzen rund. Obwohl die Quartalszahlen über den Erwartungen der Analysten lagen, geriet die Aktie nachbörslich zunächst tiefer ins Minus.
Wechselkurse belasten operatives Geschäft
Die Wechselkurse hätten sich seit der Vorlage der Quartalszahlen im April noch einmal verschlechtert, sagte SAP-Finanzchef Luka Mucic am Dienstag auf einer Veranstaltung für Analysten und Investoren. So gehen die Walldorfer zusätzlich zum prognostizierten währungsbereinigten Rückgang des bereinigten operativen Ergebnisses (Ebit) von ein bis sechs Prozent jetzt davon aus, dass die Wechselkurse zusätzlich zwei bis vier Prozentpunkte kosten werden. Im April war das Management wegen des stärkeren Euro zuletzt von einer Belastung zwischen einem und drei Prozentpunkten ausgegangen.
Die Mittelfristprognose bis 2025 behält SAP aber bei, weil sich der jüngst noch einmal verstärkte Cloudkurs mit der Zeit auszahlen soll. Vorstandschef Christian Klein hatte im Januar ein neues Programmbündel aus der Taufe gehoben, mit dem Kunden schneller und einfacher auf die Cloudangebote des Konzerns umsteigen können. Das erfordert zunächst mehr Investitionen in die Technik und ins Marketing, weswegen Klein bereits im vergangenen Herbst die mittelfristigen Margenprognosen kassiert und die Investoren auf eine längere Durststrecke eingestellt hatte.
Die Aktie von SAP verliert zum Handelsstart etwas mehr als 1 Prozent.
Kurz & knapp:
Regeneron: Der US-Partner von Roche hat neue Daten zum Covid-Cocktail REGEN-COV (Casirivimab und Imdevimab) vorgelegt. So hat die Therapie das Sterberisiko bei Patienten, die mit COVID-19 hospitalisiert wurden und keine eigene Immunantwort aufgebaut hatten, um 20 Prozent reduziert, wie Regeneron am Mittwoch mitteilte. Die sogenannte Uk Recovery-Studie sei damit das erste Programm, das zeige, dass eine Antikörperbehandlung das Überleben von Patienten mit Covid-19 im Krankenhaus verbessere. Man werde die neuen Daten unverzüglich den Zulassungsbehörden vorlegen und eine Zulassungserweiterung in den USA beantragen, so die Mitteilung. Roche und das US-Unternehmen arbeiten zusammen, um die weltweite Versorgung mit REGEN-COV zu erhöhen. Regeneron ist für die Entwicklung und den Vertrieb der Behandlung in den USA verantwortlich, während Roche in erster Linie für die Entwicklung und den Vertrieb außerhalb der USA zuständig ist.
VW: Volkswagen hat die missglückte Greenpeace-Aktion beim EM-Auftaktspiel der deutschen Mannschaft scharf kritisiert. „Mit der heutigen Protestaktion hat Greenpeace Leib und Leben unbeteiligter Zuschauer und Fans eines Fußballspiels in Gefahr gebracht“, hieß es in einem Statement am Dienstagabend. Das sei nicht akzeptabel. Volkswagen sei offen für den kritischen und konstruktiven Dialog in Sachen Umwelt und Nachhaltigkeit und bekenne sich klar zum Pariser Klimaabkommen bis 2050. Kurz vor dem Anpfiff des EM-Spiels zwischen Deutschland und Frankreich hatte ein Motorschirm-Flieger sich selbst und die Fußball-Fans in der Münchner Arena mit einer Notlandung im Stadion in Gefahr gebracht. Hinter der Aktion stand die Umweltorganisation Greenpeace, die damit gegen den Sponsor Volkswagen protestieren wollte. Greenpeace entschuldigte sich wenig später für den missglückten Protest, es sei nie die Absicht gewesen, das Spiel zu stören oder Menschen zu verletzen.
Credit Suisse: Die Schweizer Großbank will einem Pressebericht zufolge erste Versicherungsansprüche für die milliardenschweren Verluste aus den sogenannten Greensill-Fonds einfordern. Im Zentrum steht dabei die japanische Versicherungsgruppe Tokio Marine, wie die „Financial Times“ (FT, Mittwoch) unter Berufung auf involvierte Personen schreibt. Mit dem Einfordern der Versicherungsansprüche werde die Versicherungsdeckung der Fonds auf die Probe gestellt, die ein integraler Teil des Geschäftsmodell der mit Greensill Capital erstellten Lieferketten-Finanzierungsfonds war, schreibt die Zeitung. Die Credit Suisse hatte Anfang März mitgeteilt, die Greensill-Fonds mit einem Volumen von rund 10 Milliarden US-Dollar (8,2 Mrd Euro) abzuwickeln. Rund 4,8 Milliarden Dollar hat sie bisher an die Fondsinvestoren zurückgezahlt. Der Versicherer Tokio Marine hatte im März die Gültigkeit der Versicherungsdeckung in Frage gestellt, nachdem die deutsche Finanzaufsicht Bafin eine Strafanzeige gegen das Management der deutschen Greensill-Tochter Greensill Bank eingeleitet hatte. Zwar wurden die Versicherungsdeckungen für die Handelsfinanzierungen von Greensill abgeschlossen, allerdings habe die Credit Suisse die Prämien bezahlt und habe Ansprüche auf die Entschädigung, erklärten Insider gegenüber der „FT“.
Redaktion onvista / dpa-AFX
Foto: phantomlord78 / Shutterstock.com
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