Volkmar Denner führt den Technologiekonzern Bosch seit 2012. Zum Jahresende, kurz nach seinem 65. Geburtstag, will der Manager die Führung im Unternehmen nun abgeben, wie Bosch mitteilte. Sein Nachfolger als Vorsitzender der Geschäftsführung wird demnach der 55-jährige Stefan Hartung, der bisher die Kernsparte Automobilzulieferung (»Mobility Solutions«) leitet.
Der Physiker Denner bleibt wissenschaftlicher Berater der Bosch-Gruppe zu Quantentechnologie. »Volkmar Denner hat die Weichen für die weitere Ausrichtung von Bosch in Sachen Nachhaltigkeit gestellt und den Konzern fit für die digitale Zukunft gemacht«, teilte Aufsichtsratschef Franz Fehrenbach mit.
Autogeschäft immer noch prägend
Auch die Spitze des Aufsichtsrats wird neu besetzt: Der 71-jährige Fehrenbach geht nach fast 47 Jahren bei Bosch in den Ruhestand. Bisher war es in dem Traditionskonzern üblich, dass der operative Chef dieses Amt übernimmt. Doch jetzt wird nicht Denner der Vorsitzende des Gremiums, sondern der bisherige Finanzchef Stefan Asenkerschbaumer.
Der künftige Bosch-Chef Hartung ist anders als Denner kein Eigengewächs des vor 135 Jahren gegründeten Unternehmens. Der promovierte Maschinenbauer kam nach Stationen bei der Fraunhofer-Gesellschaft und der Unternehmensberatung McKinsey 2004 zu Bosch. Vom Marketingleiter für Geschirrspüler stieg er über Vorstandsposten für Elektrowerkzeuge als Geschäftsführer für Energie- und Gebäudetechnik 2013 in die oberste Führungsetage auf.
Seit 2019 ist der gebürtige Dortmunder Hartung Chef des aufgrund des Strukturwandels kriselnden Autozuliefergeschäfts, das mit zuletzt 42 Milliarden Euro Umsatz bei 72 Milliarden Euro Gesamterlös aber immer noch das wichtigste Geschäftsfeld von Bosch ist. Sein Nachfolger wird der bisherige Marketing- und Verkaufschef des Automobilgeschäfts, der 56-jährige Markus Heyn. Der promovierte Maschinenbauer arbeitet seit 1999 für Bosch.
Chef für fast 400.000 Beschäftigte
Der Chef des Bosch-Konzerns brauche »ein tiefes Verständnis von digitaler Vernetzung, dem Internet der Dinge und Künstlicher Intelligenz«, umschrieb Fehrenbach kürzlich gegenüber dem »Handelsblatt« die Anforderungen. »Sie müssen auch die großen Fragen unserer Zeit wie Nachhaltigkeit und Klimaschutz fest im Blick haben.«
Fehrenbachs Nachfolger Asenkerschbaumer begann 1987 nach der Promotion in Betriebswirtschaftslehre bei Bosch als Trainee. Der 65-jährige Oberbayer ist seit 2013 Denners Stellvertreter in der Geschäftsführung und kümmert sich neben dem Finanzwesen auch um Einkauf und Logistik. Als einziger operativer Manager neben Denner gehört er als Kommanditist der Robert Bosch Industrietreuhand KG an, die ein wichtiges Entscheidungsgremium des Stiftungskonzerns ist, und ist künftig persönlich haftender Gesellschafter.
Der Managementumbau sei von langer Hand vorbereitet worden, teilte das Unternehmen mit. Der größte Automobilzulieferer weltweit steckt wie die gesamte Branche mitten im Umbruch von fossiler, klimaschädlicher Verbrennertechnik zu emissionsfreien Antrieben. Der Konzern, der der gemeinnützigen Robert-Bosch-Stiftung gehört, hat sich unter Denner außerdem immer stärker auf digitale Technologien und Produkte umgestellt – weg vom klassischen Geschäft mit den Zündkerzen hin zu internetfähigen Haushaltsgeräten, Maschinen, Sensoren für Smartphones, elektronische Assistenzfunktionen für Fahrzeuge, Software für autonomes Fahren oder stationäre Brennstoffzellen. Insgesamt sind etwa 34.000 der weltweit fast 400.000 Bosch-Beschäftigten Software-Entwickler.
Neue Halbleiterfabrik in Dresden
Vor Kurzem hatte Denner den Startschuss für eine Halbleiter-Fabrik in Dresden gegeben, mit einer Summe von einer Milliarde Euro das größte Investment der Firmengeschichte. Als Experte für Halbleiter hatte der promovierte Physiker seine Karriere bei Bosch vor 35 Jahren begonnen. In die Geschäftsführung rückte er 2006 auf, zu deren Vorsitzender wurde er vor fast genau neun Jahren. Der Schwabe ist ein begeisterter Wissenschaftler und widmet sich etwa Blogs über Künstliche Intelligenz oder Quantenphysik.
Ein dunkles Kapitel unter der Verantwortung des Schwaben Denner ist die Verwicklung des Autozulieferers in den VW-Dieselskandal. Der Autobauer nutzte die Bosch-Software dafür, dass Dieselmotoren auf der Straße viel mehr gesundheitsschädliches Stickoxid ausstießen als erlaubt. Die Rolle des Zulieferers dabei beschäftigt noch die Justiz. Denner selbst ist die versprochene Aufklärung der Öffentlichkeit bisher schuldig geblieben.
Generationenwechsel im Stiftungskonzern: Bosch-Chef Volkmar Denner übergibt an Stefan Hartung - DER SPIEGEL
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