Am Montag trat der Vorsitzende des SAP-Betriebsrats, Ralf Z., von seinem Amt zurück. Nun steht er offenbar auch vor einem Rauswurf aus dem Softwarekonzern.
Ein Sprecher des Dax-Konzerns mit Sitz in Walldorf sagte zu entsprechenden Informationen aus Betriebsratskreisen: »Wir bestätigen, dass der Betriebsrat der SAP SE der außerordentlichen Kündigung des ehemaligen Betriebsratsvorsitzenden zugestimmt hat.« Man werde nun die nächsten Schritte einleiten. Details wurden nicht genannt, Betriebsratsmitglieder genießen einen besonderen Kündigungsschutz.
»Höchste Sorgfalt, Corporate Governance sowie der Schutz der Privatsphäre der Beteiligten« stünden im Mittelpunkt, sagte der SAP-Sprecher zu der Kündigung. Sowohl gegen Z. als auch gegen einen weiteren Betriebsrat hatte das Unternehmen interne Untersuchungen eingeleitet.
Der nun vor der Kündigung stehende Z. soll im Zuge einer Untersuchung gegen einen Betriebs- und Aufsichtsratskollegen in »mehrfacher Weise eine Aufklärung erschwert, Indiztatsachen unterdrückt« und dabei versucht haben, »die Ermittlung der Wahrheit zu verhindern«, heißt es in Unterlagen, die der Nachrichtenagentur dpa vorliegen.
Kollege soll Lohnbetrug begangen haben
Gegen Z.s Kollegen ermittelt SAP intern nach dem Hinweis eines Whistleblowers wegen Verdachts des Lohnbetrugs. Er soll mutmaßlich Urlaub genommen haben, ohne diesen korrekt abzurechnen. Der frühere Betriebsratschef soll demnach in diesem Zusammenhang E-Mails manipuliert haben.
Z. hatte zu Wochenbeginn der »Rhein-Neckar-Zeitung« gesagt, der Rücktritt sei »keine leichte Entscheidung« gewesen. Auf seine Beweggründe ging er nicht ein. Einer E-Mail des Gremiums zufolge hatte Z. am Freitagabend seinen Rücktritt mit sofortiger Wirkung mitgeteilt. Nachfolgerin wird demnach interimsmäßig die bisherige Stellvertreterin Nathalie Boulay.
Die internen Untersuchungen zu Unregelmäßigkeiten im Betriebsrat des Softwarekonzerns sind schon seit einigen Wochen bekannt, bisher war in diesem Zusammenhang aber immer nur von einem Mitglied des Betriebsrats die Rede.
Die Staatsanwaltschaft Heidelberg ermittelt zudem im Zusammenhang mit einer angeblich manipulierten Aufsichtsratswahl wegen versuchten Prozessbetrugs. Die Anklagebehörde geht dem Verdacht nach, dass ein SAP-Mitarbeiter 500.000 Euro bekommen sollte, um dem Betriebsrat bei der Wahl von Arbeitnehmervertretern in den Aufsichtsrat zu helfen.
Der Fall war bekannt geworden, nachdem das Landgericht Heidelberg den zugrunde liegenden Vertrag in einem Rechtsstreit als sittenwidrig eingestuft hatte.
Nach Whistleblower-Hinweis: Ex-SAP-Betriebsratschef steht offenbar vor der Kündigung - DER SPIEGEL
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