Dämpfer für deutsche Wirtschaft: Industrie meldet überraschend schwache Auftragsentwicklung - DER SPIEGEL
Bislang war die Industrie der Motor der wirtschaftlichen Erholung – doch aktuelle Auftragszahlen deuten darauf hin, dass der Branche die Puste ausgehen könnte. Auch das ZEW meldet eine leichte Verschlechterung der Konjunkturaussichten.
Fertigung bei Heidelberger Druckmaschinen
Foto: Uwe Anspach / dpa
Die Erholung der deutschen Industrie von der Coronakrise hat einen Dämpfer erhalten. Im Mai dieses Jahres lag der Wert der eingegangenen Aufträge für das verarbeitende Gewerbe 3,7 Prozent niedriger als im April, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Auch der Umsatz fiel im Mai 0,5 Prozent geringer aus als im Monat zuvor. Einflüsse durch Preisänderungen, Saison oder Kalender wurden jeweils herausgerechnet.
Zum sehr stark von der Pandemie geprägten Vorjahresmonat ergab sich bei den Aufträgen aber eine Steigerung um 54,3 Prozent. Auch im Vergleich zum letzten coronafreien Monat der Statistik, dem Februar 2020, war der Auftragseingang saison- und kalenderbereinigt im Mai dieses Jahres 6,2 Prozent höher.
ZEW: Lage prima, Aussichten schlechter
Ebenfalls eingetrübt haben sich zudem die Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten. Das Stimmungsbarometer des Forschungsinstituts ZEW fiel im Juli gegenüber dem Vormonat überraschend deutlich um 16,5 Punkte auf 63,3 Punkte, wie das Institut mitteilte. Analysten hatten einen Rückgang auf 75,2 Punkte erwartet. Im Mai hatte der Indikator mit 84,4 Punkten noch den höchsten Stand seit über 21 Jahren erreicht.
Allerdings hat sich die Bewertung der aktuellen Lage deutlich verbessert. Der entsprechende Indikator stieg um 31,0 Punkte auf 21,9 Punkte. Erwartet wurde lediglich ein Anstieg auf 5,5 Punkte. Der Lagebeurteilung ist damit erstmals seit zwei Jahren positiv. Die wirtschaftliche Situation in Deutschland werde nun ähnlich eingeschätzt wie Anfang 2019, erklärte das ZEW.
»Die Normalisierung der Wirtschaftsentwicklung geht weiter«, sagte ZEW-Präsident Achim Wambach. Die Lagebeurteilung habe den Rückgang in der Coronakrise klar hinter sich gelassen und die Erwartungen befänden sich trotz des Rückgangs auf einem hohen Niveau. »Die Finanzmarktexpertinnen und -experten rechnen daher in sechs Monaten mit einer überdurchschnittlich positiven gesamtwirtschaftlichen Lage«, sagte Wambach.
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