Nach glänzenden Geschäftsergebnisse von Apple, Microsoft, Facebook und dem Google-Mutterkonzern Alphabet waren eigentlich auch von Amazon.com positive Nachrichten erwartet worden. Aber als der Online-Händler am Donnerstag nach Börsenschluss seine Zahlen vorlegte, sorgte er für eine Enttäuschung: Das Umsatzwachstum hat sich im jüngsten Quartal erheblich verlangsamt und fiel niedriger aus als von Analysten erwartet. Im nachbörslichen Handel verlor der Aktienkurs zeitweise mehr als sechs Prozent an Wert.
Amazon gilt als einer der großen Gewinner der Corona-Krise. Das Kerngeschäft mit dem Online-Handel profitierte davon, dass immer mehr Menschen im Internet einkauften. Auch Amazon Web Services (AWS), die in den vergangenen Jahren immer wichtiger gewordene Sparte für Cloud Computing, wuchs rasant.
Das Bild im zweiten Quartal war aber sehr gemischt: Konzernweit stieg der Umsatz um 27 Prozent auf 113,1 Milliarden Dollar. Das lag unter den von Analysten im Schnitt vorhergesagten 115,2 Milliarden Dollar und bedeutet eine erhebliche Abschwächung im Vergleich zum ersten Quartal, als die Umsätze noch um 44 Prozent stiegen. Amazon hatte diesmal freilich auch mit hohen Vorgaben zu kämpfen. Das Vorjahresquartal war das erste, in dem sich die Pandemie voll bemerkbar machte.
Ausgerechnet der Online-Handel schwächelt
Das niedriger als erwartete Umsatzwachstum geht vor allem auf den Online-Handel zurück. Hier stiegen die Umsätze diesmal nur um 13 Prozent, in den vorangegangenen beiden Quartalen waren es noch jeweils mehr als 40 Prozent. Die Abschwächung war umso überraschender, weil der „Prime Day“ in das vergangene Quartal fiel, an dem Amazon besonders stark mit Sonderangeboten wirbt. Dieser Prime Day galt in der Vergangenheit stets als Umsatzmotor.
Einmal mehr sehr gut abgeschnitten hat dagegen die Cloud-Sparte AWS. Hier gab es sogar das stärkste Wachstum seit mehr als einem Jahr, die Umsätze erhöhten sich um 37 Prozent. AWS ist auch insofern besonders wichtig für Amazon, weil das Geschäft besonders profitabel ist. Es steuerte im vergangenen Quartal mehr als die Hälfte zum gesamten Betriebsgewinn im Unternehmen bei, obwohl es nur für 13 Prozent des Umsatzes stand. Stark gewachsen ist auch die Sparte mit Online-Werbung, die ebenfalls überproportional hohe Gewinnmargen haben dürfte. Die gute Entwicklung dieser profitablen Geschäfte hat dem Nettogewinn geholfen, der im vergangenen Quartal um 48 Prozent auf 7,8 Milliarden Dollar. Der Gewinn je Aktie war höher als erwartet.
Was den Umsatz betrifft, ist Amazon auch mit Blick auf angelaufene dritte Quartal zurückhaltend. Der Konzern sagt ein Wachstum zwischen 10 und 16 Prozent voraus, also eine weitere deutliche Abschwächung.
Die schlechter als erwarteten Ergebnisse kommen nur wenige Wochen nach einer Zäsur im Unternehmen: Am 5. Juli ist Gründer Jeff Bezos als Vorstandsvorsitzender zurückgetreten. Sein Nachfolger ist Andy Jassy, der bislang AWS geführt hat.
Ungewohnte Enttäuschung von Amazon - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung
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