Es ist der unglaublichste Start in der jungen Geschichte für kommerzielle kleine Weltraumraketen. Kurz nach der Zündung der Triebwerke flog eine Rakete des US-Unternehmens Astra Space zunächst seitwärts, satt senkrecht in den Himmel. Alles sah nach einer Explosion auf dem Startplatz Kodiak an der Pazifikküste Alaskas aus.
Dann schaffte es die Rakete mit einer Testnutzlast für die US-Militärs doch noch nach oben. Nach zwei Minuten und 30 Sekunden wurde der Flug vom Sicherheitspersonal dennoch abgebrochen, weil die 14 Meter hohe Rakete vom Kurs abkam. Sie stürzte in den Pazifik.
Für Astra Space bedeutet die am Samstag Ortszeit gescheiterte Mission den dritten Fehlschlag in Folge, eine Nutzlast in eine Umlaufbahn zu befördern. Zugleich ist es der Beleg, dass der Branchenleitspruch „Space is hard“ nicht übertrieben ist. Noch nie ist einem Raketenbauneuling sein erster Startversuch in den Orbit völlig reibungslos gelungen. Bei Astra Space sind es jetzt drei Misserfolge.
Wie Chris Kremp, der Chef des kalifornischen Unternehmens, sagte, funktionierte eines der fünf Triebwerke beim Start nicht richtig. In der Branche wird auch über Technikprobleme auf der Startplattform spekuliert. Die Mission sei dennoch ein Erfolg, weil viele Daten bei dem Flug gesammelt wurden, argumentiert Firmenchef Kremp. Somit könne es beim nächsten Versuch besser gemacht werden.
Wie reagieren die Anleger?
Der Misserfolg ist auch ein Börsenthema, denn Astra Space ist erst Anfang August an die Börse gegangen. Mit Spannung wird erwartet, wie der Aktienkurs an diesem Montag auf den Fehlschlag am Samstag Ortszeit reagiert.
Dass der Raketenneuling mit Technikproblemen kämpft, wurde schon am Vortag der jetzt gescheiteren Mission deutlich. Dabei wurde der Start mit der Zündung der Triebwerke abgebrochen. Da hatte die Rakete den Startplatz noch nicht verlassen. Am Freitag verlor der Astra-Börsenkurs im späten Handel bereits neun Prozent auf 10,62 Dollar je Aktie.
Astra gehört zur Gruppe der Raketenbauneulinge, die mit kleineren Raketen (Microlauncher) den Zukunftsmarkt für den Start von Kleinsatelliten abdecken wollen. Bei Astra Space gibt es auch ein besonderes Interesse der US-Militärs. Sie wollen in der Lage sein, praktisch innerhalb weniger Tage einen Satelliten in den Weltraum zu befördern.
Zu den erfolgreichen Neulingen gehört das neuseeländisch-US-amerikanische Unternehmen Rocket Lab mit seiner Electron-Rakete, die 2017 erstmals abhob. Bei bislang 21 Starts gab es drei Fehlschläge, zuletzt im Mai. Rocket Lab plant inzwischen auch größere Raketenmodelle.
Drei Raketen-Neulinge in Deutschland
Zu den Mitspielern im Markt gehört auch Virgin Orbit aus der Firmengruppe des Unternehmers Richard Branson. Dabei wird eine Kleinrakete unter der Tragfläche eines Boeing-Jumbo-Jet im Flug ausgeklinkt und gestartet.
Allein in Deutschland wollen die drei Neulinge Isar Aerospace, Rocket Factory Augsburg und HyImpulse in dem Markt der Microlauncher mitmischen. Nach den Vorstellungen der Industrie sollte in Deutschland eine durchgängige Wertschöpfungskette vom Raketenbau, über Raketenstarts von einem Schiff in der Nordsee bis hin zur automatisierten Fließbandfertigung von Kleinsatelliten in Deutschland geben.
Das US-Unternehmen Astra wurde 2016 gegründet, arbeitete aber zunächst im Verborgenen. Zu den frühen Investoren gehört beispielsweise Airbus Ventures, ein unabhängig vom Airbus-Stammgeschäft tätiger Risikokapitalinvestor, der beispielsweise auch beim deutschen Start-up Isar Aerospace investiert ist.
Als Astra im August an die Börse ging, wurde von ambitionierten Plänen berichtet, im Jahr 2025 jeden Tag eine Rakete zu starten. Jetzt muss erst einmal genau analysiert werden, was zum jüngsten Fehlschlag beigetragen hat.
Astra Space: Was der spektakuläre Fehlstart bedeutet - WELT
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