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Halbleitermangel und höhere Rohstoffpreise dürften auch das zweite Halbjahr belasten, hieß es vom Konzern. Bisher habe man die Herausforderungen wegen des Chipmangels in Einkauf, Produktion und Vertrieb gut meistern können, sagte Finanzchef Nicolas Peter. "Mit zunehmender Dauer der Lieferengpässe wird die Situation allerdings angespannter", warnte er. "Wir rechnen auch im zweiten Halbjahr mit Produktionseinschränkungen und damit verbundenen Auswirkungen auf den Fahrzeugabsatz."
Ohne Chipmangel könnte BMW dieses Jahr wohl 70 000 bis 90 000 Autos mehr verkaufen, rechnete Peter vor. Nach wie vor geht der Konzern aber davon aus, bei den Auslieferungen solide zuzulegen - das bedeutet bei BMW ein Plus von 5 bis 10 Prozent. Bei Währungen und Rohstoffen steht eine Belastung von 500 Millionen bis zu einer Milliarde Euro in diesem Jahr zu befürchten - allerdings eher im unteren Bereich der Spanne, sagte der Manager.
Bei der von Anlegern stark beachteten Jahresprognose für die Ergebnismarge vor Zinsen und Steuern in der Autosparte geht das Management wie bisher von einem Wert am oberen Ende der Bandbreite von 7 bis 9 Prozent aus. Analysten rechnen bereits mit Werten von um die knapp 10 Prozent. Peter sprach davon, dass es durchaus dunkle Wolken gebe beim Blick nach vorne - die aktuelle Prognose sei daher das vernünftigste, was das Management absehen könne.
Dass BMW im zweiten Quartal wieder besser dastehen würde als vor einem Jahr auf dem Höhepunkt der Corona-Krise mit stillgelegten Fabriken und geschlossenen Autohäusern - das war klar, denn das Unternehmen hat zwischen April und Juni insgesamt fast 45 Prozent mehr Autos der Marken BMW, Mini und Rolls-Royce ausgeliefert. Der Umsatz schnellte um 43,1 Prozent auf 28,6 Milliarden Euro nach oben.
Zudem konnte sich BMW einen Sonderertrag gutschreiben, weil mit dem Ende des EU-Kartellverfahrens gegen die deutschen Autobauer die hohe Rückstellung von vor zwei Jahren in großen Teilen wieder aufgelöst werden konnte. 1,4 Milliarden Euro hatte BMW damals als Vorsorge verbucht. Im Mai konnte BMW davon rund eine Milliarde wieder auflösen.
Trotz des Sonderertrags fielen die Zahlen unerwartet stark aus. Vor Zinsen und Steuern stieg das Konzernergebnis auf 5 Milliarden Euro. Vor einem Jahr hatte BMW wegen der eingebrochenen Märkte einen operativen Verlust von 666 Millionen Euro erlitten. Der Überschuss lag bei 4,8 Milliarden Euro nach einem Verlust von 212 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Auch die Gewinne in China waren deutlich gestiegen.
BMW profitiert wie die gesamte Branche derzeit von einem guten Preisumfeld. Angesichts hoher Nachfrage und langer Lieferzeiten bei Autos müssen die Verkäufer den Kunden derzeit nur wenig Rabatte einräumen. Auch der Trend zu teureren und schwereren Modellen treibt die Gewinne nach oben. Zudem trat BMW bei den Forschungs- und Entwicklungsleistungen weiter spürbar auf die Bremse und gab weniger Geld für neue Technik aus. Nach wie vor will BMW auch in diesem Jahr die Mitarbeiterzahl leicht senken - das heißt um bis zu 5 Prozent.
Finanzchef Peter rechnet nun dank der brummenden Geschäfte mit einem freien Finanzmittelzufluss der Autosparte im Jahr über dem bisherigen Rekordwert von 5,8 Milliarden Euro. Bisher waren mehr als 4 Milliarden Euro veranschlagt. Für Profiinvestoren ist die Kenngröße wichtig, weil sie die aktuelle Finanzkraft beschreibt und auch Aufschluss über den Spielraum für die Dividende geben kann.
Bei den Finanzdienstleistungen erzielte BMW dank anziehender Neuverträge und höheren Vermarktungserlösen bei Leasingrückläufern ebenfalls deutlich höhere Gewinne. Hohe Marktpreise für Autos schlagen sich auch in höheren Gebrauchtwagenpreisen nieder - die Restwerte der Leasingrückläufer steigen. BMW rechnet für die Eigenkapitalrendite der Sparte nun mit einem Wert zwischen 17 und 20 Prozent statt wie bisher mit 12 bis 15 Prozent. Im zweiten Halbjahr sollten geringere Risikokosten für Kredit- und Restwertrisiken anfallen als bisher gedacht. Und im Motorradgeschäft rechnet BMW nun mit deutlicher steigenden Auslieferungen dank der positiven Marktentwicklung.
BMW-Chef Zipse zeigt sich weiter überzeugt von seiner Strategie, sich nicht zu früh auf batterieelektrische Antriebe als einziges Mittel der Wahl festzulegen. BMW fährt seit jeher den Kurs sogenannter Technologieoffenheit, will sich also auch den Weg zur Wasserstoff-Brennstoffzelle als eine mögliche Antriebsart in der Zukunft nicht verbauen.
Er sei skeptisch, wie gut die E-Ladeinfrastruktur Mitte des Jahrzehnts ausgebaut sei, sagte Zipse. In vielen Gegenden würden die Kunden emissionsfrei fahren müssen wegen gesetzlicher Vorgaben - aber voraussichtlich wegen fehlender Lademöglichkeiten nicht können.
Zwar will auch BMW ab Mitte des Jahrzehnts mit der neuen Modellgeneration "Neue Klasse" die Batterie-Elektroantriebe in den Vordergrund der Bemühungen rücken. Der Konzern rechnet bei sich 2030 weltweit mit einem Anteil von Batterieautos in Höhe von 50 Prozent. Mercedes-Benz will bis dahin darauf vorbereitet sein, womöglich in vielen Märkten schon ganz aus dem Verbrenner auszusteigen. Audi plant - China ausgenommen - Mitte dieses Jahrzehnts den letzten neuen Verbrenner auf den Markt zu bringen. Bei Modelllaufzeiten von rund sieben bis acht Jahren wäre damit das Verbrenner-Ende bei der VW-Tochter für 2033 vorgezeichnet.
Bei BMW gälten die eigenen Nachhaltigkeitsziele allerdings "ohne Disclaimer" - sprich ohne Einschränkungen im Kleingedruckten, sagte Zipse. Speziell für die Nutzungsphase, also wenn das Auto im Gebrauch die CO2-Emissionen ausstößt, könne er sich eine noch stärkere CO2-Reduzierung pro Fahrzeug bis 2030 vorstellen. Hier werde BMW zeitnah noch einmal nachlegen.
Vorsichtiger Ausblick belastet BMW-Aktien
Die Aktien von BMW haben am Dienstag mit deutlichen Verlusten auf den nur verhaltenen Ausblick des Autobauers reagiert. Schlussendlich notierten die Papiere der Münchener 5,16 Prozent tiefer bei 80,52 Euro und waren damit klares Schlusslicht im DAX. Nach seinem Jahreshoch bei über 96 Euro im Juni hatte sich der Kurs wieder nach unten orientiert und zuletzt um die 85 Euro gependelt.
Die Aktien der deutschen Konkurrenten Volkswagen und Daimler ließen sich davon jedoch kaum beeindrucken und verloren lediglich leicht.
BMW wird nach einem unerwartet starken zweiten Quartal nur in Teilen zuversichtlicher. Im Kerngeschäft mit dem Autobau setzt das Management um Chef Oliver Zipse weiter auf Vorsicht und bleibt bei den bisherigen Margenzielen. Der Halbleitermangel und höhere Rohstoffpreise dürften auch das zweite Halbjahr belasten, hieß es. Für die Finanzdienstleistungen erwartet der DAX-Konzern hingegen deutlich mehr Rendite.
Das operative Ergebnis im zweiten Quartal sei besser als von ihm erwartet ausgefallen, kommentierte Analyst Arndt Ellinghorst von Bernstein Research den Quartalsbericht. Der Experte rechnet damit, dass der Konzern erst nach dem dritten Quartal zuversichtlicher wird für die Marge in der Autosparte. UBS-Experte Patrick Hummel sprach von einem vorsichtigen Ton fürs zweite Halbjahr, Jefferies-Analyst Philippe Houchois von einer "Enttäuschung" beim Ausblick.
Jose Asumendi von der US-Bank JPMorgan nannte den Quartalsbericht "solide". Sein Kollege George Galliers von der US-Investmentbank Goldman Sachs verwies darauf, dass die Münchener im zweiten Quartal von Sondereffekten profitiert hätten. Der Ausblick bedeute eine Menge Unsicherheit für das zweite Halbjahr.
Lobende Worte fand Analyst Tom Narayan von der kanadischen Bank RBC: Die operative Marge (Ebit) im Automobilgeschäft habe die Markterwartungen deutlich übertroffen.
MÜNCHEN / FRANKFURT (dpa-AFX)
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