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Thursday, August 5, 2021

Lufthansa: Airline beschert dem Staat ein Milliardengeschenk - WELT

Im Sommer vergangenen Jahres rettete der Bund noch die Lufthansa vor einer drohenden Pleite. Nur gut ein Jahr später zeichnet sich jetzt das Ende der Staatsbeteiligung und Staatsdarlehen ab. Vor dem Hintergrund steigender Passagierzahlen und halbierter Verluste sondiere der Konzern eine Kapitalerhöhung „möglichst noch vor der Bundestagswahl“, sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr bei der Vorlage der Halbjahreszahlen.

„Der Steuerzahler wird sich freuen, egal wann wir es machen, denn er wird wahrscheinlich eine Milliarde daran verdienen“, so der Konzernchef mit dem Verweis auf die Aktienkursentwicklung.

Die führende deutsche Airline könnte damit praktisch zur Bundestagswahl der Regierung ein Geldgeschenk machen. Sicher werden Politiker wie Finanzminister Olaf Scholz (SPD) oder Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) darauf verweisen, dass sie wesentlich zu dem Rettungspaket des Wirtschaftsstabilisieriungsfonds (WSF) beigetragen haben.

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Dessen Gesamtumfang wurde im Sommer 2020 mit rund neun Milliarden Euro beziffert. Tatsächlich hat die Airline aber nur einen Teil des Kreditrahmens genutzt. Der Bund beteiligte sich mit 20 Prozent am Kapital der Airline und zahlte dafür 2,56 Euro je Aktie, was damals 306 Millionen Euro kostete. Inzwischen liegt der Aktienkurs wieder bei etwa 9,20 Euro. Ein Kursgewinn für den Bund binnen gut eines Jahres von grob 260 Prozent.

Wie Lufthansa-Chef Spohr und Finanzchef Remco Steenbergen sagten, hängt die Kapitalerhöhung von der Entwicklung der Finanzmärkte und Gesprächen mit allen beteiligten Gruppen ab. Es sollte dann die komplette Staatsbeteiligung, also der Anteil am Grundkapital und die Darlehen abgelöst werden. Die Lufthansa wäre dann wieder voll privatisiert.

Vier Milliarden Euro Staatshilfen

Der Umfang soll deutlich unter den Spekulationen von drei bis vier Milliarden Euro liegen, sagte Finanzchef Steenbergen. Der Finanzbedarf sei geringer, weil das Unternehmen seine Pensionsverpflichtungen durch die schrumpfende Beschäftigung habe reduzieren können.

Von dem neun Milliarden Euro hohen Finanzrahmen von Deutschland, Österreich, Belgien und der Schweiz hat die Lufthansa ohnehin weniger als die Hälfte genutzt. Im zweiten Quartal hatte das Unternehmen weitere 1,5 Milliarden Euro aus der zweiten stillen Einlage des Bundes gezogen, so dass sich die gesamten in Anspruch genommenen Staatshilfen auf vier Milliarden Euro belaufen. „Es ist teuer, und es ist auch irgendwann nicht mehr notwendig, und dann müssen wir raus“, sagte Spohr.

Investoren könnten damit gelockt werden, dass die Lufthansa wie auch andere Fluggesellschaften nach dem Fast-Stillstand durch die Corona-Krise im vergangenen Jahr inzwischen ihr Angebot wieder ausbaut. Am Jahresende, im vierten Quartal könnte vielleicht wieder 60 Prozent der Vor-Corona-Auslastung erreicht werden. Derzeit sind es etwa 50 Prozent und im Gesamtjahr dürfte die Auslastung wie angekündigt bei etwa 40 Prozent liegen.

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Noch immer fehlt die komplette Freigabe bei den für die Lufthansa so wichtigen USA-Flügen aus dem europäischen Schengen-Raum. Bislang können nur US-Bürger mehr oder minder problemlos mit der Lufthansa nach Europa fliegen. Spohr erwartet nun konservativ geplant ab Ende September die Einreise für getestete und geimpfte Passagiere aus Deutschland und Europa in die USA.

Er wertet es als „positives Signal“ und ersten Schritt, wenn jetzt geplant ist, dass zumindest geimpfte Personen künftig einreisen dürfen. Unklar ist aber noch, welche Impfungen akzeptiert werden. Die Bedeutung des US-Geschäftes für die Lufthansa wird daran deutlich, dass auf den Strecken in den Vor-Corona-Zeiten die Hälfte der Langstreckenflotte dort im Einsatz war.

Die schrittweise Gesundung der Lufthansa

Momentan sind es sogar noch mehr. 90 Prozent aus dem US-Streckenplan würde bereits wieder angeflogen - aber eben nicht mit europäischen Passagieren. Dennoch gibt es ein Trostpflaster. „Mit dem Verkaufen nur auf der anderen Seite in den USA erzielen wir derzeit schöne Profitabilitäten“, sagte Spohr. „Die Erholung geht von Nordamerika aus“, sagte Spohr. Verbesserte gegenseitige Einreisebedingungen in Asien erwartet Lufthansa zusätzlich zum Ende des Jahres.

Die schrittweise Gesundung der Lufthansa spiegelt sich im Zahlenwerk wider. Im zweiten Quartal 2020 zählte die Airline rund 21.000 Flüge, jetzt sind es wieder fast 80.000. Die Zahl der Passagiere stieg im Quartalsvergleich von 1,7 auf knapp sieben Millionen. Das liegt aber immer noch sehr deutlich unter den Vor-Corona-Zeiten.

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Zum Vergleich: Im zweiten Quartal 2019 wurden 311.000 Flüge angeboten und fast 40 Millionen Passagiere gezählt. Der Umsatz lag im zweiten Quartal 2021 mit 3,2 Milliarden Euro um 70 Prozent über dem Vorjahreswert und der Verlust halbierte sich von 1,49 Milliarden Euro auf 756 Millionen Euro im Quartal oder 1,80 Milliarden Euro im Halbjahr.

Der sogenannte Sitzladefaktor betrug im zweiten Quartal lediglich 51 Prozent. Vereinfacht ausgedrückt waren die Flugzeuge rechnerisch nur halbvoll. Dies verschlechterte auch rechnerische CO2-Bilanz je Passagier.

Während vor allem US-Airlines schon wieder neue Beschäftigte suchen, weil zuvor entlassen wurde, geht bei der Lufthansa der Stellenabbau praktisch ohne Kündigungen weiter. Mehr als 30.000 Beschäftigte haben den Konzern weltweit bereits verlassen.

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Allein für Deutschland wurde bereits der Abbau von weiteren 10.000 Beschäftigten verkündet, wovon 5000 praktisch schon vereinbart sind.

Von den weiteren 5000 soll eine vierstellige Zahl von Kabinenmitarbeitern über Abfindungsangebote zum freiwilligen Ausstieg bewegt werden. Ende Juni zählte die Airline-Gruppe, zu der neben der Kernmarke Lufthansa die Billigtochter Eurowings sowie Swiss, Austrian und Brussels Airlines gehören, noch 108.000 Beschäftigte.

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