Die Lieferengpässe bei den Halbleitern entwickeln sich für die Autoindustrie zu einer regelrechten Plage. Der Chip-Mangel lässt beim Branchenprimus Toyota die Fertigung im September um 40 Prozent hinter dem Soll zurückbleiben. 14 Fabriken seien inzwischen von Produktionsausfällen betroffen, teilt das Unternehmen mit. Auf einen Schlag verzögert sich so die Fertigung von rund 360.000 Neuwagen.
Toyota war bisher dank Vorratshaltung besser als andere durch die Chip-Krise gekommen, hatte aber vor anhaltenden Engpässe gewarnt. Die Absatzprognose von 8,7 Millionen Fahrzeugen im bis Ende März laufenden Geschäftsjahr bekräftigte der weltweit größte Autobauer aber ebenso wie das Produktionsziel von 9,3 Millionen Einheiten.
Auch bei den deutschen Autokonzernen stockt die Fertigung. Denn Corona-Ausbrüche in Südostasien, etwa in Malaysia, führten zu Fabrikschließungen bei den Chip-Herstellern. So könne das VW-Stammwerk Wolfsburg nach der Sommerpause in der kommenden Woche nur eingeschränkt wieder starten, sagte ein VW-Sprecher. Auf allen Fertigungslinien werde nur in einer Schicht produziert.
Der Konzern gehe davon aus, dass die Versorgung im dritten Quartal angespannt bleibe. Daher seien weitere Produktionsanpassungen nicht auszuschließen. Bis Jahresende soll sich die Lage bessern, sodass der Produktionsrückstand im zweiten Halbjahr möglichst aufgeholt werde, hieß es. Der Wolfsburger Konzern hatte wegen des Chipmangels im ersten Halbjahr eine hohe sechsstellige Zahl an Fahrzeugen nicht produzieren können.
Bei der VW-Tochter Audi stehen die Bänder in Deutschland auch in der kommenden Woche noch still, sagte eine Sprecherin. Eigentlich hätten einige Linien nach den Werksferien dann anlaufen sollen. Audi hat bereits angekündigt, nicht alle Ausfälle bis Jahresende aufholen zu können.
Der Rivale Mercedes-Benz drosselt in dieser Woche die Produktion im Werk Bremen und an einzelnen Tagen auch in Rastatt und Sindelfingen, wie Daimler mitteilte.
Bei der aus der Fusion von Fiat Chrysler und dem französischen PSA-Konzern hervorgegangenen Stellantis müssen zwei Fabriken in Frankreich nächste Woche die Fertigung einstellen.
BMW dagegen wird einem Sprecher zufolge nach den Sommerferien planmäßig wieder loslegen, nachdem die Münchner zuvor die Fertigung vergleichsweise wenig einschränken mussten.
Der Autozulieferer Hella rechnet mit einer längeren Chip-Krise. »Wir werden noch über das komplette Geschäftsjahr hinweg damit zu tun haben«, sagte Hella-Chef Rolf Breidenbach. Überwunden haben werde man den Engpass wohl erst Mitte 2023.
Trotz der Produktionsprobleme erwarten die Autokonzerne 2021 steigende Gewinne. Denn die Nachfrage hat sich vom Corona-Schock des vergangenen Jahres erholt, so dass die Hersteller höhere Preise durchsetzen können. Sie konzentrieren sich wegen des Chipmangels auf margenstarke, große Fahrzeuge und drosseln die Produktion von Kompaktwagen.
Produktionsausfälle und Kurzarbeit: So sehr plagen Chipmangel und Corona die globale Autoindustrie - DER SPIEGEL
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