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So monierte Bruch bei der Vorlage der Zahlen vor allem die ausbleibenden Fortschritte bei der Sanierung des Geschäfts mit Windenergieanlagen an Land (Onshore). "Das geht mir nicht schnell genug", sagte er am Mittwoch in einer Telefonkonferenz in Berlin mit Blick auf den Turnaround-Plan bei Gamesa. Die Ergebnisse in dem Bereich seien "absolut nicht zufriedenstellend". Man habe gedacht, dass das Gamesa-Management die Probleme "schneller in den Griff" bekomme. Zudem monierte er eine mangelnde "Transparenz und Vorhersehbarkeit" bei Projektergebnissen. "Da muss Gamesa nacharbeiten."
Siemens Gamesa hatte bereits Mitte Juli wegen anhaltender Probleme im Onshore-Geschäft wie Projektverzögerungen insbesondere in Brasilien sowie Anlaufschwierigkeiten einer neuen Turbine seinen Jahresausblick massiv gekürzt und für das dritte Geschäftsquartal (per Ende Juni) Verluste verbucht. Hohe Rohstoffkosten vor allem bei Stahl belasteten das Ergebnis zusätzlich. Zudem musste das Management um Unternehmenschef Andreas Nauen seine Profitabilitätsziele für das Onshore-Geschäft nach hinten verschieben. Das Geschäft mit den Windanlagen an Land ist dabei schon seit Jahren das Sorgenkind. Vor etwa einem Jahr war die Führung bei Siemens Gamesa nach wiederholten Rückschlägen runderneuert worden.
All das belastet auch den Mutterkonzern Siemens Energy, der lediglich über den Verwaltungsrat Einfluss auf die Geschäfte nehmen kann. Bruch kündigte an, dies auch tun und mit Gamesa über Lösungen sprechen zu wollen. Vor allem die Projekt-Transparenz müsse man in den Griff bekommen, forderte er. Dabei wolle man mit dem Management um Nauen zusammenarbeiten. Einen erneuten Management-Wechsel soll es bei Gamesa zunächst nicht geben.
Siemens Energy rutschte in den drei Monaten per Ende Juni wieder in die Verlustzone, nachdem es die beiden Quartal zuvor jeweils schwarze Zahlen geschrieben hatte. Zudem gab der Konzern eine neue, pessimistischere Ergebnisprognose ab. Die alte hatte das Management nach Bekanntwerden der Probleme bei Gamesa bereits kassiert. So soll die um Sondereffekte bereinigte operative Marge 2020/21 nun bei zwei bis "unter drei" Prozent liegen, teilte Siemens Energy mit. Die ursprüngliche Prognose hatte bei drei bis fünf Prozent gelegen.
Der Rest des Ausblicks wurde bestätigt. Beim Umsatz geht der Energietechnikkonzern weiter von einem Anstieg von drei bis acht Prozent sowie einer sehr starken Verbesserung des Ergebnisses nach Steuern aus. Allerdings werde man auch in diesem Geschäftsjahr wegen der Probleme bei Gamesa einen Nettoverlust schreiben, räumte Finanzchefin Maria Ferraro in der Telefonkonferenz ein. Im Vorjahr hatte Siemens Energy wegen hoher Abschreibungen bei Gas and Power (GP) Milliardenverluste verbucht.
Im erst jüngst abgelaufenen dritten Quartal verzeichnete Siemens Energy ein Fehlbetrag von 307 Millionen Euro. Im Vorjahresquartal war hingegen unter anderem wegen Abschreibungen auf die im Umbau befindliche Sparte GP ein Verlust von rund 1,1 Milliarden Euro angefallen. Nach Gewinnen in den zwei Quartalen zuvor rutschte das Unternehmen nun auch nach neun Monaten wieder in die roten Zahlen.
Dank einer kräftigen Verbesserung bei GP, das das Geschäft etwa mit Kraftwerken und Energietechnik beinhaltet, stieg jedoch das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis (Ebita) im Quartal auf 54 Millionen Euro. Analysten hatten zuletzt mit etwas weniger gerechnet. Im Vorjahr stand hier noch ein Verlust von 213 Millionen Euro zu Buche.
Der Umsatz nahm um 8,8 Prozent auf rund 7,3 Milliarden Euro zu. Dagegen fiel der Auftragseingang um fast 37 Prozent auf 5,95 Milliarden Euro. Dies war auf herbe Rückgänge bei Siemens Gamesa zurückzuführen, während Gas & Power zulegen konnte. Allerdings hatte Gamesa im vergangenen Jahr von einigen Großaufträgen für Windanlagen auf See (Offshore) profitiert.
Siemens-Energy-Chef sieht Onshore-Windanlagen weiter als Kerngeschäft
Siemens-Energy-Vorstandschef Christian Bruch sieht keinen Grund für einen Ausstieg aus dem Geschäft mit Windkraftanlagen an Land. Das lang laufende Service-Geschäft komme weitgehend aus dem Onshore-Bereich, sagte Bruch in einer Telefonpressekonferenz. Auch gebe es Synergien mit dem Offshore-Geschäft. Bei der Fertigung von Gondeln oder Rotorblättern etwa seien hohe Stückzahlen hilfreich. Deshalb gehörten Offshore und Onshore zusammen.
Das zukunftsträchtige Windkraftgeschäft von Siemens Energy ist bei der spanischen Tochtergesellschaft Siemens Gamesa gebündelt. Nach Problemen beim Hochlauf einer neuen Onshore-Turbine und wegen gestiegener Rohstoffkosten im Projektgeschäft - vor allem in Brasilien - musste Siemens Gamesa kürzlich Rückstellungen von 229 Millionen Euro für drohende Verluste bilden, die am Ende auch das Ergebnis des Mutterkonzerns verhagelten. Während Siemens Gamesa im Offshore-Geschäft mit mehr als 50 Prozent Marktanteil führend ist, liegt das Unternehmen im Onshore-Geschäft nicht mehr in der Spitzengruppe. Schon seit Jahren gibt es dort immer wieder Probleme.
Bruch sieht das Siemens-Gamesa-Führungsteam um CEO Andreas Nauen nun in der Pflicht, mit mehr Druck dafür zu sorgen, dass die Transparenz und Vorhersagbarkeit im Projektgeschäft besser wird. Es sei im laufenden Turnaround-Prozess "extrem ärgerlich", dass es zu einem derartig "herben Rückschlag" gekommen sei, sagte er. Die Führung habe nach intensiven Gesprächen verstanden, dass die Probleme nun sehr dringlich gelöst werden müssten, sagte Finanzchefin Maria Ferraro.
Von einer Auswechslung der Führung hält Bruch derzeit nichts. Das Management sei in den vergangenen zwölf Monaten komplett erneuert worden, nun müsse es auch die nötigen Veränderungen durchsetzen. Zur Frage einer vollständigen Übernahme von Siemens Gamesa hielt sich Bruch bedeckt. Das Thema habe nicht oberste Priorität, sagte er lediglich. Siemens Energy hält knapp 67,1 Prozent der Anteile und kann nicht vollständig durchregieren.
Bruch nannte als ein Problem, dass die Materialkosteneffekte bei Gamesa bislang nicht ausreichend schnell berücksichtigt worden seien. Dies sei aber adressiert. Stahl und Kupfer sind zuletzt deutlich teurer geworden; beim Stahlpreis sind Absicherungen nicht möglich. Überdies sei die von den Regierungen weltweit gewünschte Lokalisierung der Produktion ein Kostentreiber. Es könne bei kleinen Märkten nicht immer ein Werk vor Ort gebaut werden, sagte Bruch.
Und schließlich kündigte Bruch indirekt auch an, den ruinösen Preiswettbewerb im Onshore-Geschäft beenden zu wollen. "Wenn wir einen schnelleren Ausbau der Erneuerbaren Energien wollen, dann wird das auf die Preise gehen", sagte er. Darüber müsse man mit den Kunden sprechen.
Dass es zu weiteren Verlustrückstellungen kommen könnte, über die jetzt vor allem in Brasilien vorgenommenen hinaus, wollte der Vorstandschef nicht ausschließen. Derzeit werde bei Gamesa alles überprüft. Es gehe darum, das Problem zu verstehen. Finanzchefin Maria Ferraro betonte auf Nachfrage ausdrücklich, die Bestätigung der Mittelfristziele im Konzern gelte für den jetzigen Zeitpunkt.
So reagiert die Siemens Energy-Aktie
Die Probleme bei der Windkrafttochter Siemens Gamesa haben die jüngste Erholung der Aktien des Mutterkonzerns Siemens Energy ins Stocken gebracht. Die Papiere von Siemens Energy schafften am Mittwoch nur kurz den Sprung ins Plus und notierten dann zuletzt wieder 2,76 Prozent im Minus bei 22,92 Euro. Damit waren sie das klare Schlusslicht im DAX.
Der Chef des Energietechnikkonzerns, Christian Bruch, monierte bei der Vorlage der aktuellen Quartalszahlen vor allem die ausbleibenden Fortschritte bei der Sanierung des Geschäfts mit Windenergieanlagen an Land ("Onshore"). Zudem bemängelte er eine mangelnde "Transparenz und Vorhersehbarkeit" bei Projektergebnissen.
Siemens Energy rutschte in den drei Monaten per Ende Juni wieder in die Verlustzone, nachdem es die beiden Quartal zuvor jeweils schwarze Zahlen geschrieben hatte. Zudem gab der Konzern eine neue, pessimistischere Ergebnisprognose ab. Die alte hatte das Management nach Bekanntwerden der Probleme bei Siemens Gamesa bereits kassiert.
Laut dem Analysten Andreas Willi von der US-Bank JPMorgan überschatten die Schwierigkeiten bei der Windkrafttochter die Fortschritte im übrigen Geschäft von Siemens Energy. So habe das Unternehmen im Segment Gas and Power mit dem bereinigten operativen Gewinn die Markterwartung übertroffen. Die Marge vor Sondereffekten sei stark und auch der Barmittelzufluss habe positiv überrascht.
Nach den Problemen bei Siemens Gamesa dürfte laut dem Analysten Wolfgang Donie von der NordLB nun die Dividende für dieses Jahr in Frage stehen und bei den mittelfristigen Zielen könne Anpassungsbedarf bestehen. Möglicherweise rücke aber eine vollständige Übernahme von Siemens Gamesa durch Siemens Energy wieder stärker in den Fokus, zu nunmehr günstigeren Konditionen.
Siemens Gamesa hatte bereits Mitte Juli wegen anhaltender Probleme im Onshore-Geschäft wie etwa Projektverzögerungen insbesondere in Brasilien sowie Anlaufschwierigkeiten einer neuen Turbine seinen Jahresausblick massiv gekürzt und für das dritte Geschäftsquartal (per Ende Juni) Verluste verbucht. Hohe Rohstoffkosten vor allem bei Stahl belasteten das Ergebnis zusätzlich. Zudem musste das Management um Unternehmenschef Andreas Nauen seine Profitabilitätsziele für das Onshore-Geschäft nach hinten verschieben.
Diese Nachrichten hatten am 15. Juli die Aktien von Siemens Gamesa und von Siemens Energy einbrechen lassen. So sackten die Anteilsscheine von Siemens Energy um mehr als elf Prozent ab. Der Kursrutsch endete erst fünf Tage später bei 21,58 Euro. Dies war der tiefste Stand seit Mitte November 2020. Danach erholten sich die Papiere nur mit Mühe und kratzten zuletzt an der Marke von 24 Euro, bevor die Anleger an diesem Mittwoch den nächsten Rückschlag hinnehmen mussten.
Allein seit Jahresbeginn haben die Aktien von Siemens Energy nunmehr fast ein Viertel an Wert eingebüßt. Dies ist die schlechteste Entwicklung aller 30 im Dax vertretenen Unternehmen in diesem Zeitraum. Zum Vergleich: Bei dem Leitindex steht ein Plus von gut 14 Prozent zu Buche.
MÜNCHEN/BERLIN (dpa-AFX) / (Dow Jones)
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