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Friday, August 6, 2021

Starship: So außergewöhnlich ist Elon Musks Monsterrakete - WELT

Die Dimensionen und das Projekt könnten aus einem Science-Fiction-Film stammen, sind aber Realität. Soeben hat der Technikunternehmer Elon Musk die mit 120 Meter Höhe bislang größte und schubstärkste Rakete der Geschichte zusammenbauen lassen. Noch in diesem Jahr könnte die Monsterrakete Starship, die Platz für 100 Astronauten oder mindestens 100 Tonnen Fracht bietet, zu einem kurzen unbemannten Testflug ins All vom Weltraumbahnhof in Boca Chica im US-Bundesstaat Texas abheben.

Die Entwicklung der Rakete, die eines Tages zum Mond, Mars oder anderen Planeten fliegen soll, ist der bisherige Höhepunkt der ambitionierten Raumfahrtpläne des Milliardärs Elon Musk. Er gründete vor knapp zwei Jahrzehnten das Raumfahrtunternehmen SpaceX. Inzwischen hat es fast 10.000 Beschäftigte. SpaceX hat sich dabei durch seine einzigartigen technischen Lösungen zum Taktgeber der Branche entwickelt.

Ein riesiger Raupenkran (LR 11350) des deutschen Herstellers Liebherr mit 1.350 Tonnen Tragkraft hievte jetzt die Starship-Rakete auf die als Super Heavy Booster bezeichnete untere Antriebsstufe. Damit wurde das einzigartige Raumfluggefährt komplettiert und erstmals in voller Größe aufgebaut.

SPACE-EXPLORATION/RACE
Elon Musk während einer Präsentation zum Starship im September 2019
Quelle: REUTERS

Doch nach ein paar Stunden hob der Kran die Oberstufe wieder herunter. Offensichtlich wird zunächst die Montage erprobt. Musk teilte zudem per Kurznachricht mit, dass die Rakete künftig sogar 150 Tonnen in den Weltraum transportieren könnte. Insider verweisen drauf, dass noch viele Vorbereitungen bis zum Premierenflug getroffen werden müssen. Zudem muss die US-Flugsicherheitsbehörde FAA erst noch grünes Licht geben.

Größer und schubstärker als das Saturn V-Modell

Die Rakete mit neun Meter Durchmesser ist in den Dimensionen noch größer und schubstärker als das maßgeblich vom deutschen und später US-amerikanischen Raketeningenieur Wernher von Braun entwickelte Saturn V-Modell. Mit der Saturn und den Apollo-Kapseln gewannen die USA den Wettlauf zum Mond gegen die Ex-Sowjetunion. Etwa ab 2024 will die US-Raumfahrtbehörde Nasa erneut mit Menschen auf dem Mond landen - diesmal mit Hilfe von Elon Musk.

SpaceX CEO Elon Musk shared photos show the company's Super Heavy Booster 4 as it was rolled out towards the Launch Mount at Starbase in Boca Chica, Texas, in preparation for the company's first orbital Starship launch on August 3, 2021. Photo by SpaceX/UPI Photo via Newscom picture alliance
Das Starship in Boca Chica Anfang August
Quelle: picture alliance / Newscom
SpaceX CEO Elon Musk shared photos show the company's Super Heavy Booster 4 as it was rolled out towards the Launch Mount at Starbase in Boca Chica, Texas, in preparation for the company's first orbital Starship launch on August 3, 2021. Photo by SpaceX/UPI Photo via Newscom picture alliance
Der "Super Heavy Booster 4"
Quelle: picture alliance / Newscom

Die jetzt erstmals komplett aufgebaute Starship-Rakete unterscheidet sich grundlegend von der Ex-Mondrakete Saturn V. Die Monsterrakete von Elon Musk hat nicht drei, sondern lediglich zwei Stufen, die noch dazu beide wiederverwendbar sein sollen. Eine Premiere in der Raumfahrt. SpaceX ist zwar der Pionier beim Recycling-Konzept und zeigt regelmäßig, wie sich erste Antriebsstufen aus dem All zurückholen lassen und diese Stufen dann senkrecht auf Meeresplattformen oder an Land sicher landen. Danach werden sie wieder eingesetzt, was Kosten spart. Bei der Starship-Rakete soll nun sowohl die 70 Meter lange Antriebsstufe (Super Heavy Booster) als auch die Oberstufe (Starship) aus dem All zurückkehren und senkrecht landen. Um der Reibungshitze beim Wiedereintritt aus dem All in die Atmosphäre zu widerstehen, ist eine Seite der sonst silber glänzenden Starship-Rakete mit schwarzen Hitzeschutzschildkacheln versehen.

Die atemberaubende Antriebsstufe

Geradezu atemberaubend ist die Idee, wie die Antriebsstufe wiederverwendet werden soll. Bisher landen die Stufen der kleineren Falcon 9-Raketen auf vier Landebeinen. Bei der Starship-Rakete soll die erste Antriebsstufe künftig extrem dicht am Startturm senkrecht langsam zurückschweben und dann durch zwei Greifer praktisch im Landeflug umklammert und in der Luft aufgefangen werden. Elon Musk und sein Entwicklerteam bei SpaceX sind zuversichtlich, dass dieses Konzept klappt. Schon jetzt gelingt es, die Raketenstufen auf wenige Meter genau wieder senkrecht landen zu lassen.

Zu den Besonderheiten der Starship-Rakete gehört auch die unglaubliche Anzahl von zunächst 29 Triebwerken allein in der Antriebsstufe sowie weiteren sechs Triebwerken in der Oberstufe. Elon Musk greift damit eine Idee russischer Triebwerksentwickler auf, die bei der riesigen Mondrakete N1 der Ex-Sowjetunion auch viele gleiche Triebwerke (30) einbauten, statt auf wenige große zu setzen, wie bei der Saturn V. Musk entwickelte selbst die sogenannten schubstarken Raptor-Triebwerke, die aus flüssigem Sauerstoff und flüssigem Methan ihren Schub entwickeln. Musk wählte Methan, weil er diesen Treibstoff auf dem Mars gewinnen will, wenn der rote Planet besiedelt wird. Starship-Raketen sollen dann im Pendelverkehr mit Menschen und Fracht von der Erde fliegen.

Von der jetzt erstmals komplett montierten Starship-Rakete ist zumindest ein ähnliches Oberteil, also die zweite Stufe, Anfang Mai schon einmal bis auf zehn Kilometer Höhe geflogen und dann senkrecht gelandet. Zuvor gab es mehrere Fehlschläge samt Explosionen bei der Landung. Es gehört zum Konzept von Elon Musk, dass er bei der Entwicklung die technischen Grenzen durch Versuche auslotet. Dazu gehören auch Fehlschläge.

Nach dem Zusammenbau der Monsterrakete stehen nun viele Erprobungen an. So zündet SpaceX als bislang einziges Raumfahrtunternehmen die Triebwerke seiner Raketen vor einem Flug für wenige Sekunden, um technische Fehler herauszufiltern. Diese Art von Tests ist ohnehin nur bei Flüssigkeitstriebwerken möglich, aber nicht bei Feststoffbooster, wie sie beispielsweise an Europas Ariane-Rakete zum Einsatz kommen.

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Für Elon Musk ist der Zusammenbau der 120 Meter hohen Starship-Rakete auch ein Triumph über seinen Rivalen Jeff Bezos. Der Amazon-Gründer investiert ebenfalls Milliarden in Raumfahrtaktivitäten und unternahm jüngst mit seiner 18 Meter hohen Rakete New Shepard selbst einen Vier-Minuten-Kurztrip in den Weltraum. Bezos versuchte kürzlich, einen bereits erteilten Zuschlag der Nasa zugunsten von Musk für eine Landung auf dem Mond mit der Starship-Rakete zu verhindern. Die Nasa hatte sich für Musk und gegen Bezos entschieden, weil dessen Angebot zu teuer war. Doch Bezos scheiterte mit seinem Einspruch. Inzwischen bezeichnet er das Starship-Konzept seines Konkurrenten schlicht als hochriskant.

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