Marktbericht
Stand: 29.10.2021 13:11 Uhr
Die Märkte nehmen der EZB die Formulierung nicht ab, wonach die hohen Inflationsraten nur "vorübergehend" sind. Das zieht den Euro nach oben - und bedeutet für den DAX eine zusätzliche Belastung.
Der DAX ist bis zum frühen Nachmittag immer weiter zurückgefallen. Das vorläufige Tagestief liegt bei 15.503 Zählern. Das entspricht einem Minus von 1,2 Prozent in der Spitze. Negativ aufgenommene Quartalszahlen von Apple und Amazon sowie steigende Zinserwartungen lasten auf den Kursen.
Der Euro ist nach den heute veröffentlichten Daten zum deutschen Bruttoinlandsprodukt sowie zur Inflation und dem BIP in der Eurozone leicht zurückgefallen. Zur Mittagszeit wird die europäische Gemeinschaftswährung bei 1,1652 Dollar gehandelt.
Der Euro kann damit trotzdem sein erhöhtes Niveau seit der gestrigen Ratssitzung der Europäischen Zentralbank weitgehend verteidigen. Denn Notenbankpräsidentin Christine Lagarde war es nach der Zinssitzung nicht gelungen, den Inflations- und Zinserwartungen an den Finanzmärkten überzeugend entgegenzutreten.
Der Markt misstraut der EZB
"Der Markt glaubt schlicht und ergreifend nicht an den sich deutlich abschwächenden Inflationstrend, welchen die EZB prognostiziert", erklärte Commerzbank-Expertin Thu Lan Nguyen. Ähnlich äußerte sich auch Arne Petimezas vom Finanzdienstleister AFS.
"Die Märkte sehen innerhalb der kommenden zwölf Monate eine Leitzinsanhebung um 23 Basispunkte", betonte Robert Rethfeld, Marktexperte Wellenreiter-Invest. Das entspricht einem Zinsanstieg um ein Viertel Prozent. "Das ist der höchste erwartete Anstieg seit Jahren und würde eine restriktivere Geldpolitik als derzeit offiziell verkündet bedeuten", so Rethfeld.
Wehe, wenn die Zinsen steigen
Steigende Zinsen machen Aktien im Vergleich zu Anleihen weniger attraktiv. Zugleich stärken die steigenden Zinserwartungen dem Euro den Rücken. Ein starker Euro verteuert wiederum deutsche Waren im Ausland. Dies wäre eine weitere Belastung für die im DAX schwer gewichtete deutsche Exportindustrie.
Die steigenden Zinserwartungen sind aber nicht der einzige Belastungsfaktor, den die Aktienmärkte zum Wochenschluss zu verkraften haben. So konnte die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal nur noch um 1,8 Prozent zulegen. Im vierten Quartal dürfte sie nach Expertenmeinung kaum noch wachsen.
Mit den steil ansteigenden Corona-Infektionen und den länger anhaltenden Materialengpässen seien zuletzt dunkle Wolken am deutschen Konjunkturhimmel aufgezogen, unterstreicht Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank.
Zu allem Überfluss sehen sich die Finanzmärkte zum Wochenschluss auch noch mit negativen Botschaften aus der US-Berichtssaison konfrontiert. "Amazon und Apple sind die gefürchtete Belastung aus der Berichtssaison, die das Potenzial hat, den Markt deutlich einzubremsen", kommentierte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners.
Sowohl Apple als auch Amazon blieben mit ihren Quartalszahlen hinter den Erwartungen zurück. Der Online-Händler und der iPhone-Anbieter warnten die Anleger angesichts steigender Lieferengpässe vor einem schwachen Weihnachtsquartal.
Die Kursverluste bei Apple und Amazon dürften heute auch kräftig auf die US-Indizes durchschlagen, schließlich sind beide Unternehmen nicht nur im technologielastigen Nasdaq 100, sondern auch im "marktbreiten" S&P 500 extrem stark gewichtet.
Der Future auf den S&P 500 notiert zur Stunde 0,5 Prozent im Minus. Der Future auf den Nasdaq 100 fällt sogar um 1,0 Prozent zurück. Besser hält sich der Dow-Future mit einem Minus von 0,2 Prozent.
Im Windschatten der jüngsten Kursrekorde bei Bitcoin decken sich Investoren auch mit Ethereum ein. Die zweitwichtigste Cyber-Devise steigt heute um 3,5 Prozent auf ein Rekordhoch von 4404,55 Dollar. Seit Jahresbeginn hat sich der Kurs fast versechsfacht. Damit lässt Ethereum sogar Bitcoin alt aussehen: Die älteste Cyberdevise kommt nur auf ein Plus von gut 100 Prozent.
Der Preis für die Feinunze Gold gibt zur Mittagszeit 0,2 Prozent nach auf 1796 Dollar. Das gelbe Edelmetall entfernt sich damit wieder ein Stück weiter von der psychologisch bedeutsamen 1800-Dollar-Marke.
Die Ölpreise haben ihre jüngste Lethargie ad acta gelegt und ziehen wieder an. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostet zur Mittagszeit 84,59 Dollar. Das sind 0,7 Prozent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) steigt um 0,8 Prozent auf 83,07 Dollar.
Der DAX-Konzern Daimler hat trotz des Absatzeinbruchs durch die Chip-Krise im dritten Quartal seinen Gewinn gesteigert. Der auf die Aktionäre entfallende Nettogewinn stieg um 21 Prozent auf 2,47 Milliarden Euro. Der Umsatz lag mit 40,1 Milliarden Euro auf Vorjahresniveau. "Wir bleiben auf Kurs, um unsere Ziele für das Gesamtjahr zu erreichen", erklärte Finanzchef Harald Wilhelm.
Eine hohe Nachfrage der Autoindustrie in China hat dem Schmierstoffhersteller Fuchs Petrolub in den ersten neun Monaten Auftrieb gegeben. Die Erlöse legten um 22 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro zu. Unterm Strich blieb ein Gewinn von 198 Millionen Euro, ein Plus von 39 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Ziele für das Gesamtjahr bestätigte der im MDAX notierte Konzern.
Im SDAX ist die Salzgitter-Aktie der größte Kursgewinner. Die anhaltend florierenden Geschäfte in den Bereichen Flachstahl und Handel haben in den ersten neun Monaten bei dem Stahlkonzern für einen Sprung des Vorsteuerergebnisses auf 604,5 Millionen Euro gesorgt. Trotz Lieferengpässen hält die Firma an ihren zuletzt nochmals im September angehobenen Prognosen fest.
Der Facebook-Konzern will sich umbenennen und künftig "Meta" heißen. Es gehe darum, das nächste Kapitel zu schreiben, sagte Firmengründer Mark Zuckerberg. Der Social-Media-Konzern steht unter Druck: Regulierer und Politiker weltweit wollen seine Marktmacht eindämmen und Falschinformationen und Hassrede einen Riegel vorschieben.
Wieder ansteigende Corona-Neuinfektionen in China haben der Kaffeehauskette Starbucks die Bilanz verhagelt. Da in mehreren großen Städten Chinas Starbucks-Läden wieder schließen mussten, fiel dort der Umsatz im abgelaufenen Quartal um sieben Prozent. Insgesamt stieg der Konzern-Umsatz jedoch um 31 Prozent auf ein Rekordhoch von 8,1 Milliarden Dollar. Die Aktie verlor nachbörslich zwei Prozent.
DAX tiefer erwartet: Wie schwer wiegt die Apple-Enttäuschung? | tagesschau.de - tagesschau.de
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