Es klingt wie Science-Fiction: Facebook baut ein „ Metaverse“, eine komplexe virtuelle Realität. Facebook-Chef Mark Zuckerberg (37) geht dabei aufs Ganze. Er kündigte das Projekt gleich als „Nachfolger des mobilen Internets“ an. Nur folgerichtig heißt auch der ganze Social-Media-Konzern nun Meta statt Facebook.
Was hat Zuckerberg mit uns vor? BILD erklärt das Metaverse.
Ein paralleles Universum der virtuellen Realität – tatsächlich stammt die Idee einer solchen Cyberwelt aus einem Science-Fiction-Roman. Neal Stephenson schrieb 1992 in „Snow Crash“ über eine düstere Welt, in der sich die Menschen aus der Realität in die virtuellen Welten flüchten: in ein Metaversum (engl. metaverse).
Die Reaktionen im Netz sind vernichtend
Neben Hohn und Spott gibt es vor allem Warnungen. Pädagogen weisen darauf hin, dass Kinder in der virtuellen Welt viel verletzlicher sind als etwa bei Instagram.
Psychologen warnen, das Metaverse fördere Verbrechen und Psychosen. Tech-Experten fürchten, Facebook wolle das Internet der Zukunft unter seine Kontrolle bringen.
Die wohl eindringlichste Warnung kommt aber vom VR-Vordenker Jaron Lanier, der über die Technik schreibt: Metaverse „könnte die böseste Erfindung aller Zeiten werden.“
Was ist dieses Metaverse?
Der eine oder andere erinnert sich vielleicht noch an „Second Life“, eine frühe virtuelle Realität, die 2003 startete. Dort konnten sich die Menschen digital treffen, miteinander handeln und quasi ein zweites, digitalen Leben leben. „Second Life“ sorgte damals für Kontroversen, aber auch einen gigantischen Hype im Netz. In eine ähnliche Kerbe schlägt nun Meta, also der Dach-Konzern zu dem Facebook, WhatsApp und Instagram gehören.
Im Klartext: Meta will mithilfe moderner Technik wie Virtual-Reality-Brillen und Augmented Reality die physikalische Realität mit der virtuellen Welt verschmelzen.
Eine feste Definition, was ein Metaverse eigentlich ist, gibt es nicht. Bei Meta sollen es virtuelle Räume sein, in denen man sich mit Freunden und Familie treffen kann. Die Räume sollen persistent sein, also dauerhaft existieren, auch wenn der Nutzer nicht online ist. Gegenstände aus der echten Welt sollen eingescannt werden und so in das Metaverse gebracht werden können. Auch in der virtuellen Welt soll es echten Besitz geben.
Die Software, auf der dieses Metaverse läuft, hat Meta „Horizon“ getauft. Um diese virtuelle Parallelwelt aufzubauen, sollen in den kommenden fünf Jahren 10 000 neue Arbeitsplätze in Europa geschaffen werden.
Warum macht Meta (Facebook) das?
▶︎ Facebook hat(te) ein Image-Problem.
Zwar bleibt das gleichnamige soziale Netz das größte der Welt. Aber: Vor allem junge Menschen können nicht viel mit dem Social-Media-Dickschiff anfangen, suchen sich neue „Spielplätze“.
Zuletzt machte das Unternehmen vor allem Negativ-Schlagzeilen. Aus firmeninternen Dokumenten ging hervor, dass zu wenig gegen Desinformation und Hass-Botschaften auf der Plattform getan wird, obwohl das Unternehmen davon Kenntnis hatte.
Das Metaverse könnte als eine Art Ausfallschritt von Meta (Facebook) gesehen werden: „So lange man Technologie frisch und cool wirken lassen kann, kann man auch staatlichen Regulierungen ausweichen“, sagte Joan Donovan, Leiter der Shorenstein Centers für Medien, Politik und Öffentliche Ordnung der Harvard University, der „Washington Post“.
Zudem sieht sich der Konzern einer Klage der US-Kartellbehörde gegenüber, die dem Unternehmen eine Monopol-Stellung vorwirft.
▶︎ Außerdem: Im Metaverse steckt jede Menge Geld.
Wie lukrativ der Handel mit Objekten in einer virtuellen Welt sein kann, zeigt der Videospiele-Markt, dessen Handel mit sogenannten Ingame-Items ein Millionengeschäft ist. Als Mittelsmann könnte Meta hier zukünftig die Hand aufhalten, wenn virtuelle Gegenstände den Besitzer wechseln.
▶︎ Nicht zu vergessen: der Datenhunger.
Schon Facebook ist eine lukrative Datensammelmaschine für den Meta-Konzern. Über sein Metaverse könnte das Unternehmen nun noch zusätzliche Daten der Nutzer sammeln, die Meta dann für gezielte Werbe-Ausspielungen nutzen könnte.
Mark Zuckerberg glaubt an das Metaverse als eine Art nächste Entwicklungsstufe des Internets. Bisher sollen schon 10 Milliarden Dollar von Facebook in das Projekt geflossen sein. Das Unternehmen könnte sich mit seinen Ressourcen und seiner Marktmacht durch einen frühen Einstieg in die neue Technologie auch hier eine Monopol-Stellung sichern.
Ist das der Abschied vom echten Leben rein ins digitale?
Nein. Mark Zuckerbergs Pläne für das Metaverse sind ambitioniert, aber längst nicht umgesetzt. Was Facebook bisher präsentiert hat, ist nicht mehr als ein Einblick in die Pläne des Unternehmens.
Spannend bleibt, wie bequem und einfach Meta das Eintauchen in die neue virtuelle Welt gestalten kann. Schließlich benötigt man dazu Hardware wie Virtual-Reality-Brillen. Eine Technologie, die auf dem Videospiele-Markt bereits seit Jahren existiert, aber nie wirklich bei der breiten Masse angekommen ist.
Wenn es nach Mark Zuckerberg geht, soll das Metaverse bis 2030 bereits eine Milliarde Nutzer haben.
Noch bleibt uns das echte Leben aber eine Weile erhalten …
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