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Saturday, October 2, 2021

TecDax-Konzern: Softwarehersteller: Nemetschek drängt vom Bau auf den roten Teppich - Handelsblatt

München Blickt Nemetschek-Chef Axel Kaufmann aus dem Fenster seines Büros, dann sieht er die Halle des früheren Flughafens von München. Der Riemer Airport ist zwar schon lange dicht, einen Senkrechtstarter gibt es aber doch: Kaufmanns Softwarefirma beziehungsweise deren Aktienkurs. Seit Jahresbeginn haben die Papiere fast die Hälfte an Wert gewonnen – und damit den TecDax weit hinter sich gelassen.

Die Rally ist nicht selbstverständlich, denn die Produkte der 1966 gegründeten Firma sind schwer zu verstehen: Die Bayern verkaufen Bausoftware. Ein Geschäft, das sich in der Corona-Pandemie allerdings als weitgehend krisenfest bewährt hat: „Die gute Baukonjunktur und die nach wie vor ineffizienten Prozesse der Branche sind unsere größten Wachstumstreiber“, sagte Kaufmann dem Handelsblatt.

Die Firma legt stürmisch zu und ist hochprofitabel. Dennoch macht sich der Manager jetzt daran, die nächste Wachstumsstory zu schreiben. Er will auf einem für den Konzern eher ungewöhnlichen Terrain reüssieren: mit 3D-Software für Film, Fernsehen und die Werbebranche. „Wir sehen die Chance, ein relevantes, eigenständiges Geschäft zu entwickeln“, unterstrich Hofmann.

Mit der Tochter Maxon ist Nemetschek zwar schon seit Jahren in dem Bereich aktiv. Zuletzt aber hat der Konzern zwei US-Zukäufe mit Maxon verschmolzen. Entstanden ist ein Bereich mit jetzt 400 Mitarbeitern – und großen Ambitionen: „Ich erwarte ein Wachstum von 15 bis 20 Prozent pro Jahr“, erläuterte Kaufmann. Die Programme von Maxon nutzen Kreative, um virtuelle Inhalte für Spielfilme, TV-Shows und Werbespots zu erstellen, sowie für Computerspiele, Medizintechnik und natürlich für Architektur.

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Im ersten Halbjahr erzielte die Sparte einen Umsatz 31,2 Millionen Euro, gut ein Fünftel mehr als im Vorjahr. Die Erlöse des gesamten Konzerns legten im selben Zeitraum lediglich um 12,5 Prozent auf rund 324 Millionen Euro zu. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) der Division „Media and Entertainment“ schoss um zwei Drittel auf 10,8 Millionen Euro in die Höhe. Das entspricht einer operativen Marge von fast 35 Prozent.

Neue Klientel

Nemetschek hat Maxon Anfang des Jahrtausends übernommen, um dreidimensionale Animationen von Gebäuden zu erstellen und so das Kerngeschäft zu verstärken. Inzwischen aber nutzen Sender und Studios wie Sky, Fox und ESPN die Software genauso wie Werbeagenturen. Nemetschek arbeitet eigenen Angaben zufolge darüber hinaus mit Spieleentwicklern wie Epic Games zusammen und sogar mit dem iPhone-Hersteller Apple.

Es ist eine gänzlich andere Klientel, als sie die Münchener sonst bedienen. Kunden sind üblicherweise Architekten und Ingenieure, Projektentwickler sowie Baufirmen und Immobiliengesellschaften. Die Trends der IT-Industrie bildet Nemetschek auf dem Bau ab: Pläne werden inzwischen in 3D angezeigt, die Software läuft vor Ort auf Tablets, die Informationen liegen in der Datenwolke und sind damit überall auf der Welt abrufbar.

Axel Kaufmann

Nemetschek-CEO Axel Kaufmann in seinem Büro neben dem früheren Münchener Flughafen.

Dass sich Nemetschek mit der Medienindustrie verzettelt, sei nicht zu befürchten, beteuert Kaufmann. „Wir haben erfolgreich diversifiziert, ohne den Fokus auf das Hauptgeschäft zu verlieren.“
Analysten sehen Nemetschek denn auch positiv. Der Softwareanbieter habe auf breiter Front die Erwartungen übertroffen, urteilte Analyst Knut Woller von der Baader Bank im Sommer nach den Halbjahreszahlen. Die wesentlichen und für die starken Ergebnisse im zweiten Quartal verantwortlichen Geschäftstreiber seien auch in der zweiten Jahreshälfte intakt, prognostiziert Berenberg-Analyst Gal Munda. Nach dem Kurssprung der vergangenen Monate rechnet der Banker jedoch mit keinem weiteren Anstieg. Nemetschek ist gut zehn Milliarden Euro wert auf dem Parkett. Unter den deutschen Softwareherstellern kommt nur SAP auf eine höhere Marktkapitalisierung.

Akquisitionen, mit denen auch der Medienbereich entstanden ist, sind seit Jahren ein wichtiger Bestandteil der Strategie von Nemetschek. 15 weitgehend eigenständige Marken existieren, sie sind vier Bereichen zugeordnet. Technologische Synergien werden gehoben, ansonsten aber treten die Spezialisten eigenständig auf.

Bausoftware-Hersteller sind generell begehrt, das spiegelt sich in den steigenden Kursen wider. Der französische Konzern Schneider Electric ist gerade dabei, die letzten freien Aktionäre der Stuttgarter RIB Software per Squeeze-out abzufinden. Als die Übernahme vergangenes Jahr angekündigt wurde, bot der Elektrokonzern 29 Euro je Aktie. Die noch verbliebenen Anteilseigner, gut 96 Prozent der Anteile gehören Schneider schon, sollen nun 41,72 Euro pro Papier bekommen.

Dass die Münchener einmal selbst übernommen werden, ist unwahrscheinlich; zumindest, solange die Gründerfamilie Nemetschek dabeibleibt, der gut die Hälfte Anteile gehört.

Mehr: Gerd Gigerenzer: „Fragezeichen hinter hohen Kursen der Tech-Konzerne“

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