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Friday, November 19, 2021

Lösung im Konflikt um Volkswagen-Chef Diess in Sicht - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung

In der kommenden Woche soll in Wolfsburg die Entscheidung fallen: Wieder einmal geht es um die Frage, ob der Aufsichtsrat von Volkswagen unter Druck der Arbeitnehmerseite VW-Chef Herbert Diess stürzt. Und wieder einmal ist es Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch, der fieberhaft nach einer Lösung sucht, mit der alle Seiten im Unternehmen leben können.

VW-Markenchef Ralf Brandstätter dürfte der große Gewinner in dieser neuen Runde des Wolfsburger Machtkampfs zwischen Diess und dem Betriebsrat sein. Wie die F.A.Z. erfuhr, soll Brandstätter schon bald Mitglied des Konzernvorstands werden. Zudem wird Aufsichtsratskreisen zufolge überlegt, ihm dort die Zuständigkeit für die Volumengruppe des Konzerns zu geben – also die Verantwortung für die Volumenmarken VW, Škoda und Seat. Bislang war Diess dafür im Konzernvorstand verantwortlich.

Auch im Sommer 2020 war es Brandstätter, der aus einem der regelmäßig auf offener Bühne über die Medien ausgetragenen Machtkämpfe zwischen Diess und den Arbeitnehmervertretern im Aufsichtsrat als Sieger vom Platz ging. Damals musste Diess die Führung der Marke VW an Brandstätter abgeben, der als „Chief Operating Officer“ (COO) schon vorher der Mann fürs Tagesgeschäft war, um Diess in dessen Doppelfunktion als Konzern- und Markenchef zu entlasten. Damals wie heute sprach für Brandstätter, dass er einen anderen Führungsstil pflegt als der von seinen Mitarbeitern oft als ruppig empfundene und provozierende Diess.

Ganzes Berufsleben im Konzern verbracht

Brandstätter ist im Gegensatz zu Diess ein typisches VW-Gewächs. Er hat sein ganzes Berufsleben in dem Unternehmen verbracht. Er ist mit der Kultur des gegenseitigen Gebens und Nehmens vertraut, in dem Betriebsrat, Management und das Land Niedersachsen als zweitgrößter Anteilseigner auf die Strategie von Volkswagen Einfluss nehmen. Der Wirtschaftsingenieur gilt anders als Diess als Mannschaftsspieler, anders als der polarisierende Konzernchef, der sich nie mit dem „System VW“ in Wolfsburg anfreunden konnte.

Vor allem die Eigentümerfamilien Porsche und Piëch, die mehr als die Hälfte der Stammaktien besitzen, halten auch in diesem neuen Konflikt an Diess fest. Zwar seien auch sie genervt über die anhaltenden Provokationen des Konzernchefs, sie sähen aber in der derzeitigen Lage keine Alternative zu Diess, ist zu hören. „Ein Wechsel an der Spitze wäre nicht gut“, heißt es. Zudem habe der Aufsichtsrat den Vertrag mit Diess im Sommer gerade erst verlängert. Auch die Gewerkschaften kritisieren die Ziele und die Strategie des Konzernchefs nicht grundsätzlich. Deswegen erwarten im Unternehmen viele, dass es Pötsch gelingt, eine Lösung mit Diess und Brandstätter zu finden.

Sollte Diess dennoch stürzen, wird Porsche-Chef Oliver Blume als aussichtsreichster Kandidat für die Nachfolge gehandelt. Er bastelt dem Vernehmen nach allerdings gerade an einem Teil-Börsengang des Stuttgarter Sportwagenherstellers, der Porsche eine größere Unabhängigkeit von Wolfsburg bringen würde. Die Zeit für eine Entscheidung drängt. Schon am 9. Dezember will der Aufsichtsrat über Milliarden-Investitionen und die Belegung der Werke für die nächsten Jahre entscheiden. Das ist nicht möglich, ohne bis dahin die Führungsfrage und die anstehenden Neubesetzungen im Konzernvorstand geklärt zu haben.

Vertrauensverhältnis gestört

Das Vertrauensverhältnis zwischen Diess und den Gewerkschaftern im Aufsichtsrat ist nachhaltig gestört, nachdem der VW-Chef in internen Sitzungen „viel mehr Tempo“ der Kernmarke bei der Transformation gefordert und bis zu 30.000 Arbeitsplätze auf den Prüfstand gestellt hatte. Auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) zeigte sich verstimmt. „Ein solcher Kurs wäre mit dem Land nicht zu machen“, sagte er.

Nach den letzten Treffen des Vermittlungsausschusses des Aufsichtsrats sind jetzt aber auch aus dem Betriebsratslager kompromissbereitere Töne zu hören. Die Forderung „Diess muss weg“ gebe es nicht. Brandstätter wird bei den Arbeitnehmervertretern geschätzt, weil er sie in wichtige Entscheidungen immer früh eingebunden hat.

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