US-Präsident Joe Biden nominierte vor wenigen Stunden den Vorsitzenden der Notenbank Federal Reserve (Fed), Jerome Powell, für eine zweite Amtszeit. Daraufhin hat der Euro nun mit üppigen Kursverlusten reagiert.
Am Nachmittag fiel die Gemeinschaftswährung nach Bekanntwerden der Personalie um etwa einen halben Cent auf 1,1236 US-Dollar. Das ist der tiefste Stand seit Mitte 2020. Schon in den vergangenen Wochen hatte der Euro zur Schwäche tendiert.
Powell gilt als Vertreter einer weniger lockeren Geldpolitik. An den Märkten wird nun damit gerechnet, dass unter der Führung des 68-Jährigen im Juni 2022 die Zinswende eingeleitet wird. Dann könnte der geldpolitische Schlüsselsatz um einen Viertelprozentpunkt angehoben werden. Derzeit wird er in einer Spanne von null bis 0,25 Prozent gehalten.
Entscheidung für Powell: »falkenhafte Entscheidung«
Erst vor Kurzem hatte die Fed die Abkehr vom Krisenmodus eingeleitet: Die milliardenschweren Konjunkturhilfen werden allmählich abgeschmolzen. »Powell hat nun die schwierige Aufgabe, den Ausstieg aus der expansiven Geldpolitik vorzubereiten, ohne der Wirtschaft zu schaden und die Finanzmärkte zu beunruhigen«, sagte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Marcel Fratzscher.
»Die Nominierung Jerome Powells wird an den Finanzmärkten wohlwollend aufgenommen«, kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, den Kursverfall. Die Fed wird unter Powell weiterhin an der Drosselung der Anleihekäufe festhalten. Mit einer ersten Zinserhöhung rechnet Gitzel im kommenden Jahr.
Bei der Europäischen Zentralbank (EZB) sind hingegen noch keine Zinserhöhungen in Sicht. Dies belastet den Euro. Hinzu kommt die verschärfte Coronalage in vielen Ländern der Eurozone. Der Dollar legte jedoch im Vergleich zu vielen wichtigen Währungen zu.
Das dürfte auch damit zusammenhängen, dass seine Stellvertreterin Lael Brainard, die als seine Konkurrentin im Kampf um die Fed-Spitze galt, sich nicht durchsetzen konnte. Sie war von linken Demokraten favorisiert worden.
»Die Märkte werten dies als falkenhafte Entscheidung«, kommentierte das Analysehaus Capital Economics. Als Falken werden Geldpolitiker mit einer weniger lockeren Ausrichtung bezeichnet – und im Vergleich zu Brainard vertritt Powell eine etwas straffere Linie.
Zuletzt erholte sich der Euro ein wenig von seinem Einbruch. Er kostete noch 1,1252 Dollar. Die Feinunze Gold wurde am Nachmittag in London mit 1815 Dollar gehandelt. Das waren 29 Dollar weniger als am Vortag.
Nach erneuter Nominierung Powells als Fed-Chef: Euro fällt gegenüber dem Dollar - DER SPIEGEL
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