Stand: 05.11.2021 19:58 Uhr
Nach klaren Worten bei einer Betriebsversammlung bei Volkswagen in Wolfsburg hat Betriebsratschefin Daniela Cavallo erneut Kritik an Konzernchef Herbert Diess geübt.
Cavallo forderte weitere Verbesserungen im Management und in der Kommunikation. Im Hinblick auf Gerüchte, denen zufolge Zehntausende Arbeitsplätze abgebaut werden könnten, sehe sie nach der Betriebsversammlung immer noch nicht klar, sagte die Betriebsratsvorsitzende dem "Handelsblatt" (Freitag): "Die Belegschaft fragt sich, was das Unternehmen auf den Tisch legen wird. Bislang liegt da nichts. Es gibt nach wie vor keine Anträge an uns, sich mit einem Personalabbau zu befassen. Und dazu sehen wir auch absolut keinen Anlass."
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Cavallo nennt Diess' Verhalten "ziemlich traurig"
"Hier ist nicht ein Mensch zu viel an Bord", hatte Cavallo am Donnerstag vor den Beschäftigten deutlich gemacht. An Diess gerichtet sagte sie bei der Versammlung in Wolfsburg: "Wie Sie in den letzten Monaten aufgetreten sind, da frage ich mich wirklich, ob Ihnen diese Lage hier an unserem Standort eigentlich bewusst ist." Sie warf dem VW-Chef vor, er spiele mit den Ängsten der Beschäftigten. "Wenn Sie beim Wandel immer an erster Stelle über einen Arbeitsplatzabbau sprechen, ist das ziemlich traurig." Die von ihm angeheizten Spekulationen, bis zu 30.000 Jobs könnten auf der Kippe stehen, seien "inhaltlicher Unfug".
Diess: Alte Jobs werden weniger, neue kommen hinzu
Auch Diess äußerte sich vor den Mitarbeitenden und nahm Bezug auf den möglichen Stellenabbau: "Ich möchte, dass Ihre Kinder und Enkelkinder auch nach 2030 noch einen sicheren Job hier bei uns in Wolfsburg haben können", sagte er. Allerdings würden die heute bestehenden Jobs innerhalb der kommenden zehn bis 15 Jahre sicher weniger - "vor allem in der Verwaltung auf Konzernebene, aber auch in der Produktion und in der Entwicklung". Gleichzeitig komme aber neue und andere Arbeit hinzu, so Diess laut seinem Redetext.
Rückendeckung für Diess von Porsche und Piëch
Diess steht seit Längerem in der Kritik, unter anderem wegen seines Kommunikationsstils. Er beziehe die Belegschaft bei seinen Umbauplänen nicht ausreichend ein, beklagt der Betriebsrat. Nach Informationen des NDR in Niedersachsen ist sein Rückhalt nicht mehr groß. Im Sommer war ihm der Aufsichtsrat noch entgegengekommen und hatte seinen Vertrag verlängert - wohl in der Erwartung, dass damit Ruhe im Konzern einkehren würde. Das Gegenteil ist eingetreten, es brodelt bei VW. Angesichts des Drucks auf Diess haben die Familien Porsche und Piëch dem VW-Chef nun ihre Unterstützung zugesichert. Man stehe weiterhin hinter Herrn Diess, sagte der Sprecher der Holding Porsche SE auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters. Über die Holding halten die Familien die Mehrheit an Volkswagen.
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Nach Kritik an VW-Chef Diess: Betriebsratschefin legt nach - NDR.de
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