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Monday, November 8, 2021

Zahlen Milliardäre zu wenig Steuern? - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung

Niedrige Kreditzinsen und steigende Aktienkurse gewähren ultrareichen Amerikanern einen besonderen Vorteil: Sie können mit Krediten ihren Lebensstil finanzieren und so ihre Steuerlast minimieren. Die Strategie „buy, borrow, die!“ ist kein Hirngespinst, sondern gelebte Praxis. Bankmanager berichteten in diesem Sommer, reiche Klienten hätten mehr Geld geborgt als je zuvor. Ein großer Teil der Kredite war mit Wertpapieren besichert. Mit der Kreditaufnahme vermeiden Bankkunden, die Bares brauchen, den Verkauf von Wertpapieren in haussierenden Märkten. Denn dann fiele eine Kapitalertragsteuer auf die Kursgewinne an.

Für die Kreditnehmer ist die Kalkulation einfach. Solange die Kurse ihrer Wertpapiere schneller zulegen als die Kreditzinsen, gewinnen sie, ohne dass sie Steuern zahlen müssen. Ohne Risiko ist die Strategie nicht: Aktienkurse können fallen, Kreditzinsen steigen. Aktuell diskutiert die amerikanische Öffentlichkeit die Steuerstrategie des Unternehmers Elon Musk. Der Chef von Tesla und SpaceX erhält statt eines Gehalts Aktienoptionen. Auf dem ersten Blick schmeckt das nach jener steuerminimierenden Strategie der Reichen.

Doch Musks Aktienoptionen müssen in dem Moment versteuert werden, in dem er sie ausübt. Musks Twitterkampagne vernebelt die Sicht auf die Tatsache, dass er offenbar Bargeld braucht, um im kommenden Jahr eine stattliche Steuerschuld zu begleichen. Damit liefert Musks Finanzierungsstrategie aber gerade kein Beispiel dafür, dass die Erträge unrealisierter Gewinne besteuert werden müssen, wenn sie bei besonders Reichen anfallen.

Unabhängig von Musk zeigt sich, dass Reiche in den USA unter den obwaltenden Marktbedingungen eine steuersparende Option haben, die Normalverdienern versperrt ist. Sie entscheiden, wann und ob sie Einkommensteuer zahlen durch entsprechende Wertpapierdisposition. Dazu kommt, dass mit entsprechenden Konstruktionen auch Erben vor Besteuerung weitgehend verschont bleiben. Selbst wer mit guten Gründen gegen eine Vermögensteuer ist, kann die Unwucht in Amerikas Steuersystem zu Gunsten der Reichen schwer übersehen.

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