Ein Kartell aus britischen und Schweizer Banken muss Bußgelder in Höhe von dreistelligen Millionenbeträgen zahlen. Die EU-Kommission verhängte das Bußgeld, weil die Banken illegale Absprachen zum Devisengeschäft getroffen haben sollen. Die Londoner Großbank HSBC und drei weitere Kreditinstitute müssen gut 344 Millionen Euro zahlen, wie die europäischen Wettbewerbshüter mitteilten. Weil die Schweizer Großbank UBS mit den Behörden kooperierte und sie über das Kartell informierte, setzte die Kommission die Strafe gegen sie aus.
Die Banken sprachen sich bei sogenannten Forex-Geschäften ab, bei denen es um die Umrechnung von Währungen geht. Sie hätten damit »die Integrität der Finanzbranche unterlaufen und der europäischen Wirtschaft und den Verbrauchern geschadet«, teilte Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager mit.
Trader sprachen sich im Chatroom ab
Die Absprachen sollen in einem Chatroom mit dem Namen »Sterling Lads« stattgefunden haben. Von der Bank NatWest hieß es, dass der betreffende Mitarbeiter nicht mehr bei der Bank arbeite und sich die interne Kultur seitdem »fundamental geändert« habe. In dem Chatroom sollen Trader zentrale Informationen ausgetauscht und Strategien koordiniert haben.
Die größte Einzelstrafe entfällt nach Brüsseler Angaben auf die HSBC, die gut 174 Millionen Euro zahlen muss. Das Schweizer Institut Crédit Suisse erhielt die zweitgrößte Buße von gut 83 Millionen Euro. Sie wurde anders als die der anderen Banken nicht reduziert, weil das Institut aus Sicht der Wettbewerbshüter nicht kooperierte. Weitere Bußen in zweistelliger Millionenhöhe entfielen auf die Barclays Bank und die RBS.
Die EU-Kommission ermittelt in derartigen Fällen bereits seit Jahren. Zuletzt hatte sie 2019 Bußgelder in Höhe von mehr als einer Milliarde Euro verhängt. Insgesamt mussten einige der größten Banken der Welt seit 2013 mehr als elf Milliarden Dollar an Strafen in den USA und Europa zahlen.
Gerade die Londoner Großbank HSBC macht immer wieder Schlagzeilen, weil sie in Geschäfte fragwürdiger Legalität verwickelt ist. Im September veröffentlichte die Europäische Beobachtungsstelle zur Steuerpolitik eine Studie dazu, wie europäische Banken ihre Gewinne in Steueroasen verschieben. Die HSBC lag europaweit auf dem Spitzenplatz: Ganze 58 Prozent ihrer Vorsteuergewinne verbuchte die Bank in Steueroasen, vor allem in der ehemaligen britischen Kolonie Hongkong. Im September letzten Jahres tauchte die größte Bank Europas immer wieder in den »FinCEN-Files« auf, einer Recherche des Rechercheverbundes ICIJ. Dort hieß es, die Großbank handle zu zaghaft gegen Geldwäsche.
Devisenkartell: Europäische Banken müssen 344 Millionen Euro Strafe zahlen - DER SPIEGEL
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