Nicolai Tangen, 55, in der Zentrale des norwegischen Staatsfonds in Oslo Bild: Bloomberg
Nicolai Tangen verwaltet als Chef des weltgrößten Staatsfonds 1,2 Billionen Euro. Der Kunstsammler blickt düster in die Zukunft. Ein Gespräch über die Weltwirtschaft, den Ärger mit Volkswagen und den gefährlichsten Plan seines Lebens.
Herr Tangen, der norwegische Ölfonds, dessen Chef Sie sind, ist der größte Einzelaktionär der Welt. Was ist zurzeit das größte Kursrisiko: die Corona-Seuche, die Lieferengpässe oder die vielen politischen Konflikte?
Das größte potentielle Problem ist die Inflation. Ich erkenne überall Inflation: in den Frachtraten, in den Preisen für Metalle und Lebensmittel, in den Baukosten, nach und nach auch in den Löhnen. Ich glaube, das wird noch viel ernstere Folgen haben als zurzeit üblicherweise angenommen wird.
Was erwarten Sie?
Die Zinsen sind so niedrig wie nie zuvor, die Aktienkurse sind so hoch wie nie zuvor. Eine hohe Inflationsrate führt unter diesen Voraussetzungen dazu, dass wir gleichzeitig mit Aktien und mit Anleihen Geld verlieren. Der Ölfonds wurde 1996 gegründet. In den 25 Jahren seither haben wir fast ununterbrochen Kurssteigerungen am Aktienmarkt gesehen. Wenn es mal bergab ging, hat das nie besonders lang gedauert. Diesmal glaube ich nicht, dass es so schnell wieder bergauf geht. Selbst die Finanzkrise von 2008 sieht im Nachhinein bloß wie eine kleine Delle aus. So wird es nicht weitergehen, davon bin ich überzeugt. Die Zukunft wird für uns weniger attraktiv sein als die Vergangenheit.
„Ich erkenne überall Inflation“ - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung
Read More
No comments:
Post a Comment