Stand: 22.12.2021 16:46 Uhr
Wegen der hohen Pandemie-Kosten hat der Bund in diesem Jahr eine Rekordsumme an neuen Schulden aufgenommen. Dass Deutschland sich Geld leiht, spült gleichzeitig knapp sechs Milliarden in die Staatskassen.
In diesem Jahr hat der deutsche Staat zum zweiten Mal in Folge eine Rekordsumme an Neuschulden aufgenommen, um die Auswirkungen der Corona-Krise finanzieren zu können. Insgesamt lieh sich der Bund rund 483 Milliarden Euro am Finanzmarkt. Gleichzeitig hat er mit dieser Schuldenaufnahme fast sechs Milliarden Euro eingenommen. Das geht laut Nachrichtenagentur Reuters aus einem Antwortschreiben von Finanzstaatssekretär Florian Toncar (FDP) hervor, das auf eine Anfrage des Bundestagsabgeordneten Christian Görke (Linke) verfasst wurde.
Denn die Schuldenaufnahme erfolgte zu sehr guten Konditionen: Der deutsche Staat hat Bundeswertpapiere ausgegeben, deren Durchschnittsrendite Toncar zufolge bei minus 0,56 Prozent lag. Das heißt: Käufer von Bundesanleihen müssen sogenannte Negativzinsen zahlen. Sie geben dem Bund also mehr Geld für eine Staatsanleihe, als sie am Ende zurückbekommen. Damit funktionieren Negativzinsen genau umgekehrt zu den "normalen" Positivzinsen, bei denen am Ende der Käufer von Staatsanleihen mit einem Plus aus dem Geschäft geht und der Bund Zinskosten hat.
Bundesanleihen sind gefragt
Trotz der Negativzinsen sind die Anleihen des deutschen Staates äußerst beliebt, da er als stabil und kreditwürdig gilt - von großen Ratingagenturen wird die Bonität der Bundesrepublik mit der Bestnote "AAA" angegeben, womit Rückzahlungen als sicher gelten. Erkennbar ist die Beliebtheit auch daran, dass die Auktionen für Bundesanleihen in diesem Jahr 1,7-fach überzeichnet waren. Der Bund hätte also problemlos noch mehr Anleihen verkaufen können, weil die Abnehmer da gewesen wären. "Trotz negativer Rendite gehen deutsche Anleihen weg wie warme Semmeln", sagte Görke: "Deutschland hat viele Probleme, aber die Staatsfinanzierung ist keines davon."
Experten gehen davon aus, dass sich daran zunächst wenig ändern dürfte: "Die Finanzierungsbedingungen für den Bund bleiben hervorragend", sagte NordLB-Ökonom Bernd Kampen. "Wir rechnen auch im kommenden Jahr mit negativen Renditen." Das liege nicht zuletzt auch daran, dass die Europäische Zentralbank (EZB) nicht vor 2023 ihre Nullzinspolitik beenden dürfte. Banken müssen derzeit auch bei der EZB derzeit einen Negativzins in Höhe von 0,5 Prozent zahlen, wenn sie Geld bei der Notenbank parken.
Auch im kommenden Jahr Neuschulden in Milliardenhöhe
Für das kommende Jahr sehen die Planungen der für das Schuldenmanagement zuständigen Finanzagentur Emissionen von 410 Milliarden Euro vor. Angesichts der hohen Nachfrage dürfte das sicher erreicht werden, denn es gibt einen riesigen Markt für den Handel mit diesen Papieren, weshalb Bundeswertpapiere für Pensionsfonds, Vermögensverwalter und andere Anleger nahezu Bargeld-Status genießen.
Zudem tritt die EZB in großem Stil als Käufer von Bundeswertpapieren auf. Das ist zusätzliche Nachfrage, die wiederum die Renditen drückt.
Staatsfinanzierung: Bund verdient mit Neuschulden Milliarden | tagesschau.de - tagesschau.de
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