Verzögertes Verfahren: Ex-Autoboss Ghosn sieht sich als »Geisel« der japanischen Justiz - DER SPIEGEL
Der in den Libanon geflohene Ex-Autoboss Carlos Ghosn macht Japan schwere Vorwürfe. Die Justiz des Landes verhindere seit zwei Jahren ein faires Gerichtsverfahren.
Carlos Ghosn steht unter anderem im Verdacht, Firmengelder für persönliche Zwecke verwendet zu haben. Doch statt sich einem Verfahren in Japan zu stellen, erhebt der Ex-Automanager schwere Vorwürfe gegenüber der japanischen Justiz.
Nach seiner spektakulären Flucht aus Japan in den Libanon sehe er sich als »Geisel« des Justizsystems, sagte der per Video aus Beirut zugeschaltete Ghosn Mitgliedern des Klubs der Auslandskorrespondenten in Tokio. Japan weigere sich auch nach zwei Jahren, die Anklageschrift gegen ihn an den Libanon zu überreichen, damit er sich dort einem fairen Verfahren stellen könne. Indem Japan das Fahndungsersuchen über die internationale Polizeibehörde Interpol aufrechterhalte, versuche das Land, seine »Geisel-Justiz über Japans Grenzen hinaus zu verlängern«. Es gehe Japan nicht um Gerechtigkeit.
Der Architekt des französisch-japanischen Autobündnisses Renault-Nissan-Mitsubishi war am 19. November 2018 in Tokio unter anderem wegen der Vorwürfe festgenommen und angeklagt worden, sein Gehalt zu niedrig angegeben und Firmengelder für persönliche Zwecke verwendet zu haben. Im April 2019 wurde er unter strengen Auflagen auf Kaution aus der Untersuchungshaft entlassen.
Ghosn hat die Vorwürfe gegen ihn in Japan mehrmals zurückgewiesen. Der frühere Autoboss sieht sich als Opfer einer Verschwörung in Japan, um eine engere Anbindung von Nissan an Renault zu verhindern.
Ghosn ist im Libanon aufgewachsen und hat die libanesische Staatsbürgerschaft. Der Libanon will ihn nicht ausliefern.
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