Der Düsseldorfer Energiekonzern Uniper muss wegen der Preisexplosion bei Strom und Gas den Finanzierungsrahmen zur Absicherung seiner Geschäfte um bis zu fast zwölf Milliarden Euro ausweiten.
Hierzu gehöre auch eine Vereinbarung mit der staatlichen KfW-Bank, teilte die Tochter des finnischen Fortum-Konzerns am Dienstagabend mit. Uniper habe am 4. Januar mit der KfW eine Kreditlinie in Höhe von bis zu zwei Milliarden Euro vereinbart, deren Laufzeit am 30. April 2022 ende. Noch sei daraus kein Geld geflossen. Es handele sich um eine Absicherungsmaßnahme für den Fall extremer Marktentwicklungen in der Zukunft.
»Wir haben keinen Liquiditätsengpass, aber bauen für den Fall vor, dass es einen geben könnte«, sagte ein Unternehmenssprecher dem SPIEGEL.
Uniper, einer der führenden Stromerzeuger und Gashändler Europas, verkauft enorme Mengen Elektrizität und Erdgas über Terminmärkte – beispielsweise Strom zur Auslieferung 2023 an das Stadtwerk X. So können Uniper und das Stadtwerk schon jetzt für 2023 mit feststehenden Erlösen beziehungsweise Kosten für diesen Strom kalkulieren, unabhängig von künftigen Preisschwankungen auf den Großhandelsmärkten.
Sicherungsleistung verlangt
Dieser Strom liegt physisch noch nicht vor. Um das Stadtwerk X vor einem möglichen Lieferausfall im Jahr 2023 zu schützen, muss Uniper bei Vertragsabschluss eine Sicherungsleistung am Marktplatz hinterlegen, eine Art Kaution. Bei Vertragserfüllung bekommt Uniper das Geld zurück. Der Betrag verändert sich mit dem aktuellen Strompreis. Je höher dieser steigt, desto mehr Geld muss Uniper deponieren.
Als im Dezember sowohl die Gas- wie auch Strommarktpreise auf nie gekannte Rekordwerte schossen, musste Uniper enorme Summen für diese Sicherungsleistungen bereitstellen. »Diese extremen Preisbewegungen erforderten erhebliche liquide Mittel«, sagt der Unternehmenssprecher.
Daher ist nicht auszuschließen, dass auch andere Strom- und Gaserzeuger in ähnliche Probleme geraten könnten.
Als Uniper sämtliche Kreditlinien bei den Hausbanken ausgeschöpft hatte, besorgte es sich Geld beim finnischen Mutterkonzern Fortum. Hier stehen den Düsseldorfern im Rahmen eines Kreditvertrages über bis zu acht Milliarden Euro zur Verfügung; wie viel davon Uniper bereits in Anspruch genommen hat, verrät das Unternehmen nicht.
Da die Preise für Strom und Gas über die Weihnachtsfeiertage deutlich gefallen sind, dürfte Uniper keine akuten Finanznöte haben.
Dennoch bauen die Düsseldorfer vor für den Fall weiterer extremer Preisschwankungen – und haben sich bei der bundeseigenen KfW eine Kreditlinie über bis zu zwei Milliarden Euro beschafft, um nicht in Liquiditätsnöte zu geraten. Uniper hat das Geld bislang nicht angefordert; »wir hoffen, dass wir diese Option gar nicht ziehen müssen«, sagte der Sprecher. Die Laufzeit der Kreditlinie endet am 30. April 2022.
»Wir müssen jetzt erhebliche finanzielle Mittel zurücklegen, werden diese aber auch zurückbekommen, sobald wir den Strom und das Gas ausgeliefert haben«, sagte der Sprecher. »Mit den Preisen und den höheren Sicherheitsleistungen, die wir hinterlegen müssen, steigt zugleich auch der Wert der zugrunde liegenden Verträge und des Stroms, den wir produzieren.«
Uniper sei wirtschaftlich ein kerngesundes Unternehmen, sagte Finanzchefin Tiina Tuomela. Erst kürzlich habe der Konzern seine Ergebnisprognose für 2021 angehoben. Der Kurs der Uniper-Aktien fiel am Mittwochvormittag um 1,69 Prozent auf 41,29 Euro.
Mit Material von Reuters
Volatile Rohstoffpreise: Uniper holt sich Staatshilfe - DER SPIEGEL
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