Folge des Ukraine-Krieges : Der Spritpreis steigt und steigt und steigt
Analyse Berlin Die Preise an der Tankstelle steigen weiter wegen des Ukraine-Krieges. Jetzt ist eine Debatte entbrannt, wie Autofahrern geholfen werden könnte. Ins Visier gerät erneut die Pendlerpauschale. Der ADAC rät unterdessen, nur zu bestimmten Zeiten zu tanken.
An der Tankstelle erleben Autofahrer schon die Auswirkungen des Ukraine-Krieges: Der Spritpreis hat mancherorts die Zwei-Euro-Marke übersprungen, eine neue Rekordhöhe. Und tanken wird noch teurer werden, befürchten Experten. Nun hat die Bundesregierung einen Teil der nationalen Ölreserve freigegeben, um den Markt etwas zu beruhigen. Darüber hinaus wird bereits überlegt, wie zusätzlich gegengesteuert werden könnte. Der ADAC rät, nur zu bestimmten Zeiten an der Zapfsäule zu halten.
Hauptursache für die derzeit stark steigenden Spritpreise seien die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine auf die Rohölnotierungen, so ADAC-Sprecher Alexander Schnaars zu unserer Redaktion. „Hinzu kommen auch zunehmende Sorgen um mögliche Lieferausfälle.“ In der Folge stieg nach Angaben des Automobilclubs der Preis für den Liter Super E10 in Deutschland am Dienstag auf durchschnittlich 1,827 Euro - gut ein Cent mehr als am Montag und 8,6 Cent mehr als vor einer Woche. Diesel verteuerte sich auf 1,756 Euro - 2 Cent mehr als am Montag und gut 10 Cent mehr als vor einer Woche. Zum Vergleich: Vor knapp zwei Jahren während des Corona bedingten Tiefpunkts der Öl- und Kraftstoffpreise kostete ein Liter E10 in Deutschland durchschnittlich 1,13 Euro und Diesel 1,03 Euro.
Autofahrer sollten daher alle Möglichkeiten zum Sparen beim Tanken nutzen, so Schnaars. „Auswertungen zeigen, dass Benzin und Diesel morgens gegen sieben Uhr am meisten kosten, in den Abendstunden zwischen 18 und 19 Uhr sowie zwischen 20 und 22 Uhr am günstigsten sind. Wer dann tankt kann im Schnitt bis zu sieben Cent je Liter sparen.“ Auch zwischen den gängigen Markentankstellen gebe es erhebliche Preisunterschiede. Sie würden rund sechs Cent je Liter betragen, erklärte der Experte.
Beim Wirtschaftsverbandes Fuels und Energie rechnet man ebenfalls mit höheren Belastungen. „Die Lage an den Märkten dürfte in nächster Zeit angespannt bleiben“, so ein Sprecher auf Nachfrage. Auch wenn die von der Internationalen Energieagentur ebenfalls beschlossene Freigabe von Ölreserven für „eine leichte Entspannung“ sorgen könnte.
Angesichts der Preisentwicklung an den Tankstellen werden nun Forderungen laut, bei der Pendlerpauschale noch einmal nachzulegen. Unionsfraktionsvize Ulrich Lange (CSU) sagte unserer Redaktion, eine „dynamische Anpassung“ sei jetzt angebracht. „Das heißt eine Pendlerpauschale, die automatisch mit dem Spritpreis steigt und die Inflation ausgleicht“, so der Verkehrsexperte. Es sei jetzt wichtig, „dass unsere Autofahrer nicht alleine gelassen werden“.
Die Ampel-Regierung hatte kürzlich in ihrem Entlastungspaket eine Erhöhung der Pendlerpauschale für Fernpendler auf 38 Cent rückwirkend zum 1. Januar 2022 beschlossen. „Das reicht aber nicht“, ergänzte Lange. „Angebracht wäre auch eine Erhöhung der Pauschale ab dem ersten Kilometer.“ Eine Forderung, der sich der ADAC am Mittwoch anschloss angesichts „der stark gestiegenen Spritpreise und Arbeitswegkosten“. Die derzeitige Regelung sieht vor, dass die erhöhte Pauschale ab dem 21. Kilometer der einfachen Entfernung zum Arbeitsplatz zum Tragen kommt.
Claudia Kemfert, Energieökonomin am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), warnte freilich davor, auf dieses Instrument zu setzen. „Die Erhöhung der Pendlerpauschale ist sozial ungerecht, weil insbesondere Bezieher höherer Einkommen bevorteilt werden." Die Regierung müsse stattdessen ein einkommensunabhängiges Mobilitätsgeld einführen, das für alle Haushalte entlastend wirke und nicht nur für viel fahrende Pendler. Außerdem müsse man „so schnell wie möglich weg kommen vom Öl“, durch eine schnellere Verbreitung der Elektromobilität und der Stärkung des Schienenverkehrs.
Auch Kemfert betonte: „Der Krieg treibt die Ölpreise.“ Und da keine Entspannung in Sicht ist, sei auch nicht mit einer Entspannung beim Ölpreis zu rechnen. „Die Preise werden weiter steigen und mit ihnen auch Benzin- und Spritpreise“, so die DIW-Expertin zu unserer Redaktion.
Auswirkungen vom Ukraine-Krieg: Preise von Benzin, Diesel, Super & E10 steigen - RP ONLINE
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