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Sunday, March 13, 2022

Bundesregierung muss Energiekonzerne mit Milliarden stützen - WELT

Die Bundesregierung kämpft gegen die akute Gefahr einer Insolvenzwelle in der Energiewirtschaft. Nach Informationen von WELT AM SONNTAG droht wegen der Verwerfungen am Großhandelsmarkt für Strom, Öl und Gas einer wachsenden Zahl von Unternehmen die Zahlungsunfähigkeit. In der Szene werden mehrere große Energiekonzerne genannt.

Energiemanager, die nicht namentlich genannt werden wollen, äußerten die Furcht vor einem „Domino-Effekt“ und „einer Art Lehman Brothers der Energiebranche“. Die Pleite der US-Investmentbank hatte 2008 in einer Kettenreaktion eine globale Finanzkrise ausgelöst. „Es handelt sich um erhebliche Marktverwerfungen in einem strukturrelevanten Industriesegment“, sagte ein Anwalt, der die Energiebranche in Finanzierungsfragen berät.

Quelle: Infografik WELT

Einige Konzerne haben sich bereits wegen finanzieller Engpässe an die Bundesregierung gewandt. In dieser Woche hat nach Uniper ein zweites Energieunternehmen Hilfen beantragt. Wie aus dem Bundesfinanzministerium zu vernehmen ist, handelt es sich bei der Stütze um ein KfW-Darlehen in Höhe von 5,5 Milliarden Euro mit kurzer Laufzeit.

Es ist einer der höchsten Kredite, den die staatliche Förderbank bislang an ein Unternehmen vergeben hat. Den Namen des Unternehmens nennen die Beteiligten nicht. Es handelt sich aber wohl um einen großen Kraftwerksbetreiber, der keine Energielieferungen aus Russland bezieht, sondern sehr verlässliche Lieferquellen hat.

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Mit dem Krieg haben die Zahlungsschwierigkeiten der Unternehmen nur indirekt zu tun. Der Auslöser sind stattdessen die stark gestiegenen Preise am Terminmarkt, wo zukünftige Energielieferungen gehandelt werden. Normalerweise sichern sich Kraftwerksbetreiber oder Stromversorger mit solchen Geschäften gegen kurzfristige Preisschwankungen ab.

Damit der Mechanismus funktioniert, müssen sie für die Terminmarktgeschäfte ständig einen gewissen Anteil an Bargeld hinterlegen – was normalerweise kein Problem ist. Nun trifft sie diese Vorschrift des Aktiengesetzes aber besonders hart, weil sich die Preise für Strom an der Börse in kürzester Zeit fast verzehnfacht haben. Einige Unternehmen können die damit fällige Erhöhung der Sicherheitsleistungen, den sogenannten Margin Call, nicht mehr aufbringen.

Laut Insolvenzrecht muss ein Unternehmen, das seine finanziellen Verpflichtungen wegen einer Liquiditätslücke nicht erfüllen kann, den Finanzengpass innerhalb von drei Wochen beseitigen. Dies kann auch durch Kreditzusagen von Banken oder staatlichen Institutionen erreicht werden. Gelingt das nicht, muss die Zahlungsunfähigkeit erklärt werden, sofern die Liquiditätslücke größer als zehn Prozent ist.

Lage kann sich „dynamisch entwickeln“

„Das kann ganz schnell gehen“, sagte der Anwalt. Insgesamt müssen die betroffenen Energieunternehmen laut Finanzkreisen aktuell einen hohen zweistelligen Milliardenbetrag nachschießen. Die vergebenen Kredite sollen allein für die besagten Sicherheitsleistungen verwendet werden, nicht jedoch zur Deckung von Verlusten oder Kosten des Unternehmens.

Noch sehe man nicht die große Welle, man sei sich aber bewusst, dass sich die Sache „dynamisch entwickeln“ könne, hieß es aus Regierungskreisen. Die beiden bisherigen Fälle habe man mit dem vorhandenen Instrumentarium gut bewältigen können.

Der Energiekonzern Uniper hatte bereits am 4. Januar mitgeteilt, bei seinen wichtigsten Banken die gesamten vertraglichen Kreditlinien von 1,8 Milliarden Euro abgerufen zu haben. Zudem wurde mit dem finnischen Hauptaktionär Fortum ein Kreditrahmenvertrag über acht Milliarden Euro vereinbart. Außerdem stellte die staatliche Förderbank KfW eine „revolvierende Kreditfazilität“ von bis zu zwei Milliarden Euro, deren Laufzeit am 30. April enden sollte.

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„Die vorgenannten Maßnahmen erhöhen die Widerstandsfähigkeit von Uniper gegenüber zukünftigen extremen Marktentwicklungen und daraus resultierenden Sicherungsleistungen“, erklärte das Unternehmen. Am Montag vergangener Woche bat Uniper angesichts der anhaltend volatilen Märkte „vorsorglich um eine Verlängerung“ der KfW-Kreditlinie.

Höhere Anforderungen an die Sicherheitsleistungen belasteten Unternehmen bereits im vergangenen Jahr. Damals waren die Strompreise nach Abflauen der Pandemie aus konjunkturellen Gründen stark gestiegen. Nachdem der Krieg Putins die Gefahr einer Gas- und damit auch Stromknappheit erhöht hat, verteuerten sich die Preise an der Europäischen Energiebörse EEX zusätzlich deutlich.

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