Marktbericht
Stand: 21.03.2022 15:29 Uhr
Der DAX hat bis zum Nachmittag bereits mehrfach das Vorzeichen gewechselt. Die Unsicherheit der Anleger ist mit Händen greifbar, auch weil die Gespräche der Kriegsparteien nicht vorankommen.
Nach einer äußerst erfolgreichen abgelaufenen Börsenwoche halten sich die Investoren zum Start der neuen Woche bedeckt. Der DAX bewegt sich in deutlich geringereren Schwankungsbreiten als zuletzt zwischen 14.348 und 14.457 Punkten. Am Nachmittag steht er nach einer verhaltenen US-Eröffnung rund 0,3 Prozent im Minus und in der Nähe seines Tagestiefs.
Was dem Markt fehlt, ist eine klare Richtung nach der jüngsten Rally. Zuletzt hatte sich der deutsche Leitindex von dem im Zuge des Ukraine-Krieges erreichten Zwischentief wieder um bis zu 17 Prozent erholt. Damit hatte er mehr als die Hälfte seines Rückschlags vom Rekordhoch bei 16.290 Punkten aufgeholt, bevor er zuletzt wieder etwas Federn ließ.
Verhandlungen stocken, Bundesbank warnt
Getragen wurde der jüngste Aufschwung maßgeblich von der Hoffnung auf eine Verhandlungslösung der beiden Kriegsparteien Russland und Ukraine. Diese Gespräche scheinen derzeit aber festgefahren, was die Zuversicht der Anleger merklich dämpft.
"Allein die Hoffnung auf Fortschritte in den Verhandlungen zwischen Moskau und Kiew reichen wohl nicht aus. Zählbare Ergebnisse liegen bislang nicht vor. Der Optimismus der Anleger scheint ein wenig verfrüht zu sein", betonte Christian Henke, Analyst IG Markets.
Wie wichtig eine Einigung für Deutschland wäre, macht der heutige Monatsbericht der Bundesbank deutlich. Nach Einschätzung der Bank wird die deutsche Wirtschaft vorübergehend deutlich durch die Folgen des Kriegs getroffen. "Die Auswirkungen des Angriffs Russlands auf die Ukraine dürften die wirtschaftliche Aktivität in Deutschland ab März spürbar belasten. Die für das zweite Vierteljahr angelegte starke Erholung dürfte aus heutiger Sicht (...) deutlich schwächer ausfallen."
Wall Street startet wenig verändert
Auch in New York bewegen sich die großen Aktienindizes zur Eröffnung kaum, lediglich der marktbreite S&P-500-Index legt etwas stärker zu. Vor allem die Technologiebörse Nasdaq stand zuletzt im Fokus der Anleger und hat dabei viel Boden wieder gutgemacht. Neben der Lage in der Ukraine haben die Anleger auch die am vergangenen Mittwoch von der Notenbank Federal Reserve (Fed) eingeleitete Zinswende fest im Auge.
Eine Lösung im bereits fast vier Wochen dauernden Krieg in der Ukraine ist jedoch nach wie vor nicht in Sicht, auch wenn die Märkte in den USA laut Marktanalyst Jeffrey Halley vom Broker Oanda ein Friedensabkommen zwischen der Ukraine und Russland weiterhin als fast sicher einpreisen. In der vergangenen Woche hatte der S&P 500 satte 6,2 Prozent hinzugewonnen und damit das größte Wochenplus seit November 2020 eingefahren. Auch der Leitindex Dow Jones legte fast sechs Prozent zu in der vergangenen Woche. Kurzfristig steigt damit das Risiko von Gewinnmitnahmen.
Hannover Rück nach DAX-Aufnahme gefragt
Unter den Einzelwerten im DAX profitieren Hannover Rück von der Aufnahme der Aktien in den DAX und setzen sich im Leitindex mit einem Kursplus von über vier Prozent an die Spitze. Die ebenfalls neu im DAX befindlichen Papiere des vom ehemaligen Daimler-Konzern abgespaltenen Lkw-Herstellers Daimler Truck legen nach anfänglich stärkeren Verluste mittlerweile leicht zu. Für die beiden Werte mussten die Aktien von Beiersdorf und Siemens Energy weichen.
Auf der Verliererseite stehen Delivery Hero, die deutlicher nachgeben. Auch die Papiere des Wohnungskonzerns Vonovia sind im Nachgang der Quartalszahlen vom Freitag nicht gefragt.
RTL, Sixt und Siltronic neu im MDAX
In den MDAX steigen der Medienkonzern RTL, der Autovermieter Sixt und der Wafer-Hersteller Siltronic auf. Ihren Platz räumen müssen dafür der Spezialsoftware-Anbieter Compugroup, die zum Autozulieferer Faurecia gehörende Hella und der Autohändler Auto1. Neu in der DAX-Familie ist der IT-Dienstleister Adesso, der in den SDAX einzieht und damit den Online-Modehändler Global Fashion Group verdrängt.
Der Euro behauptet sich
Der Euro hält sich am Nachmittag trotz leichter Verluste über der Marke von 1,10 US-Dollar. Aktuell kostet die Gemeinschaftswährung 1,1031 Dollar und damit etwas weniger als am Morgen.
Der Krieg in der Ukraine steht an den Finanzmärkten unverändert im Mittelpunkt. Die EZB geht jedoch nach wie vor von Wirtschaftswachstum aus. Der Krieg werde zwar Folgen für das Wachstum im Währungsraum haben, da die Inflation steige und das Vertrauen von Unternehmen und Verbrauchern Schaden nehme, sagte Notenbankpräsidentin Christine Lagarde. Selbst im "düstersten Szenario" gehe die EZB aber von einer wachsenden Wirtschaft aus, erklärte Lagarde.
Konjunkturdaten stehen zu Wochenbeginn nur wenige an. Sie sind zuletzt wegen des Ukraine-Kriegs in den Hintergrund gerückt. Aus den Notenbanken wird sich nach EZB-Präsidentin Lagarde im Tagesverlauf auch US-Notenbankchef Jerome Powell äußern.
Spekulationen über Zahlungsausfall
Unterdessen gehen die Spekulationen über einen Zahlungsausfall Russlands in eine neue Runde. Bis zum Monatsende muss Russland Kuponzahlungen im Gesamtvolumen von 615 Millionen Dollar leisten. Am 4. April folgt dann die Rückzahlung einer ausgelaufenen Anleihe im Volumen von zwei Milliarden Dollar.
Eine Bedienung dieser Verbindlichkeiten in der gleichen Weise wie in der vergangenen Woche sei nicht sicher, warnte Analyst Jonny Goulden von der US-Bank JPMorgan. Einige dieser Zahlungen liefen über den russischen Abwicklungsmechanismus NSD. Bei anderen könnten die Zahlungen in Rubel statt Dollar geleistet werden. Rating-Agenturen haben bereits angekündigt, dass sie dies als Zahlungsausfall werten würden.
Erzeugerpreise steigen im Rekordtempo
Für neue Sorgenfalten haben bei den Anlegern am Morgen überdies die heimischen Erzeugerpreise gesorgt. Der hohe Preisauftrieb in Deutschland hat sich im Februar, noch vor Ausbruch des Ukraine-Kriegs, weiter verstärkt. Die Produzentenpreise stiegen gegenüber dem Vorjahresmonat um 25,9 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.
Das ist ein Rekordanstieg, der die Inflationssorgen am Markt weiter befeuert. Schließlich gelten die Erzeugerpreise als wichtiger Frühindikator für die Verbraucherpreise.
Ölpreise ziehen weiter an
Sorgen bereitet den Anlegern auch der weiter steigende Ölpreis. Für ein Fass der Nordseesorte Brent werden am Nachmittag 113,59 Dollar gezahlt, ein Plus von 5,3 Prozent im Vergleich zum Schlusskurs vom Freitag. Die Notierung der US-Leichtölsorte WTI steigt ebenfalls um fast fünf Prozent auf deutlich über 109 Dollar je Fass.
Gedankenspiele der EU zu einem Embargo russischen Öls treiben die Energiepreise erneut hoch. Hinzu komme ein erneuter Angriff jemenitischer Huthi-Rebellen auf Ölanlagen in Saudi-Arabien, hieß es aus Analystenkreisen. Der Preis für eine Feinunze Gold steigt um 0,2 Prozent auf 1922 Dollar.
Boeing nach Flugzeugunglück in China unter Druck
Die Aktien von Boeing rauschen im frühen Handel an der Wall Street um über sechs Prozent nach unten. Dies, nachdem eine Boeing 737 der chinesischen Fluggesellschaft China Eastern Airlines verunglückte. Wie das chinesische Staatsfernsehen berichtete, stürzte die Maschine mit 133 Insassen aus großer Höhe in der Nähe von Wuzhou in der südchinesischen Region Guangxi ab.
Rheinmetall: Kursziele und Kurs steigen immer weiter
Die Analysten heben die Kursziele für Rheinmetall immer weiter an - und die Aktien reagieren mit Rekorden. Heute erreichten die Papiere des Rüstungskonzerns und Autozulieferers mit 180,45 Euro einen weiteren Höchststand. Zuvor hatte Analyst Benjamin Heelan von der Bank of America (BofA) das Kursziel für Rheinmetall auf 220 Euro in die Höhe geschraubt.
VW-Werke in Nordostchina stehen weiter still
Volkswagen muss den Produktionsstopp wegen des Corona-Lockdowns in drei Werken in der nordostchinesischen Metropole Changchun bis Dienstag verlängern. Ein VW-Werk, ein Audi-Werk sowie ein Komponentenwerk sind betroffen. Alle drei werden gemeinsam mit dem chinesischen Partner FAW betrieben.
Rasante Kursrally für S&T im SDAX
Die S&T-Aktie ist mit einem Plus von über zehn Prozent der unangefochtene Liebling der Anleger im SDAX. Der österreichische IT-Dienstleister blickt trotz absehbarer Folgen des Ukraine-Kriegs für sein Russland-Geschäft etwas optimistischer auf das laufende Jahr. Unterdessen will die deutsche Firma Grosso Tec mehr als acht Prozent der S&T-Aktien kaufen.
Salzgitter warnt vor Risiken durch Ukraine-Krieg
Der Stahlkonzern Salzgitter warnt angesichts des Kriegs in der Ukraine vor Folgen für die Geschäftsentwicklung. Der Angriff Russlands auf das Nachbarland und seine Folgen könnten dazu führen, dass die wirtschaftliche Erholung abrupt abgebremst werde. Damit gehe die Gefahr eines weiteren Anstiegs der bereits sehr hohen Energiekosten einher. "Somit bestehen aktuell kaum quantifizierbare Prognoserisiken," erklärte der Vorstand.
Finanzchef Mucic sagt SAP Adieu
Europas größter Softwarehersteller SAP muss sich einen neuen Finanzvorstand suchen. Der bisherige Finanzchef Luka Mucic werde das Unternehmen Ende März 2023 verlassen, teilte der DAX-Konzern mit. Darauf hätten sich beide Seiten einvernehmlich verständigt. Bis dahin werde Mucic seine Tätigkeit in vollem Umfang fortsetzen.
Porsche SE will Aktionären mehr Dividende ausschütten
Die VW-Großaktionärin Porsche SE will ihren Anteilseignern für das vergangene Jahr mehr Dividende auszahlen. Je Vorzugsaktie sollen nach 2,21 Euro für 2020 für das vergangene Geschäftsjahr 2,56 Euro ausgeschüttet werden, wie das DAX-Unternehmen mitteilte. Inhaber von Stammaktien sollen für jeden gehaltenen Schein 2,554 Euro erhalten.
Keine Hindernisse für Start von Tesla-Fabrik
Die Elektroautofabrik von Tesla in Grünheide bei Berlin kann nach Ansicht der Brandenburger Landesregierung aus aktueller Sicht wie geplant am Dienstag starten. "Derzeit liegen uns keine Erkenntnisse vor, die einer Inbetriebnahme entgegenstehen", teilte die Sprecherin des Umweltministeriums, Frauke Zelt, am Samstag mit.
Kraftloser Handel: DAX kommt nicht vom Fleck | tagesschau.de - tagesschau.de
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