Marktbericht
Stand: 30.05.2022 12:45 Uhr
Der DAX ist kraftvoll in die neue Börsenwoche gestartet. Doch am Nachmittag könnte die Veröffentlichung der deutschen Inflationsrate womöglich für eine negative Überraschung sorgen.
Der DAX hat seine frühen Kursgewinne im Laufe des Vormittags verteidigen können. Das vorläufige Tageshoch liegt bei 14.589 Punkten, das entspricht einem Plus von 0,9 Prozent im Vergleich zum Vortagesschlusskurs. Die Experten der Credit Suisse sprechen von einer "Erleichterungsrally". Hoffnungsvolle Nachrichten kommen zu Wochenbeginn aus China: In der Wirtschaftsmetropole Shanghai sollen von diesem Mittwoch an die Lockdown-Maßnahmen größtenteils wegfallen.
DAX mit technischem Kaufsignal
Zuletzt hatte sich auch das technische Bild im DAX deutlich aufgehellt. In der Vorwoche hatte es das Börsenbarometer geschafft, seinen seit Januar anhaltenden Abwärtstrend zu überwinden und im Anschluss die Widerstandszone bei 14.200 Zählern zu überspringen. Damit sandte der deutsche Leitindex ein technisches Kaufsignal, das den DAX-Aktien auch heute weiter Auftrieb gibt.
Steigt die Inflationsrate über die 8-Prozent-Marke?
Zur Mittagszeit richtet sich das Augenmerk der Investoren nun aber zunehmend auf die um 14 Uhr anstehende Veröffentlichung der vorläufigen Inflationsrate für Deutschland im Mai, nachdem in den Vereinigten Staaten möglicherweise der Scheitelpunkt der Teuerungswelle überschritten wurde. In den USA findet heute wegen des Feiertags Memorial Day kein Handel statt.
Die Verbraucherpreise könnten heute für einen Überraschungseffekt sorgen und eine leichte Gegenbewegung nach sich ziehen, warnt IG-Marktanalyst Salah-Eddine Bouhmidi. Was bislang aus den deutschen Bundesländern zu hören war, deutet tatsächlich auf eine nochmals höhere Inflation im Vergleich zum Vorjahresmonat hin; in mehreren Bundesländern knackte die Inflationsrate im Mai die 8-Prozent-Marke. Im April hatten die Verbraucherpreise in Deutschland um 7,4 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats gelegen.
Anhaltende Spekulationen über Zinswende der EZB
Sollte die erste Schätzung zur bundesweiten Inflationsrate im Mai über den Markterwartungen liegen, würde dies den Zinsspekulationen an den Börsen neuen Auftrieb geben. Steigende Zinsen aber sind Gift für Aktien, machen sie diese doch im Vergleich zu Anleihen weniger attraktiv.
Angesichts der im Monatsvergleich voraussichtlich erneut anziehenden deutschen Inflationszahlen gebe es keinen Grund, die Zinserwartungen bezüglich der EZB zu reduzieren, stellen jedenfalls die Analysten der Helaba im Vorfeld der Datenveröffentlichung fest. Für die Experten der LBBW ist ebenfalls klar: Eine Leitzinswende auf der übernächsten Sitzung dürfte ausgemachte Sache sein.
Importpreise steigen so stark wie zuletzt 1974
Eine negative Indikation für die Märkte kommt derweil von den bereits am Morgen veröffentlichten Importpreisen. Demnach haben sich die deutschen Einfuhren im April infolge gestiegener Energiepreise um 31,7 Prozent zum Vorjahresmonat verteuert. "Eine höhere Vorjahresveränderung hatte es zuletzt im September 1974 im Rahmen der ersten Ölkrise gegeben", betonte das Statistische Bundesamt.
Euro bleibt dank Zinsspekulationen gefragt
Vor der Veröffentlichung der Inflationszahlen aus Deutschland ist der Euro weiter auf der Überholspur. Die Gemeinschaftswährung steigt um bis zu 0,4 Prozent auf 1,0769 Dollar und markiert damit den höchsten Stand seit fünf Wochen. Der Dollar-Index fällt im Gegenzug um 0,3 Prozent auf ein Fünf-Wochen-Tief von 101,3890 Stellen.
Schwächerer Dollar treibt Goldpreis in die Höhe
Gold zählt zu den Profiteuren des schwächeren Dollars. Für eine Feinunze Gold werden zur Mittagszeit 1857 Dollar gezahlt, das ist ein Plus von 0,4 Prozent im Vergleich zum Vortag. Ein schwächerer Dollar verbilligt Gold im Nicht-Dollar-Raum -und stärkt so die Nachfrage nach dem gelben Edelmetall.
Bitcoin auf Zwei-Wochen-Hoch
Die wieder zunehmende Risikobereitschaft vieler Anleger kommt neben den Aktienbörsen auch dem Markt für Kryptowährungen zugute. Bitcoin verteuert sich in der Spitze um 7,4 Prozent auf 30.859 Dollar, den höchsten Stand seit zwei Wochen. Ethereum wird mit 1914 Dollar knapp zehn Prozent höher gehandelt. "Risikoassets werden wieder verstärkt nachgefragt, sichere Häfen stehen dagegen auf der Verkaufsliste", urteilt Thomas Altmann von QC Partners.
Ölpreise schnellen auf Zwei-Monats-Hoch
Die Furcht vor einem Angebotsengpass treibt die Ölpreise zu Wochenanfang auf den höchsten Stand seit zwei Monaten. Die Nordseesorte Brent verteuert sich in der Spitze um 0,9 Prozent auf 120,50 Dollar je Fass. Anleger blicken mit Sorge auf die Sommerfahrsaison in den USA und das anvisierte EU-Embargo russischer Öllieferungen.
Zudem deuten jüngste Nachrichten aus China auf eine wieder steigende Ölnachfrage aus der zweitgrößten Volkswirtschaft hin. So wurde in der Wirtschaftsmetropole Shanghai allen Betrieben erlaubt, die Produktion ab Juni wieder aufzunehmen.
Siemens erhält größten Auftrag der Firmengeschichte
Der Industriekonzern Siemens hat einen weiteren Milliardenauftrag aus Ägypten unter anderem für ICE-Züge erhalten. Zusammen mit zwei Partnern unterzeichnete der DAX-Konzern einen Vertrag über den Bau des sechstgrößten Hochgeschwindigkeitssystems der Welt. Dabei entfällt allein auf Siemens ein Auftragswert von 8,1 Milliarden Euro.
Volkswagen hält an Fabrik in Uiguren-Region Xinjiang fest
Der DAX-Konzern Volkswagen will sich trotz Berichten über Menschenrechtsverletzungen gegen die Uiguren nicht aus der chinesischen Provinz Xinjiang zurückziehen. Wirtschaftlich spiele der Standort in Xinjiang für Volkswagen eher eine unbedeutende Rolle, sagte VW-Chef Herbert Diess dem "Handelsblatt". VW könnte das Werk dicht machen. "Aber wir tun es nicht, weil wir glauben, dass unsere Präsenz Positives bewirkt", sagte Diess.
Traumstart für Paramount-Film "Top Gun: Maverick"
Der neue Tom-Cruise-Film "Top Gun: Maverick" hat am Wochenende in Nordamerika 134 Millionen Dollar eingespielt und dem Schauspieler einen persönlichen Eröffnungsrekord beschert. Der Paramount-Streifen dürfte zudem eine neue Höchstmarke von 151 Millionen Dollar an Kartenverkäufen für ein langes Memorial-Day-Wochenende erzielen.
Ryanair fordert niedrigere Flughafengebühren am BER
Nach der Teilrückzugsankündigung von Easyjet fordert die Fluggesellschaft Ryanair niedrigere Gebühren am Hauptstadtflughafen BER. "Die Regierung und der Flughafen Berlin sollten jetzt handeln", teilte das irische Unternehmen mit. Sie sollten wettbewerbsfähige Flughafenentgelte anbieten, damit der Luftfahrtsektor am Standort nicht auf das Niveau deutlich kleinerer Städte schrumpfe.
Easyjet streicht mehr als 200 Flüge
Der britische Billigflieger Easyjet hat für die kommenden knapp zwei Wochen mehr als 200 Flüge gestrichen. Dies sei notwendig, um einen verlässlichen Service aufrechterhalten zu können, teilte das Unternehmen mit. Pro Tag sollen bis zum 6. Juni etwa 24 Flüge vom Londoner Flughafen Gatwick betroffen sein. Neben den anstehenden Feierlichkeiten zum Thronjubiläum von Queen Elizabeth II. stehen in England auch Schulferien an.
Umweltschützer kritisieren Tesla-Pläne
Umweltschützer kritisieren Pläne zur Einleitung eines Bebauungsplanverfahrens zur Erweiterung des Tesla-Geländes in Grünheide bei Berlin. Ein Teil des Areals sei ein Wasserschutzgebiet, das die Umwandlung von Wald in eine andere Nutzungsart verbiete, teilte der Verein für Natur und Landschaft Brandenburg mit. Tesla will dort einen Güterbahnhof, Logistikflächen und Stellplätze bauen.
SEC untersucht Musks Einstieg bei Twitter
Die US-Börsenaufsicht SEC hat den Einstieg von Tech-Milliardär Elon Musk als Großinvestor bei Twitter unter die Lupe genommen. Die Behörde verlangte vom Tesla-Chef bereits am 4. April Auskunft über die Einhaltung von Vorschriften bei der Offenlegung seiner Twitter-Beteiligung. Das geht aus einem Brief an Musk hervor, den die Aufsicht am Freitag veröffentlichte. Aktionärsklagen werfen Musk wegen verspäteter SEC-Pflichtmitteilungen Marktmanipulation und Wertpapierbetrug vor.
Norwegian bestellt 50 Boeing-Jets
Die Fluggesellschaft Norwegian Air hat beim US-Flugzeugbauer Boeing 50 Flugzeuge des Typs 737 MAX geordert. Zudem sicherte sich die Airline Optionen auf weitere 30 Maschinen. Für Norwegian ist die Bestellung eine Kehrtwende. Denn damit wird der Konzern seine Flotte wieder selbst besitzen. Im Rahmen eines Insolvenzverfahrens war das Unternehmen zuvor gezwungen gewesen, Maschinen nur noch zu leasen.
Stellantis und Toyota arbeiten bei Lieferwagen zusammen
Stellantis und Toyota bauen ihre Zusammenarbeit aus und wollen gemeinsam einen größeren Lieferwagen auf den Markt bringen. Stellantis werde das Fahrzeug für die Europa-Tochter von Toyota in den Werken Gliwice in Polen und Atessa in Italien bauen, teilten die Autokonzerne mit. Das Fahrzeug solle Mitte 2024 auf den Markt kommen. Auch eine Elektroversion sei geplant.
Netflix in Russland nicht mehr verfügbar
Der US-Streamingdienst Netflix ist für die Menschen in Russland nicht mehr verfügbar. Das Unternehmen teilte heute mit, dies sei Folge einer entsprechenden Ankündigung von Anfang März. Netflix hatte damals mitgeteilt, den Betrieb in Russland einzustellen. Laut Unternehmen wurden seitdem noch Abonnements und Zahlungen abgewickelt.
Starke Kursgewinne : Stoppt die Inflation die DAX-Rally? | tagesschau.de - tagesschau.de
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