Düsseldorf Der Ausverkauf an den Aktienmärkten trifft auch die größten Unternehmen mit voller Wucht. Tech-Riesen wie Apple, Microsoft und Amazon haben in den vergangenen drei Handelstagen insgesamt mehr als eine Billion Dollar an Börsenwert verloren, wie aus Daten des Finanzdienstes Bloomberg hervorgeht.
„Wir sehen einen Ausverkauf über alle Assetklassen hinweg. Das sieht man relativ selten und ist ein typisches Zeichen für eine Krise“, erklärt Volker Brühl, Geschäftsführer des Center for Financial Studies der Frankfurter Goethe-Universität. „Aktuell versucht jeder, Gewinne mitzunehmen, solange es noch Gewinne gibt.“ Da dem keine ausreichende Nachfrage entgegensteht, fallen die Kurse.
Bei den großen Technologie-Konzernen ist dieses Verhalten aktuell besonders ausgeprägt. Die Marktkapitalisierung der zehn größten Unternehmen im US-Tech-Index Nasdaq 100 schrumpfte dadurch seit dem Handelsschluss am vergangenen Mittwoch um knapp 1,1 Billionen Dollar. Größter Verlierer ist der iPhone-Produzent Apple, der 226 Milliarden Dollar an Wert verlor. Der Konzern steht nun kurz davor, vom saudischen Ölkonzern Saudi Aramco als teuerstes Unternehmen der Welt abgelöst zu werden.
Die größten Verluste nach Apple fuhr der Softwareentwickler Microsoft mit 190 Milliarden Dollar ein. Drittgrößer Verlierer war der Onlinehändler Amazon mit einem Minus von 174 Milliarden Dollar, gefolgt vom E-Auto-Bauer Tesla mit einem Verlust von 171 Milliarden Dollar und der Google-Mutter Alphabet mit 127 Milliarden.
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Der gesamte Nasdaq 100 verlor binnen drei Tagen rund 1,5 Billionen Dollar an Wert. Das ist mehr, als alle Unternehmen aus dem deutschen Leitindex Dax 40 zusammen wert sind.
Und es könnte noch mehr Abwärtsbewegungen geben, sagte Ökonomin Diana Mousina vom Vermögensverwalter AMP Investments, da die Märkte sich Sorgen machen, dass es zu einer signifikanten wirtschaftlichen Verlangsamung oder einer „harten Landung“ wegen aggressiver Zinserhöhungen kommen könnte.
Der Tech-Index ist seit dem vergangenen Donnerstag im Korrekturmodus, nachdem die US-Notenbank Fed ihren Leitzins um einen halben Prozentpunkt angehoben und Fed-Chef Jerome Powell signalisiert hat, dass die Zinsen in einem ähnlichen Tempo weiter steigen würden, um die Inflation in den USA zu bekämpfen. Anleger sorgen sich, dass die Fed dadurch die Konjunktur abwürgt.
Steigende Zinsen belasten vor allem die Bewertung von Tech-Aktien, die in der Regel Wachstumsunternehmen sind. Denn steigende Zinsen erhöhen die Finanzierungskosten und diskontieren in den Bewertungsmodellen der Analysten die in der Zukunft liegenden Gewinne. Seit der Zinserhöhung gab der Kurs des Nasdaq 100 um bis zu zehn Prozent nach.
Durch die Korrektur gehen allerding auch die zuvor hohen Bewertungen der Aktien zurück, erklärt Fondsmanager Matt Moberg von Franklin Templeton: „Die Kurse geben bei einigen Tech-Unternehmen deutlich nach, obwohl die fundamentalen Daten gut bleiben, das hat zum Beispiel Microsoft gezeigt. Damit werden Bewertungen zum Teil auch attraktiver.“
Dementsprechend nutzen die ersten Anleger die Korrektur zum Wiedereinstieg. Am Dienstag stieg der Nasdaq 100 in den ersten Handelsstunden in der Spitze um mehr als zwei Prozent. Anlagestrategin Solita Marcelli warnte allerdings ihre Kunden in einer Notiz: „Im Moment müssen Anleger auf anhaltende Volatilität vorbereitet sein.“
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Wall Street: Tech-Aktien verlieren in drei Tagen mehr als eine Billion Dollar an Wert - Handelsblatt
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