Die Türken kämpfen mit der Entwertung ihres Geldes: Die Lira fällt und die Inflation steigt unermüdlich an. Im Mai erreichte die Teuerungsrate 73,5 Prozent – unabhängige Forscher kommen sogar auf deutlich höhere Werte.
Die Inflation in der Türkei eilt weiter von Rekord zu Rekord: Die Verbraucherpreise zogen im Mai um 73,5 Prozent im Jahresvergleich an und erreichten damit den höchsten Stand seit fast 24 Jahren, wie aus am Freitag veröffentlichten Zahlen des Statistikamtes hervorging.
Maßgeblich angeheizt wird die Teuerung durch die hohen Energie- und Lebensmittelkosten, die durch den Wertverfall der türkischen Lira zusätzlich getrieben werden. Die Lage verschärft sich durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine; Russland und die Ukraine sind für die Türkei für den Import von Energieträgern und Getreide wichtig.
Die hohen Verbraucherpreise sind in den vergangenen Monaten zu einem der wichtigsten Themen der türkischen Politik geworden. Die Zentralbank hatte trotz der galoppierenden Inflation im Land den Leitzins zuletzt erneut unverändert gelassen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan ist ein erklärter Gegner hoher Zinsen, die nach herrschender Meinung als probates Mittel im Kampf gegen die Teuerung gelten.
Wahlen im kommenden Jahr
Die Türkei erlebt bereits seit Anfang 2017 nahezu durchgehend Teuerungsraten im zweistelligen Bereich. Ein Jahr vor den für Juni 2023 geplanten Präsidentschaftswahlen werfen Kritiker aus den Reihen der Opposition und auch einige Ökonomen dem nationalen Statistikamt aber sogar vor, das Ausmaß der Inflation noch zu beschönigen.
Unabhängige türkische Wirtschaftswissenschaftler der Inflation Research Group erklärten am Freitag, dass die Inflation im Mai im Jahresvergleich tatsächlich 160,76 Prozent erreicht habe – und damit mehr als das Doppelte der offiziellen Rate.
Erdogan unter Druck: Inflation in der Türkei steigt auf 73 Prozent - t-online
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