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Monday, June 13, 2022

Talfahrt an der Wall Street geht weiter - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung

Die US-Börsen sind am Montag angesichts zunehmender Zins- und Rezessionssorgen weiter abgesackt. Marktteilnehmer fürchteten zwei Tage vor dem Zinsentscheid der US-Notenbank Fed, dass die unerwartet hohe Inflation die Währungshüter zu noch deutlicheren Zinsanhebungen bewegen könnte. Unter Druck standen einmal mehr vor allem die Aktien von Technologieunternehmen: Deren Auswahlindex Nasdaq 100 erreichte den tiefsten Stand seit November 2020 und büßte letztlich 4,60 Prozent auf 11.288,32 Punkte ein.

Der marktbreite S&P 500 schloss nach dem tiefsten Stand seit März 2021 mit einem Minus von 3,88 Prozent bei 3749,63 Zählern. Gegenüber dem Rekordhoch im Januar bedeutet das zudem einen Rückgang um deutlich mehr als 20 Prozent, womit das Börsenbarometer nach gängiger Definition einen Bärenmarkt signalisiert. Der Leitindex Dow Jones Industrial verlor am Ende 2,79 Prozent auf 30.516,74 Punkte. Zeitweise notierte er auf dem tiefsten Stand seit Februar 2021 - die Erholung in der zweiten Maihälfte ist damit verpufft.

Es herrsche Nervosität, „weil sich neben der Inflationsdynamik zusätzlich ein Konsumrückgang abzeichnet. Das würde die Wirtschaft doppelt treffen und zu Konjunkturrückgängen führen“, sagte Andreas Lipkow von der Comdirect. Zudem stoße das abermals aufkeimende Covid-Thema in China auf blanke Nerven bei den Investoren.

„In New York geht (zudem) die Angst um, dass nun auch großkapitalisierte Technologieaktien wie Tesla und Apple, die aus technischer Sicht bislang noch keine Trendwendeformation ausgebildet haben, ebenso drehen“, ergänzte Marktanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets.

NASDAQ 100

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Dagegen halten die Marktstrategen der US-Bank JPMorgan um Marko Kolanovi den Kursrutsch der vergangenen Tage für übertrieben. Die deutlichen Verluste und der „Ausverkauf“ bei den Krypto-Währungen preisten ein Rezessionsrisiko schon mehr als angemessen ein. Die Experten setzen auf eine positive Überraschung durch die Währungshüter sowie eine Kurserholung in der zweiten Jahreshälfte. Dafür sprächen ein immer noch starker Konsum, eine Befreiung der Wirtschaft von den Restriktionen der Corona-Pandemie und wirtschaftliche Stimulierungsmaßnahmen in China.

Anlegern raten sie, vor allem auf Titel mit nun vergleichsweise niedrigen Bewertungen wie die besonders innovativer Unternehmen, Firmen mit einem starken Engagement in China, kleinere Unternehmen und Biotech zu setzen.

Unter den ohnehin geprügelten Technologietiteln stach am Montag Amazon mit einem Kursverlust von knapp fünfeinhalb Prozent negativ heraus. Einem Medienbericht zufolge hat der weltgrößte Online-Händler im Konflikt mit den Wettbewerbsbehörden der EU angeboten, die Nutzung von Verbkäuferdaten zu begrenzen und die Sichtbarkeit von Produkten der Konkurrenz auf der Plattform zu verbessern.

Kyptowährungen unter Druck 

Tesla-Papiere verloren über sieben Prozent, obwohl mit dem Elektroautobauer ein weiteres großes US-Unternehmen einen Aktiensplit angekündigt hat, um seine Anteilscheine günstiger für Kleinanleger zu machen. Das Unternehmen von Tech-Milliardär Elon Musk hatte am Freitag nach US-Börsenschluss bekannt gegeben, dass der Verwaltungsrat einem Split im Verhältnis von drei zu eins zustimmen werde, wenn die Aktionäre dies bei der anstehenden Hauptversammlung befürworteten. Tesla hatte bereits im März mitgeteilt, einen Split zu planen. Es war aber unklar, in welchem Verhältnis. Auch eine Hochstufung durch die kanadische Bank RBC, welche die Aktie nun mit „Outperform“ empfiehlt, half dem Kurs zu Wochenbeginn nicht.

Noch schlimmer als Amazon und Tesla erwischte es die Aktien von Unternehmen mit Bezug zu den ebenfalls abgestraften Kryptowährungen. Die Anteilscheine der börsennotierten Kryptowährungs-Handelsplattform Coinbase stürzten um fast elfeinhalb Prozent ab. Bei Silvergate Capital - einer Holdinggesellschaft der Silvergate Bank, die stark im Bereich Kryptowährungen engagiert ist - mussten die Anteilseigner einen Kursverlust von knapp 17 Prozent verkraften. Die Aktien des Softwareherstellers Microstrategy, der Rücklagen in die Krypro-Leitwährung Bitcoin investiert hat, gaben ein Viertel ab.

Die Aktien von Prologis sanken um siebeneinhalb Prozent, nachdem das Immobilienunternehmen mitgeteilt hatte, sich mit dem Konkurrenten Duke Realty auf dessen Kauf geeinigt zu haben - der Umfang der Transaktion via Aktientausch liegt inklusive der Übernahme von Schulden bei rund 26 Milliarden US-Dollar. Die Duke-Papiere gewannen ein Prozent.

Der Euro setzte seine Talfahrt fort: Im New Yorker Handel sank die Gemeinschaftswährung zuletzt auf 1,0412 Dollar und büßte damit den dritten Tag in Folge deutlich ein. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,0455 (Freitag: 1,0578) Dollar festgesetzt; der Dollar hatte damit 0,9565 (0,9454) Euro gekostet.

Derweil legten die Zinsen am US-Anleihemarkt weiter kräftig zu. Zuletzt lag die Rendite für Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren bei 3,37 Prozent, was den höchsten Stand seit über elf Jahren bedeutet. Der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) sackte im Gegenzug um 1,43 Prozent auf 115,14 Punkte ab.

Dax sackt ab

Auch die Talfahrt am deutschen Aktienmarkt setzte sich am Montag fort. Angesichts einer hohen Inflation, Zinsangst und damit verbundenen Rezessionssorgen scheint keine Besserung in Sicht. Der Dax sackte um 2,43 Prozent auf 13.427,03 Punkte ab. Im Handelsverlauf war der deutsche Leitindex kurzzeitig unter das Mai-Tief von 13.380,67 Punkten gerutscht. Der MDax der mittelgroßen Werte knickte um 3,57 Prozent auf 27.742,35 Zähler ein.

Weiter abwärts auf das tiefste Niveau seit Anfang 2017 ging es für TAG Immobilien nach einer skeptischen Studie der britischen Investmentbank Barclays. Die Anteilscheine brachen am MDax-Ende um 12,5 Prozent ein. Auch andere Immobilienwerte waren sehr schwach. Die Branche belasten die steigenden Zinsen. Immobilienfinanzierungen werden dadurch teurer.

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Aktien aus dem Stahlsektor gaben ebenfalls stärker nach als der Gesamtmarkt. Die Papiere von Salzgitter und Thyssenkrupp verloren bis zu neun Prozent. Händler verwiesen neben den allgemeinen Konjunktursorgen auf die Gefahr von Streiks in der Stahlindustrie.

Für einen positiven Lichtblick in dem trüben Marktumfeld sorgte Brenntag. Der Chemikalienhändler ist nach dem guten Jahresstart weiter in der Erfolgsspur und hob seine Erwartungen an den operativen Gewinn an. Die Geschäfte laufen weiter rund – bereits im ersten Quartal hatte Brenntag Rekordergebnisse präsentiert. Die Anteilscheine schlossen gut drei Prozent im Plus und setzten sich damit unangefochten an die Dax-Spitze.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 büßte 2,69 Prozent auf 3502,50 Punkte ein. Verluste in ähnlicher Größenordnung verzeichnete der Pariser Cac 40, während der Londoner FTSE 100 um rund 1,5 Prozent nachgab. In New York fiel das Leitbarometer Dow Jones Industrial zum Börsenschluss in Europa um 2,7 Prozent.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 1,31 Prozent am Freitag auf 1,47 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,96 Prozent auf 131,79 Punkte. Der Bund-Future verlor zuletzt 1,14 Prozent auf 145,22 Punkte.

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