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Tuesday, July 19, 2022

Dax-Sentiment : Die Stimmung unter Anlegern wird noch schlechter – vor allem wegen eines Risikos - Handelsblatt

Bulle und Bär vor der Börse Frankfurt

Düsseldorf Der deutsche Leitindex bestätigt seine jüngste Erholung und steigt zum Wochenstart über 13.000 Punkte. Doch viele Privatanlegerinnen und -anleger trauen der Entwicklung nicht, wie die Handelsblatt-Umfrage Dax-Sentiment zeigt. Die Stimmung unter den mehr als 7000 Teilnehmern bleibt mit einem Wert von minus 6,2 erdrückend schlecht und ist die 28. Woche in Folge negativ.

Ein grundsätzliches Problem für Anleger ist laut dem Sentiment-Experten Stephan Heibel, der die wöchentliche Umfrage auswertet: „Die Baisse gibt den Anlegern einfach keine Gelegenheit, sich von den unliebsamen Positionen zu verträglichen Preisen zu trennen.“ Die Kurse fallen mit kurzen Unterbrechungen seit Jahresbeginn, Gegenbewegungen wurden schnell gestoppt.

Die letzte längere Aufwärtsbewegung gab es während der Bärenmarktrally im Mai, als der Dax bis auf 14.709 Punkte stieg. Seitdem gab es nie mehr als drei Gewinntage in Folge. „Es ist eine nervenzehrende Marktphase mit immer neuen Hiobsbotschaften, die ein weiteres Abrutschen der Aktienmärkte auf neue Tiefs jederzeit möglich erscheinen lassen“, sagt Heibel.

Auf der anderen Seite hat die extrem schlechte Stimmung unter den Anlegern auch eine unterstützende Wirkung für die Kurse. Wenn die Stimmung bereits am Boden ist, haben schlechte Nachrichten nicht mehr so einen starken Einfluss auf die Kurse, erklärt Heibel: „Viele Anleger sagen sich dann: ‚Hab ich's doch gewusst.‘ Hohe Inflationszahlen sind in den Erwartungen drin. Schwache Quartalszahlen sind ebenfalls bereits eingepreist.“

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Dafür spricht auch der Fünf-Wochen-Durchschnitt des Sentiments. Dieser ist vom Extremwert von minus 30 in der Vorwoche diese Woche weiter abgesackt auf nun minus 31. Damit nähert er sich dem historischen Extremwert von minus 32 beim Corona-Crash. „Gerade dieser Indikator war in der Vergangenheit ein verlässlicher Signalgeber für einen tragfähigen Boden“, sagt Heibel.

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Allerdings wartet mit dem Thema Gasversorgung noch ein weiterer Risikofaktor auf die Märkte. An diesem Donnerstag sollen die Wartungsarbeiten an der Pipeline Nord Stream 1 enden. Ob die Gaslieferungen aus Russland dann aber wieder in vollem Umfang aufgenommen werden, ist unklar – genauso wie die Auswirkungen auf den Aktienmarkt.

„In den vergangenen Jahrzehnten hatten wir kein Versorgungsproblem mehr. Daher ist es schwer für Anleger, sich eine solche Situation vorzustellen – egal wie groß die Schatten bereits sind, die durch diese Bedrohung geworfen werden“, sagt Heibel.

Der Geschäftsführer des Analysehauses AnimusX erinnert zugleich daran, dass Anleger bei der Gasversorgung zwischen Europa und dem Rest der Welt unterscheiden müssen: „Das Gas, das hier fehlt, gibt es nun anderswo im Überfluss. In den USA sorgte die Störung an der größten Gasverflüssigungsanlage im Juni für einen Gasüberschuss und einen fallenden Gaspreis. Energieintensive Branchen profitieren in den USA derzeit von der Situation.“

Große Verunsicherung unter Privatanlegern

Einen weiteren Unsicherheitsfaktor sieht Heibel in der Corona-Situation in China. Es gibt wieder vermehrt Corona-Fälle, die Regierung reagiert darauf entsprechend ihrer No-Covid-Politik, indem sie ganze Wohnblocks oder Viertel unter Quarantäne stellt. „Wie weit die Verschärfungen gehen werden und welche Auswirkung sie haben werden, ist derzeit völlig ungewiss“, sagt Heibel.

Das spiegelt sich auch in den Umfrageergebnissen wider. Die Verunsicherung bleibt mit einem Wert von minus 5,7 groß.

Momentan fehlt den Anlegern der Glaube an steigende Kurse. Weniger als jeder fünfte Befragte glaubt, dass sich der Dax in drei Monaten in einer Aufwärtsbewegung befindet. Mehr als die Hälfte erwartet dagegen fallende Kurse oder eine Bodenbildung am Aktienmarkt. Die Erwartungen sind dadurch auf einen Wert von 1,3 gesunken. Das ist der zweitniedrigste Wert seit über einem Jahr.

Vor diesem Hintergrund ist es überraschend, dass die Investitionsbereitschaft mit 1,7 stabil bleibt und gegenüber der Vorwoche nur leicht zurückgeht. „Darin enthalten sind jedoch auch Anleger, die den Markt shorten wollen, also auf fallende Kurse spekulieren“, ordnet Heibel ein. Aktien kaufen will tatsächlich weniger als jeder vierte Befragte.

Dieser Pessimismus ist auch im Euwax-Sentiment der Börse Stuttgart sichtbar, an der Privatanleger handeln. Das Sentiment ist die zweite Woche in Folge deutlich zurückgefallen. Nachdem es vor zwei Wochen noch bei zwölf lag, hat es nun einen Wert von zwei erreicht.

Dabei gilt: Je größer der Wert ist, desto größer ist der Überhang von Call-Optionen, mit denen man von steigenden Kursen profitiert, gegenüber dem Anteil der Put-Produkte, deren Wert bei fallenden Kursen steigt. „Die Spekulation auf eine Erholung wurde offensichtlich sehr schnell beendet“, erklärt Heibel.

Profis, die sich über die europäische Terminbörse Eurex absichern, haben ihre Absicherungspositionen ebenfalls erhöht. Das Put/Call-Verhältnis notiert bei 3,8 und liegt somit deutlich über dem Durchschnitt von 1,8. Es werden also vermehrt Put-Absicherungen gekauft.

US-Profi-Anleger verringern Absicherungen

Anders ist die Lage in den USA. Das Put/Call-Verhältnis der größten US-Terminbörse CBOE in Chicago ist weiter abgerutscht. „In den USA lösen Anleger ihre Absicherungen offensichtlich auf“, sagt Heibel. Das passt auch zur Beobachtung des Analysehauses S3 Partners, dass nur noch wenige neue Short-Positionen auf US-ETFs eröffnet werden. Diese gelten bei Profi-Investoren als klassische Absicherung gegen Marktturbulenzen.

Allerdings bleibt die Investitionsquote der US-Fondsanleger mit 27 Prozent auf historisch niedrigem Niveau, beobachtet Heibel: „In der Regel sind Fondsmanager zu 80 Prozent investiert, derzeit wird jedoch aus Vorsicht 73 Prozent Cash gehalten.“

Auch die US-Privatanleger bleiben vorsichtig, wie das Verhältnis zwischen den Optimisten (Bullen) und Pessimisten (Bären) zeigt. 46 Prozent der Privatanleger sind aktuell dem Lager der Bären zuzuordnen, nur 27 Prozent dem Lager der Bullen. Das Bulle-Bär-Verhältnis liegt dadurch bei knapp minus 20 Prozent.

Weitere Anlageklassen

  • Der Euro hat gegenüber dem Dollar in der Vorwoche weiter nachgegeben und erreichte mit 0,9950 Dollar je Euro den tiefsten Stand seit 20 Jahren. „Entsprechend negativ ist die Stimmung am Devisenmarkt“, sagt Heibel. „Niedergeschlagenheit und Verunsicherung der Anleger befinden sich auf extrem negativen Niveaus. Bären dominieren das Geschehen, an eine nennenswerte Erholung glaubt kaum jemand. Eigentlich ist das eine gute Voraussetzung für steigende Notierungen.“
  • Auch am Goldmarkt ist die Stimmung auf einen extrem negativen Wert abgesackt. In der Vorwoche erreichte der Goldpreis je Feinunze ein neues Jahrestief. „Der Preissturz hat offensichtlich viele Anleger auf dem falschen Fuß erwischt. Dabei ist das Gold stets erst in einer zweiten Phase einer Korrektur als sicherer Hafen zu gebrauchen. Jetzt wäre vermutlich ein guter Zeitpunkt, Gold zu kaufen“, sagt Heibel.

Hinter Erhebungen wie dem Dax-Sentiment mit mehr als 7000 Teilnehmern stehen zwei Annahmen: Wenn viele Anlegerinnen und Anleger optimistisch sind, haben sie bereits investiert. Dann bleiben nur wenige übrig, die noch kaufen und damit die Kurse in die Höhe treiben könnten. Umgekehrt gilt: Wenn die Anlegerinnen und Anleger pessimistisch sind, haben sie mehrheitlich nicht investiert. Dann können nur noch wenige verkaufen und damit die Kurse drücken.

Sie wollen an der Umfrage teilnehmen? Dann lassen Sie sich automatisch über den Start der Sentimentumfrage informieren, und melden Sie sich für den Dax-Sentiment-Newsletter an. Die Umfrage startet jeden Freitagmorgen und endet Sonntagmittag.

Mehr: Diese zehn Fehler machen Anleger aus Sicht der Börsenpsychologen.

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